# taz.de -- Schmiergeldskandal bei Mobilfunkkonzern: Ericsson im „Islamischen Staat“
> Der Mobilfunkkonzern Ericsson könnte laut internem Bericht Schmiergeld an
> den IS gezahlt haben. Auch Mitarbeiter sollen gefährdet worden sein.
IMG Bild: Die Ericsson-Zentrale in Stockholm
Berlin taz | [1][Im Juni 2014 nimmt die Terrororganisation „Islamischer
Staat“ (IS) die irakische Stadt Mossul ein]. Der Mobilfunkkonzern Ericsson
ist zu diesem Zeitpunkt im Irak und in der autonomen Region Kurdistan gut
im Geschäft. Nach internen Debatten wird auf Führungsebene beschlossen:
Einfach weitermachen. Das hat eine interne Untersuchung des Konzerns
ergeben. [2][Der so entstandene Bericht wurde dem International Consortium
of Investigative Journalists (ICIJ) zugespielt,] das ihn zusammen mit 31
internationalen Medienpartnern nachrecherchierte und Ausschnitte daraus
veröffentlichte.
Der Bericht belegt Korruption in verschiedenen Ländern – darunter eine
Zahlung von 1,2 Millionen US-Dollar „Beratergebühren“ an einen Verwandten
des Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan, Neçirvan Barzani. Der
Familie gehört die Mehrheit des größten Mobilfunkanbieters der Region,
Korek Telecom. Der Bericht belegt ebenfalls, dass Ericsson auch vor einer
Annäherung an den IS nicht zurückschreckte.
[3][Ein junger Mann, der von ICIJ nur Affan genannt wird], arbeitet zum
Zeitpunkt der Invasion für Orbitel Telecommunication, ein Subunternehmen
von Ericsson, das damit beauftragt ist, das Netzwerk von Asiacell, einem
kurdischen Telekommunikationsanbieter, auszubauen. Er sagt, seine
Vorgesetzten hätten ihn aufgefordert, selbst dann weiterzuarbeiten, als
seine Kollegen von IS-Kämpfern über mehrere Stunden festgehalten wurden.
Die Lösung: Affan soll einen Brief an den IS überbringen – darin schreiben
Ericsson und Asiacell: „Bitte unterstützen Sie den Einsatz des technischen
Teams“ und „Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit im Dienste des öffentlichen
Interesses“.
Doch der IS wittert seine Chance auf Geld: Affan wird festgehalten, muss
seinen Vorgesetzten anrufen, von dem fordert sein Entführer Millionen. Der
Vorgesetzte, ein Projektmanager bei Ericsson, legt auf. Affan wird unter
Hausarrest gestellt, kann später fliehen.
Es ist nicht das einzige Mal, dass Ericsson auf eine Art Kuschelkurs mit
dem IS geht. Für das Ausbauprojekt von Asiacell soll Equipment von Erbil im
Nordirak nach Ramadi ins Zentrum des Landes geschafft werden. [4][Der
offizielle Weg führt an zahlreichen Zollkontrollen vorbei; der
inoffizielle, längere, geht durch vom IS erobertes Gebiet.] Der Bericht
sagt: 30 Lastwagen hätten je zwischen 3.000 und 4.000 US-Dollar bezahlt, um
die inoffizielle Route passieren zu können. Dass dabei Geld an den
„Islamischen Staat“ floss, kann nicht ausgeschlossen werden.
1 Mar 2022
## LINKS
DIR [1] /Islamistische-Kaempfer-im-Irak/!5039965
DIR [2] https://www.icij.org/investigations/ericsson-list/ericsson-leak-isis-iraq-corruption/
DIR [3] https://www.icij.org/investigations/ericsson-list/iraq-isis-hostage-telecom-engineer/
DIR [4] https://www.icij.org/investigations/ericsson-list/ericsson-leaked-data-secret-payments-iraq/
## AUTOREN
DIR Lisa Schneider
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