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       # taz.de -- Mehr Geld für die Bundeswehr: Solidarität mit Unterhosen
       
       > Den Bundeswehrsoldaten in Litauen fehlt es an Unterwäsche. Mit dem
       > geplanten Sondervermögen könnte sich die Armee gerade so neu einkleiden.
       
   IMG Bild: 100 Milliarden aus dem Hut gezaubert: Kanzler Olaf Scholz (hier bei Maybrit Illner am 3.2.2022)
       
       Die Minderjährige, die zu meiner Infektionsgemeinschaft gehört, findet mich
       besitzstandwahrend. Ich stelle hierzu fest: Es stimmt. Ich hätte gerne,
       dass meine Geldscheine in meinem Portemonnaie und meine T-Shirts,
       Unterhosen sowie Strümpfe in meinem Schrank bleiben statt „ausgeliehen“ zu
       werden. Auch meine Bürste und mein Deo hätte ich gerne ganz für mich
       allein. Doch, was soll ich sagen, Dinge verschwinden einfach heutzutage,
       andere tauchen dafür auf. Zum Beispiel sind zeitweise meine Airpods nicht
       aufzufinden, während an der Wohnungstür Müllbeutel auftauchen, die
       offenbar nach draußen getragen werden wollen.
       
       In der Politik sind derzeit ganz ähnliche Phänomene zu beobachten. Ganze
       Grundsätze verschwinden, und neue Geldsummen tauchen auf. „Die
       Bundesregierung hat seit vielen Jahren einen klaren Kurs: dass wir nicht in
       Krisengebiete liefern und dass wir auch keine letalen Waffen in die Ukraine
       liefern“, wiederholte Bundeskanzler Olaf Scholz in Endlosschleife. Schon
       „wegen unserer historischen Verantwortung“, echote [1][Außenministerin
       Annalena Baerbock].
       
       Bis vor genau einer Woche. Jetzt liefert Deutschland Waffen: 1.000
       Panzerfäuste, 500 Stinger, und nun sollen auch noch 2.700 Flugabwehrraketen
       namens Strela hinzukommen. Letztere stammen noch aus DDR-Beständen und
       mussten ohnehin mal weg.
       
       Aufgetaucht sind dafür 100 Milliarden Euro für die [2][Bundeswehr]. Scholz
       hat sie bei seiner Rede vor dem Bundestag aus dem Hut gezaubert. Ich
       verurteile höhere Militärausgaben nicht mehr, seit ich weiß, dass es den
       Bundeswehrsoldaten, die im Rahmen der Nato-Verpflichtungen in Litauen im
       Einsatz sind, an Unterwäsche fehlt. Das Problem kenne ich! Solidarität mit
       den Unterhosen für die Bundeswehr! Niemand sollte der russischen Armee
       unterhosenlos gegenüberstehen müssen.
       
       Von den 100.000.000.000 Euro ließen sich jede Menge nachkaufen. Laut
       Bundeswehr-Onlineshop kostet eine für den Winter geeignete lange „original
       BW Unterhose, gefertigt nach Bundeswehr TL“ mit „angenehmem Tragekomfort“
       und „robustem Gummizug“ 24,95 Euro. Das passende Unterhemd aus weichem
       Feinripp macht 21,95 Euro. Insgesamt könnte sich die Bundeswehr rund 2
       Milliarden Sets Unterwäsche kaufen. Das sollte eine Weile reichen.
       
       Gänzlich verschwunden ist auch das Verständnis für den russischen
       Präsidenten Wladimir Putin in der SPD. Dafür sind Menschen aufgetaucht, die
       aussehen wie Kevin Kühnert, Lars Klingbeil und Manuela Schwesig. Doch nach
       den Worten zu urteilen, die jetzt aus ihren Sprechorganen entweichen, muss
       es sich um Doppelgänger handeln.
       
       Ich vermute so etwas schon länger. Denn auch Scholz war bei der
       Sondersitzung im Bundestag so unlangweilig und inhaltsreich, dass man
       einfach misstrauisch werden muss. Wer ist dieser Mann und was hat er mit
       unserem Scholzomaten gemacht? Doch der echte Scholz ist seit
       Donnerstagabend zurück. „Es ist gut, dass …“ und „Es ist richtig, dass …“
       war in Dauerschleife bei Maybrit Illner zu hören. Scholz is back. Ab Minute
       14 bin ich eingenickt.
       
       Auch der alte [3][Friedrich Merz], der zwischendurch mal verschwunden zu
       sein schien, ist wieder aufgetaucht – der, der erst redet und dann denkt.
       Der CDU-Chef schließt ein Eingreifen der Nato im Ukrainekrieg nicht mehr
       aus. Es könne sein, dass das Verteidigungsbündnis eingreifen müsse, um
       Putin zu stoppen. Wäre also Merz Kanzlerkandidat und Bundeskanzler
       geworden, stünden deutsche Truppen schon unterhosenlos und mit Waffen aus
       DDR-Zeiten an der Grenze.
       
       Dabei soll man keine Scherze machen über den Ukrainekrieg. Das sagen
       nämlich alle auf Tiktok. Obwohl die Minderjährige sich dort bestens
       informiert fühlt, darf ab und zu nun der Fernseher anbleiben, wenn so
       Zumutungen wie Nachrichtensendungen laufen. Für einen Moment taucht dann
       schemenhaft etwas Erwachsenes auf. Ähhmmm, nein doch nicht. Ich sehe meine
       Airpods in ihren Ohren, sie sieht sich nur die Bilder an und summt vor sich
       hin. An den Füßen meine Socken. Die Unterhosen habe ich versteckt.
       
       7 Mar 2022
       
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