# taz.de -- Israel-Palästina-Konflikt: Erneut Gewalt in Scheich Dscharrah
> In Ostjerusalem provoziert ein israelischer Abgeordneter, indem er ein
> „Büro“ errichtet. Bei Protesten dagegen werden Dutzende Menschen
> verletzt.
IMG Bild: Itamar Ben Gvir, rechtsextremer Parlamentsabgeordneter, am Sonntag in Scheich Dscharrah
Jerusalem afp | Bei einem Besuch des umstrittenen israelischen Abgeordneten
Itamar Ben Gvir in Ostjerusalem ist es am Sonntag zu gewaltsamen
Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei
gekommen. Zwölf Menschen wurden nach Polizeiangaben beim Vorgehen gegen
„einen gewalttätigen Aufstand“ im Viertel Scheich Dscharrah festgenommen.
Ben Gvir hatte in dem palästinensischen Stadtviertel ein Zelt als „Büro“
aufgestellt, bei den Protesten dagegen wurden Dutzende Menschen verletzt.
[1][Scheich Dscharrah gilt als ein Zentrum des palästinensischen
Widerstands] gegen israelische Landnahme. [2][Palästinensern droht im
annektierten Ostjerusalem oft die Zwangsräumung], die Grundstücke gehen
dann an jüdische Siedler. Mittlerweile leben mehr als 200.000 Menschen in
völkerrechtlich illegalen israelischen Siedlungen in Ostjerusalem.
Der jüdische Nationalist Ben Gvir wirft der Polizei vor, jüdische Siedler
in Scheich Dscharrah nicht ausreichend vor gewaltbereiten Palästinensern zu
schützen. „Jüdische Leben sind wertlos geworden“, schrieb er vor seinem
Besuch auf Twitter. Das Mitglied der Partei Religiöse Zionisten ist ein
erklärter Bewunderer des jüdischen Attentäters Baruch Goldstein, der 1994
in Hebron 29 Palästinenser ermordete.
Reportern vor Ort sagte Ben Gvir, er werde in Scheich Dscharrah bleiben,
bis die Polizei für Sicherheit sorge. Am Abend warf er den
Sicherheitskräften vor, sein „Büro“-Zelt zerstört zu haben.
## EU: „Unverantwortliche Provokationen“
Die Palästinensische Autonomiebehörde im israelisch besetzten
Westjordanland verurteilte den Besuch Ben Gvirs als „provokanten und
eskalierenden Schritt, der Gewalt auszulösen droht, die nur schwer zu
kontrollieren sein wird“. Laut dem Roten Halbmond wurden durch den Einsatz
von Wasserwerfern und Gummigeschossen am Sonntag 31 Palästinenser, darunter
ein Kind, verletzt. Ein AFP-Reporter sah einen verletzten Polizisten.
Die EU-Vertretung in den Palästinensergebieten erklärte im
Kurzbotschaftendienst Twitter, dass „unverantwortliche Provokationen und
andere eskalierende Handlungen in diesem sensiblen Gebiet die Spannungen
nur weiter anheizen und beendet werden müssen“.
Im vergangenen Mai hatte eine Räumungsklage gegen Palästinenser in Scheich
Dscharrah massive Spannungen ausgelöst und zu [3][mehrtägigen bewaffneten
Auseinandersetzungen] zwischen bewaffneten Gruppen im Gazastreifen und der
israelischen Armee geführt. Mehr als 250 Menschen starben und mehr als
2.000 wurden verletzt, die meisten von ihnen Palästinenser.
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat bereits mit
„Konsequenzen“ wegen der anhaltenden „Angriffe“ Israels auf Scheich
Dscharrah gedroht. Am Samstag waren bei Unruhen in dem Viertel sechs
Menschen festgenommen worden. Palästinenser in Ostjerusalem beschuldigen
die israelische Polizei, Proteste mit harter Hand zu unterdrücken.
Israel hatte Ostjerusalem im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert und später in
einem von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannten Schritt
annektiert. Die Palästinenser beanspruchen das Gebiet als Hauptstadt eines
künftigen Staates.
14 Feb 2022
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