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       # taz.de -- Pläne für mehr Strom von Agrarflächen: Vom Acker in die Steckdose
       
       > Grün geführte Ministerien wollen, dass auf Feldern neben Nahrungsmitteln
       > mehr Solarstrom produziert wird. Umweltschützer begrüßen die Pläne.
       
   IMG Bild: Dazwischen kann noch Gras geerntet werden: Agri-Photovoltaik-Anlage mit Solarmodulen im Saarland
       
       Berlin taz | Die von Grünen geführten Bundesministerien für Klima, Umwelt
       und Landwirtschaft wollen deutlich mehr Solaranlagen auf Äckern. Dazu
       sollen Photovoltaik-Module auf landwirtschaftlichen Flächen durch das
       [1][Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)] gefördert werden, wie aus einem am
       Donnerstag verbreiteten [2][Eckpunktepapier] der drei Ministerien
       hervorgeht.
       
       „Wir haben uns vorgenommen, in weniger als neun Jahren 80 Prozent unseres
       Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Heute sind wir bei knapp über
       40 Prozent“, teilte Wirtschaftsminister Robert Habeck mit. Auf
       landwirtschaftlichen Flächen seien zusätzliche Anlagen für Solarstrom mit
       einer Leistung von bis zu 200 statt derzeit knapp 60 Gigawatt möglich. Der
       Vorschlag für mehr Solarstrom auf Agrarflächen „bringt den Klimaschutz
       voran und behält gleichzeitig die Belange der Landwirtschaft und des
       Naturschutzes im Auge“.
       
       Die Nutzung von Agrarflächen für Solarmodule ist umstritten, weil
       fruchtbarer Ackerboden verloren gehen kann und möglicherweise das
       Landschaftsbild beeinträchtigt wird. Bislang ist Solarstrom aus Anlagen auf
       Agrarflächen daher in der Regel von der EEG-Förderung ausgeschlossen.
       Ausnahmen gibt es für sogenannte benachteiligte landwirtschaftliche Gebiete
       wie Bergregionen. Solaranlagen auf Freiflächen stehen oft auf Konversions-
       oder Industrieflächen, belasteten Flächen oder ehemaligem Militärgelände.
       Wegen der gesunkenen Produktionskosten und hoher Strompreise sind solche
       Anlagen auch auf Ackerflächen für Investoren interessant geworden.
       
       Den vereinbarten Eckpunkten zufolge sollen sogenannte
       Agri-Photovoltaik-Anlagen grundsätzlich auf allen Ackerflächen gefördert
       werden. Dies sind spezielle Solaranlagen, mit denen sich eine Fläche sowohl
       landwirtschaftlich als auch für die Energieproduktion nutzen lässt. Die
       Bauern könnten weiter EU-Agrarsubventionen erhalten, wenn die
       landwirtschaftliche Nutzung nur bis zu 15 Prozent durch die Stromerzeugung
       beeinträchtigt werde. Das Papier schränkt allerdings ein: „Schutzgebiete,
       Grünland, naturschutzrelevante Ackerflächen und Moorböden werden aus
       Gründen des Naturschutzes und des Klimaschutzes ausgeschlossen.“
       
       ## Papier als Wegweiser
       
       Die Eckpunkte sehen auch vor, die „benachteiligten Gebiete“ auszuweiten.
       Damit könnten auf etwa 9 Prozent mehr Fläche als bisher im EEG zugelassen
       Anlagen gefördert werden. Auch Solaranlagen auf landwirtschaftlich
       genutzten Moorböden sollen subventioniert werden, wenn diese gleichzeitig
       wiedervernässt werden zum Klimaschutz. Bei allen Freiflächen sollen die
       Kommunen Auflagen für den Naturschutz vorschreiben dürfen.
       
       „Das Papier geht genau in die richtige Richtung“, sagte Sebastian Scholz,
       Klimaschutzexperte des Naturschutzbunds (Nabu), der taz. Er lobte vor
       allem, dass die Genehmigungen an Naturschutzkriterien gekoppelt werden
       sollen. Scholz kritisierte aber, dass auch künftig vor allem
       landwirtschaftlich weniger attraktive Flächen als „benachteiligt“ gelten
       sollen. Gerade diese Flächen seien für den Naturschutz interessant.
       
       Der Bauernverband verlangte, auch Agri-Photovoltaik-Anlagen auf Grünland zu
       fördern. Der Bundesverband Solarwirtschaft bezeichnete das Papier der
       Ministerien als „unzureichend“ und forderte noch mehr Flächen.
       
       10 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Erneuerbare-Energien-Gesetz-EEG/!t5022427
   DIR [2] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/E/eckpunktepapier-ausbau-photovoltaik-freiflaechenanlagen.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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