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       # taz.de -- Energiekosten-Entlastungspaket: Soziale und ökologische Irrfahrt
       
       > Das Entlastungspaket der Ampelregierung geht in die falsche Richtung.
       > Statt einer Pendlerpauschale sind Programme zum Energiesparen
       > erforderlich.
       
   IMG Bild: Das Entlastungspaket geht in die falsche Richtung: angebracht wäre eine Prämie für RadlerInnen
       
       Die Bundesregierung hat angesichts der steigenden Energiepreise ein
       [1][Entlastungspaket für Bürger:innen] geschnürt – das ist eine richtige
       Initiative. Aber wie die Ampelregierung es anpackt, ist falsch: Für
       Menschen mit wenig Einkommen sind die geplanten Zahlungen viel zu niedrig,
       insgesamt profitieren Wohlhabende stärker. Nicht nur sozial, auch
       ökologisch ist das Paket eine einzige Irrfahrt.
       
       Zum Beispiel die [2][Pendlerpauschale], die erhöht werden soll und mit der
       Berufstätige ihre Steuerlast senken können: Zig Studien zeigen, dass davon
       Wohlhabende sehr viel mehr profitieren als Arme. Menschen mit niedrigem
       Einkommen haben nichts oder wenig davon, weil sie kaum Steuern zahlen.
       Dabei leiden sie am heftigsten unter den steigenden Preisen, nicht nur für
       Sprit.
       
       Wohlhabende sparen zwar keine (für sie) allzu hohen Summen, aber bei den
       leidenschaftlichen Autofahrer:innen unter ihnen dürfte das politische
       Signal der Regierung gut ankommen: Fahrt nur schön weiter, wir kümmern uns,
       damit ihr unbesorgt sein könnt. Das ist angesichts der Klimakrise und des
       [3][Krieges in der Ukraine], den durch die Ölimporte aus Russland
       schließlich hierzulande Autofahrer:innen mitfinanzieren, eine völlig
       unangemessene Botschaft.
       
       Angebrachter wäre ein Bonus fürs Abschaffen von Autos und eine Prämie für
       alle, die ein Rad oder E-Bike kaufen oder ein ÖPNV-Abo abschließen wollen.
       Auch von der vorgesehenen Erhöhung der steuerlichen Freibeträge profitieren
       Gutverdiener:innen mehr als Niedriglöhner:innen. Arme Rentner:innen
       und Hartz-IV-Empfänger:innen gehen dabei ganz leer aus. Zu Recht
       kritisieren Sozialverbände, dass die für sie vorgesehene Zahlung von 100
       Euro ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.
       
       Wer arm ist, braucht jetzt Unterstützung – und zwar eine wirkungsvolle und
       keine symbolische. Von dieser Akuthilfe abgesehen, muss es aber darum
       gehen, Hilfen in Einklang mit einer konsequenten Klimapolitik zu gewähren,
       anstatt sie zu konterkarieren. Nicht sinnvoll ist, dass der Staat blind
       steigende Energiepreise subventioniert.
       
       Die Bundesregierung muss stattdessen mit aller Kraft die Abkehr von Öl und
       Gas voranbringen, indem sie den Ausbau der erneuerbaren Energien weitaus
       energischer vorantreibt, und Bürger:innen beim Energiesparen
       unterstützt, etwa durch Förderung neuer Heizungen oder ein
       Austauschprogramm für Haushaltsgeräte.
       
       Klimapolitisch ist das überfällig und geopolitisch jetzt wie nie zuvor
       geboten. Jeder Kubikmeter Gas, der beim Heizen, Kochen, bei der Warmwasser-
       oder Stromgewinnung verbraucht wird, und jeder verfahrene Liter Sprit ist
       doppelt fatal: Er fördert die Erderhitzung – und füllt auch noch die
       russische Kriegskasse.
       
       27 Feb 2022
       
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