# taz.de -- Kostenlose Tampons in Lichtenberg: Zwölf Spender gegen Periodenarmut
> Damit die Menstruation nicht ins Geld geht: Der Bezirk Lichtenberg bietet
> nun in zwölf Einrichtungen kostenlos Binden und Tampons an.
IMG Bild: Einer der zwölf Spender, in denen der Bezirk Lichtenberg kostenlose Periodenprodukte anbietet
berlin taz | [1][Was in Schottland längst Gesetz ist] und in Deutschland
die Stadt Hamm vorgemacht hat, nimmt sich jetzt auch Berlin-Lichtenberg
vor: Menstruationsprodukte sollen Frauen und Mädchen in den öffentlichen
Einrichtungen des Bezirks zukünftig kostenlos zur Verfügung stehen – in
Jugendtreffs und Sportzentren, Bibliotheken und Bürgerämtern.
Einer von zunächst zwölf Spendern hängt in der Frauentoilette des
Nachbarschaftshauses in der Riebnitzstraße im Lichtenberger Ostseeviertel.
Hier sitzen unter anderem das Frauenprojekt Für Sie*, eine
Wohnungslosenhilfe und die Koordinierungsstelle Alleinerziehende
Lichtenberg. Der Spender ist ein silberner Kasten, nicht größer als ein
Schuhkarton, mit einer Öffnung für Tampons und einem Schlitz für Binden.
Daneben hängt ein buntes Poster mit Infografiken, die die richtige
Verwendung von Tampons erklären. An diesem Mittwoch ziert eine rote
Schleife den Kasten, Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) ist zu
dessen Eröffnung gekommen. Tamponautomaten in öffentlichen Toiletten
sollten „so normal sein wie Seife und Handtücher“, sagt Grunst, der auch
Lichtenbergs Gleichstellungsbeauftragter ist.
Die ersten zwölf Standorte mit kostenfreien Menstruationsartikeln seien,
sagt er, auch ein [2][Baustein für mehr soziale Teilhabe:] In
Lichtenberg-Hohenschönhausen bezieht ein großer Teil Anwohner*innen
Transferleistungen, darunter auch viele alleinerziehende Frauen. Der
ALG-II-Regelsatz sieht für sie knapp 17 Euro im Monat für
„Gesundheitspflege“ vor, also für Medikamente, Toilettenpapier und
Zahnpasta. Und eben auch für Menstruationsprodukte, zu denen nicht nur
Tampons und Binden, sondern für viele auch Schmerzmittel zählen. Die fallen
besonders ins Gewicht: „Wenn das Geld am Monatsende knapp wird, fragt man
sich, ob man das Geld wirklich für Tampons ausgeben muss oder ob es nicht
auch ein Stück Toilettenpapier tut“, sagt Eva Karpf, Leiterin des
Frauenprojekts Für Sie*.
## „Ein hochpolitisches Thema“
Menstruation sei ein hochpolitisches Thema, nicht zuletzt, weil sie die
Schere zwischen Männern und Frauen, die überdurchschnittlich von Armut
betroffen sind, noch vergrößere.
Der Beschluss des Bezirksamts geht zurück auf eine Initiative der Gruppe
„Faire Periode Lichtenberg“, einen Zusammenschluss von Frauen, die im
Bezirk leben und arbeiten. Im Sommer 2021 hatte die Gruppe einen Antrag in
der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung gestellt. Zunächst handelt
es sich bei den zwölf Spendern um ein Modellprojekt.
Langfristiges Ziel ist jedoch, alle öffentlichen Toiletten in Lichtenberg
mit kostenlosen Menstruationsprodukten auszustatten. Für 2023 sind dafür
laut Bürgermeister Grunst im Haushalt 20.000 Euro reserviert. Eine Liste
mit den Standorten der bereits aufgestellten Spender gibt es auf der
Webseite des Lichtenberger Bezirksamts.
11 Mar 2022
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## AUTOREN
DIR Johanna Jürgens
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