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       # taz.de -- Superspreader im Restaurant: Die Corona-Unterernährung
       
       > Die Hitze des Dönerspießes sollte alle Coronaviren abtöten, denke ich
       > mir. Trotzdem landet mein Mittagessen am Ende im Mülleimer.
       
   IMG Bild: Ich seh's doch: Die Coronaviren tanzen auf dem Döner
       
       Döner macht nicht nur schöner, sondern ist auch gesund. Ich meine natürlich
       gesund in dem Sinne, dass kein einziges Coronavirus diese Hitze am Spieß
       überleben kann. Deshalb renne ich mit knurrendem Magen zum Antalya-Imbiss.
       
       [1][„Hallo, Bruder, einen Döner bitte“], rufe ich vom Bürgersteig aus, ohne
       den Laden zu betreten. Am Fleischspieß können die Viren nicht überleben –
       im Restaurant schon.
       
       „Sofort, Bruder“, ruft er leicht heiser zurück.
       
       „Bist du gesund, Bruder? Hoffentlich kein Corona oder so?“, frage ich
       leicht panisch nach.
       
       „Klar, Bruder“, kommt wieder kurz und knapp als Antwort. Mehr als zwei
       Wörter sagt er nicht, damit ich an seiner rauen Stimme seine Halskrankheit
       nicht raus höre.
       
       „Oh“, jammert er plötzlich – diesmal nur einsilbig! Er hat sich am Spieß
       die Hand verbrannt und pustet jetzt kräftig drauf, genauer gesagt, er
       spuckt auf meinen Döner! Noch genauer gesagt, er schickt seine Viren direkt
       zu meinem Döner, den er ja leider in der Hand hält!
       
       ## Tausende tanzende Viren auf dem Döner
       
       Er ist zwar bereits in Alufolie eingewickelt, aber wie akrobatisch diese
       Coronaviren sind, ist ja inzwischen weltbekannt. Ich sehe förmlich tausende
       kleine Mini-Covids enthusiastisch auf meinem Döner rumtanzen.
       
       Offensichtlich denkt der Kerl, ich hätte seine Viruserkrankung nicht
       durchschaut und würde mir diesen Coronadöner einfach so reinziehen. Nie im
       Leben! Bin ich etwa Selbstmörder?!
       
       Nachdem ich bezahlt habe, werfe ich den Döner heimlich in den Mülleimer.
       Dem Tod mal wieder genial von der Schippe gesprungen! Den hasserfüllten
       Blicken des Dönerverkäufers nach zu urteilen, weiß er schon längst, dass
       ich seinen Döner in den Müll werfe, um seinen Plan zu durchkreuzen, mich
       kaltblütig anzustecken.
       
       ## Dann eben Pizza
       
       Völlig ausgehungert renne ich zum Pizzaladen und bleibe selbstverständlich
       wieder draußen vor der Tür stehen. Die leckeren Teigdinger werden so heiß
       gebacken, das überlebt kein noch so akrobatisches Virus.
       
       Mit der Holzschaufel befördert Luigi meine Pizza, ohne sie zu berühren, vom
       Ofen direkt in den Karton. Super! Das nenne ich mal hygienisch.
       
       „Wollene du habene, a bissene firischene Kräutere darübere?“, grinst er
       mich an.
       
       „Neeeiiinnnn! Bitte niiiiichtt“, rufe ich – aber er hört mich nicht mehr
       und hat seine coronaverseuchten Fettfinger bereits genüsslich in den
       Kräuterteller gesteckt und schaufelt diese auf meine Pizza.
       
       Mit Unmengen Covid-19-Kräutern obendrauf landet die Pizza natürlich im
       nächsten Mülleimer, bevor die ganzen 19 Covids auf mich rüber hüpfen
       können. Aber so, dass Luigi es nicht sehen kann. Dass ich bereits alle
       türkischen Dönerverkäufer zum Feind habe, reicht mir völlig.
       
       „Grazie“, stammele ich Idiot auch noch!
       
       Was zur Folge haben wird, dass diese ‚a bissene firischene Kräutere‘ jedes
       Mal auf meiner ‚Pizza-Vegetaria‘ landen, und die Pizzas danach zwangsläufig
       im Mülleimer.
       
       Kein Wunder, dass auf der Welt viel mehr Menschen an Unterernährung sterben
       als an Corona!
       
       10 Mar 2022
       
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