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       # taz.de -- Resolution der UN-Umweltversammlung: Durchbruch gegen die Plastikflut
       
       > Die Plastikverschmutzung ist neben Klimawandel und Artenverlusten die
       > größte Umweltkrise der Gegenwart. Nun wird ein globales Abkommen
       > verhandelt.
       
   IMG Bild: Ende 2024 soll das UN-Plastikabkommen ausverhandelt sein
       
       Berlin taz | Es war der Startschuss für eins der anspruchvollsten
       Umweltschutzvorhaben seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015: [1][die
       Beendigung der Plastikverschmutzung in Wasser, Luft und Boden].
       
       Am Mittwochnachmittag beschlossen die Mitgliedsstaaten der Vereinten
       Nationen auf ihrer Umweltversammlung in Nairobi, einen rechtsverbindlichen
       globalen Vertrag auszuarbeiten. Gespräche sollen noch in diesem Halbjahr
       beginnen, eine erste Konferenz im zweiten Halbjahr 2022 statt finden. Ende
       2024 soll das UN-Plastikabkommen ausverhandelt sein.
       
       Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach von „einem wichtigen Erfolg“.
       Beim Umweltverband WWF zeigte man sich noch begeisterter: „Das ist schon
       historisch“, sagte Alois Vedder, der dort den Bereich Politik leitet, der
       taz. Der Verhandlungauftrag sei so klar, dass der Vertrag von Anfang an
       verbindlicher werden könne als das Pariser Abkommen – „wenn er gut
       ausgestaltet wird“.
       
       Auch wenn Kunststoffe erst nach dem Zweiten Weltkrieg massenhaft eingesetzt
       wurden, zählt die Plastikverschmutzung neben Klimawandel und
       Biodiversitätsverlust längst zu den ganz großen globalen Umweltkrisen.
       [2][Rund 150 Millionen Tonnen Plastik haben sich in den Ozeanen
       angereichert], Plastikmüll, Mikro- und Nanoplastik finden sich in den
       entlegensten Gegenden, [3][stören Ökosysteme und landen über die
       Nahrungsketten in Tier und Mensch].
       
       ## Historisch kurzer Anlauf
       
       Ende 2017 diskutierte die Umweltversammlung erstmals über die Plastikflut.
       Zwei Jahre später scheiterte Norwegen mit einem Anlauf für eine Resolution.
       Dass nur drei weitere Jahre bis zum Erfolg eines neuen Versuchs nötig
       waren, können viele Beobachter:innen kaum fassen. Vorangetrieben hatte
       ihn zuletzt eine Allianz aus afrikanischen, lateinamerikanischen,
       asiatischen und europäischen Staaten. „Das Problem ist einfach so evident“,
       sagte Vedder. Hilfreich sei aber sicherlich auch, „dass keine Wirtschaft
       wirklich davon abhängt, dass wir Plastikmüll ins Meer kippen“, die
       Verschmutzung in vielen Ländern aber direkte negative Auswirkungen etwa auf
       den Tourismus habe.
       
       Das Mandat der Umweltversammlung zielt auf einen Vertrag mit globalen
       Regeln und Verpflichtungen für den gesamten Lebenszyklus von Plastik. Er
       soll Ziele zur Bekämpfung der Verschmutzung enthalten und zu nationalen
       Aktionsplänen führen. Klar ist auch, dass es einen Mechanismus geben muss,
       wie ärmere Länder finanziell unterstützt werden können.
       
       „Wir hätten uns natürlich noch klarere Vorgaben vorstellen können“, sagt
       Vedder. „Das Wort 'Verbot“ etwa kommt in der Resolution nicht vor.“
       Endgültig ist das noch nicht. Die Entschließung sieht ausdrücklich vor,
       dass Zivilgesellschaft und Privatsektor bei der Entwicklung und Umsetzung
       des Abkommens miteinbezogen werden sollen.
       
       2 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Plastikmuell-im-Meer/!5830658
   DIR [2] https://litterbase.awi.de/
   DIR [3] /Neue-Studie-der-Vereinten-Nationen/!5814640
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Willms
       
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