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       # taz.de -- Russische Angriffe auf die Ukraine: Stell Dir vor, es ist Krieg
       
       > Jetzt, da Putin seine Drohung wahr gemacht hat, ist alles ganz anders.
       > Ich muss erkennen: Meine Vorstellungskraft reicht nicht aus für diesen
       > Krieg.
       
   IMG Bild: Eine Frau versucht auf dem Bahnhof in Kiew mit einem Zug die Stadt zu verlassen, 24.02.2022
       
       Niemand durfte von der Nachricht überrascht gewesen sein, dass russische
       Truppen die [1][Invasion] in die Ukraine begonnen haben. Schon am
       Mittwochabend war die Einschätzung aus den US-Krisenstäben gesickert und
       das in völlig eindeutiger Tonlage: Eine Invasion der [2][Ukraine] stehe
       bevor, entweder schon gegen Mitternacht mitteleuropäischer Zeit oder zur
       selben Zeit in der Nacht auf Freitag. Erwartet worden waren Bodentruppen,
       Angriffe auf Kiew wie andere Städte und Cyberattacken. Cyberattacken
       könnten außerdem auch jene Staaten treffen, die sich hinter die Ukraine
       stellen.
       
       Und dann liefert [3][Wladimir Putin] pünktlich, was er versprochen hat, man
       konnte es in der Nacht live verfolgen. Und es ist plötzlich alles ganz
       anders. Die Drohung mit Krieg und der Beginn einer Invasion sind völlig
       unterschiedliche Sachen; in allererster Linie natürlich für die Menschen in
       der Ukraine, aber auch für verstörte Beobachter und Beobachterinnen, für
       ratlose Politikerinnen, für engagierte aber ebenso ratlose Journalistinnen.
       
       Noch gestern Abend schien mir die wüsteste Erwartung, das russische Militär
       könne Kiew angreifen, bizarr und einen Schritt zu weit in der hilflosen
       Interpretation dessen, wohin Putin die Eskalation treiben würde.
       
       Und exakt das macht Wladimir Putin. Er verschiebt Tag für Tag das
       Vorstellbare nach schematischer Planung, bis nichts mehr unvorstellbar ist.
       Das ist der Punkt, an dem er die Ukraine und ihre Unterstützerinnen, an dem
       er die Nato haben will.
       
       Heute scheint sogar ein Krieg über die Ukraine hinaus vorstellbar. Die
       baltischen Staaten, die Putin schon am Montagabend mit Nadelstichen in
       Sorge gestürzt hat, können sich ihrer autonomen Staatlichkeit nicht mehr
       sicher sein. Die Energieversorgung in Westeuropa könnte gestört werden,
       genauso wie andere infrastrukturelle Bereiche und der Finanzsektor. Mit
       welchen Waffen das russische Militär agieren wird, auf diese Vorstellung
       will ich mich (noch) nicht einlassen.
       
       Das mittel- bis langfristige Ergebnis des Putinschen Feldzuges wird sehr
       wahrscheinlich eine demilitarisierte Zone rund um einen ausgedehnten
       russischen Einflussbereich sein, eine Marionette in Kiew und eine handzahme
       Nato, deren Erweiterung nicht nur mittelfristig nicht auf der Tagesordnung
       steht.
       
       Aber vielleicht reicht meine Vorstellungskraft einfach auch nicht für mehr.
       
       24 Feb 2022
       
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   DIR Barbara Junge
       
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