# taz.de -- Nach Polizeieinsatz gegen Pilger:innen: Verfahren eingestellt
> Ein als politisch gewerteter Pilgermarsch war von der Polizei ruppig
> gestoppt worden. Nun müssen die Pilger:innen keine Strafverfolgung
> mehr fürchten.
IMG Bild: Kreuz an der Kante des Tagebaus Garzweiler bei Lützerath
Teilnehmer:innen eines ökologisch-ökumenischen Pilgerwegs von Gorleben
nach Garzweiler, [1][die im vergangenen Sommer von der Polizei ruppig
angegangen] und teilweise in Gewahrsam genommen worden waren, müssen keine
Strafverfolgung mehr befürchten. Alle Ermittlungen seien eingestellt
worden, teilten die Organisatoren des Marsches mit. Sie fordern jetzt eine
Entschuldigung der Behörden.
Die Pilgerguppe war am 23. Juli bei Hamm von der Polizei gestoppt worden.
Die Beamten werteten den Umzug als unangemeldete politische Versammlung, da
auch eine Fahne mit der Aufschrift „Stoppt Braunkohle“, ein Transparent mit
dem Papstzitat „Diese Wirtschaft tötet“ und das Hungertuch des katholischen
Hilfswerks Misereor gezeigt wurden.
Die Situation eskalierte während einer Andacht, als Polizisten einen Pilger
umringten und abdrängten. Zwei ältere Männer wurden nach
Augenzeugenberichten grob zu Boden gestoßen, eine 67-jährige Frau von den
Christians for Future musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Beamten
nahmen einen jungen Pilger in Gewahrsam, kassierten sein Handy ein und
führten einen Mann in Handschellen ab.
## „Unangemessene Härte“
Die Polizei sei „mit völlig unangemessener Härte“ vorgegangen, berichteten
Teilnehmer:innen seinerzeit. Einige Polizisten seien mit gezogenem
Schlagstock vorgerückt, andere hätten Pfeffersprayer gezückt. Die
Pilger:innen erhielten nach der Kontrolle die Auflage, nur noch explizit
religiöse Fahnen und Transparente mitzuführen. Laut Polizei war der Mann in
Gewahrsam gekommen, weil er seine Personalien nicht geben wollte und sich
„verbal aggressiv“ gegenüber den Beamten verhalten habe. Zudem sollen zwei
Mitglieder der Gruppe versucht haben, den jungen Mann beim Abführen durch
die Polizei zu befreien.
Erst mit dem Eintreffen von Pfarrern entspannte sich die Lage etwas.
Dennoch erstatteten die Beamten Anzeige wegen Widerstands gegen
Vollstreckungsbeamte sowie versuchter Gefangenenbefreiung. Insbesondere die
Evangelische Kirche im Rheinland setzte sich für die Pilger:innen ein.
Nach fast sieben Monaten erfolgte nun die Einstellung der Verfahren.
„Es wurde jetzt auch wirklich Zeit, dass diese Beschuldigungen aus der Welt
geschafft wurden“, sagt Cornelia Senne. Die evangelische Theologin hält
regelmäßig Gottesdienste „an der Kante“ zum [2][Tagebau Garzweiler]. Und
Negen Jansen, eine der Organisator:innen des Pilgermarsches, ergänzt:
„Spätestens jetzt wäre wirklich eine Entschuldigung der Verantwortlichen
angebracht.“
14 Feb 2022
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## AUTOREN
DIR Reimar Paul
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