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       # taz.de -- Falsche Ehrung für Pferdesportlerin: Auf dem Rücken der Tiere
       
       > Die niedersächsische Sportlerin des Jahres ist eine
       > Vielseitigkeitsreiterin. Schon die Nominierung war ein Fehler. Tierschutz
       > war offenbar egal.
       
   IMG Bild: Tokio 2020: Reiterin Julia Krajewski holte Gold bei der Olympiade
       
       Wenn man wollte, könnte man über Julia Krajewski eine sehr empowernde
       Geschichte erzählen: Als erste Frau hat sie bei den Olympischen Spielen in
       Tokio eine Einzel-Goldmedaille im Vielseitigkeitsreiten gewonnen. Nur
       folgerichtig also, dass sie mit einer solchen Leistung auch Niedersachsens
       Sportlerin des Jahres geworden ist? Mitnichten. [1][Schon ihre Nominierung
       war ein Fehler.] Der niedersächsische Landessportbund zeigt damit, wie egal
       dort allen Verantwortlichen die in Tokio entbrannte Debatte um den
       Tierschutz im Reitsport ist.
       
       Zur Erinnerung: Die deutsche Reiterin Annika Schleu hatte im Olympischen
       Fünfkampf das ihr zugeloste Pferd [2][heulend mit ihrer Gerte geschlagen],
       während ihre Trainerin ihr „Hau richtig drauf“ zurief. Es folgten ein
       Shitstorm und eine international geführte Debatte. Der Sportverband Union
       Internationale de Pentathlon Moderne verkündete dann im November, angeblich
       ganz unabhängig von den aktuellen Ereignissen, dass der Moderne Fünfkampf
       bei Olympia künftig ohne das Reiten ausgetragen werden solle.
       
       Vielseitigkeitsreiten ist nicht Fünfkampf. Aber auch dieser Sport – bei dem
       Reiter*innen immerhin mit dem eigenen Pferd antreten – steht schon ewig
       in der Kritik. Das Verletzungsrisiko für Mensch und Tier ist hoch. Daran
       ändert nichts, dass es heute Airbag-Westen und Hindernisse gibt, die bei
       einem Aufprall umklappen sollen, anstatt als feste Stolperfalle zu
       fungieren.
       
       Zur Vielseitigkeit gehören drei Disziplinen: [3][die hochgradig
       unnatürlichen Bewegungen der Dressur], das Springen und der Geländeritt.
       Dabei müssen die Tiere ihren Menschen blind vertrauen: Sie springen über
       Hindernisse in die Tiefe, ohne den Grund einschätzen zu können. Verletzen
       sie sich, bedeutet das in vielen Fällen den Tod.
       
       ## Totes Pferd bei Olympia
       
       Auch das gab es in Tokio: Das Schweizer Pferd mit dem absurden Namen „Jet
       Set“ kam nach dem Sprung über ein Wasserhindernis falsch auf und zog sich
       einen Bänderriss zu. Der 14-jährige Wallach wurde noch in Tokio
       eingeschläfert. Um es mit den Worten des Komikers Aurel Mertz zu sagen:
       „Der Gaul kann sich nicht beklagen. Welches andere Schweizer Provinzpferd
       kann von sich behaupten, in Tokyo gestorben zu sein?“
       
       Natürlich sind solche Unfälle weder lustig noch einfach Pech. Die
       Geländeritte an sich sind das Problem und gehören abgeschafft.
       Sportler*innen suchen es sich aus, das große Risiko einzugehen. Tiere
       können das nicht.
       
       Pferdeland-Oberhaupt Stephan Weil (SPD) hat die Wahl zur Sportler*in des
       Jahres vermutlich als netten Öffentlichkeitstermin gesehen. Eine solche
       Wahl aber ist politisch. Eine Vielseitigkeitsreiterin darf nach diesen
       Olympischen Spielen – unabhängig von ihrer Leistung – nicht Sportlerin des
       Jahres werden. Dann schon eher ihr Pferd.
       
       23 Feb 2022
       
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