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       # taz.de -- Gescheiterte Gespräche in Antalya: Am Ende der Illusionen
       
       > Die gescheiterten Gespräche in Antalya beenden die Hoffnung auf einen
       > Waffenstillstand. In Kiew könnte es jetzt weitergehen wie einst in
       > Grosnij.
       
   IMG Bild: Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am 10. März in Antalya
       
       Wieder eine Hoffnung weniger und eine Eskalation mehr. Das Treffen zwischen
       dem russischen und dem ukrainischen Außenminister in Antalya war ein
       Versuch, eine weitere Eskalation in diesem Krieg zu verhindern. Er ist
       gescheitert.
       
       Vorbei sind die ersten Tage des Krieges, in denen tatsächlich noch manche
       [1][UkrainerInnen] der russischen Propaganda geglaubt hatten, die
       russischen Truppen würden nur militärische Ziele beschießen. Ich habe in
       [2][Kiew] selbst den Beschuss von Wohnsiedlungen gehört, weiß durch Freunde
       von Mord und Vergewaltigung durch russische Soldaten in Kiewer Vororten.
       
       Vorbei sind die Tage, in denen es „nur“ [3][Mariupol] und Charkiw und Sumy
       und Gostomel und Irpin betraf. Vorbei auch die Zeit, in der die Opferzahlen
       im dreistelligen Bereich lagen.
       
       Warum nur hat man sich nicht dafür interessiert, was um die
       Jahrtausendwende in [4][Tschetschenien] passiert ist, wie dort ganze Städte
       dem Erdboden gleichgemacht wurden? Und begonnen hat dieses Massaker damals
       ausgerechnet ein guter Freund von Helmut Kohl, Boris Jelzin.
       
       Vorbei ist die Zeit, in der man hoffen konnte, dass den Kriegern ein
       Waffenstillstand wichtiger als ein Sieg um jeden Preis ist. Nun heißt das
       Ziel Sieg und nicht Waffenstillstand. Und wer es immer noch nicht getan
       hat, sollte jetzt mal Bilder mit den Stichworten „Grosnij“ und „Erdboden
       gleichgemacht“ googeln. Dann weiß man, was auf uns zukommt, wenn nicht …
       
       Mir fehlt die Hoffnung, irgendetwas nach diesem „wenn nicht ….“ zu
       schreiben.
       
       Letztendlich werden die UkrainerInnen gewinnen. Sie verteidigen ihr Land,
       sie sind motivierter als die Angreifer, ihre Message ist konkreter als die
       abstrakte Botschaft der Invasoren. Doch was nützt ein Sieg, wenn ihn
       zehntausende, hunderttausende, Millionen nicht mehr erleben werden?
       
       Ich bin versucht, alle Freunde von meiner Facebook-Seite zu werfen, die in
       diesen Tagen die russische Invasion rechtfertigen. Doch was habe ich davon?
       Vielleicht schreibe ich ihnen besser, schicke ihnen Bilder der Opfer der
       Gewalt des russischen Militärs. Wenn schon die Politiker nicht miteinander
       reden können, können das vielleicht wir. Auch mit denen, die immer noch an
       Putin glauben.
       
       Sprachlosigkeit aber, wie in einem Wachsfigurenkabinett, ist Gift.
       
       10 Mar 2022
       
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