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       # taz.de -- Energiewende in Deutschland: Sorge um Gaslieferung
       
       > Der Krieg in der Ukraine facht die Debatte über die Energiewende in
       > Deutschland neu an. Die Union ist gegen den vorgezogenen Ausstieg der
       > Kohleverstromung.
       
   IMG Bild: Das AKW Grohnde in Niedersachsen wurde Ende 2021 stillgelegt
       
       Berlin afp/dpa/rtr | Angesichts des [1][Krieges in der Ukraine] und dem
       drohenden Szenario ausbleibender Gaslieferungen aus Russland wird in
       Deutschland wieder [2][über den Kohle- und Atomausstieg] gestritten. Der
       Chef des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, plädierte im Interview mit
       der Neuen Osnabrücker Zeitung am Samstag für eine spätere Abschaltung der
       letzten Atomkraftwerke. Die Betreiber der Kraftwerke lehnen dies laut
       Rheinischer Post jedoch ab.
       
       „Der Gesetzgeber hat vor Jahren entschieden, dass Kernkraft in Deutschland
       keine Zukunft hat“, sagte ein Sprecher von Eon. Ein Weiterbetrieb über den
       gesetzlichen Endtermin 2022 sei kein Thema. „Das Thema Kernkraft ist in
       Deutschland vom Tisch“, hieß es von RWE. „Kurzfristig wäre es gar nicht
       möglich, die Kernkraftwerke wieder hochzufahren.“
       
       „Das Verschieben des Atomausstiegs ist ein komplexes Unterfangen, bei dem
       viele rechtliche und organisatorische Fragen zu klären sind“, sagte auch
       Ifo-Chef Fuest der „NOZ“. Aber es sollte dennoch in Erwägung gezogen
       werden, „bis die Abhängigkeit von russischem Erdgas überwunden ist, also
       voraussichtlich mehrere Jahre“.
       
       Beim Thema Kohle wandten sich Vertreter von FDP und Union gegen einen
       möglichen früheren Ausstieg als gesetzlich beschlossen. „Ein vorgezogenes
       Ausstiegsdatum für die Kohleverstromung verbietet sich“, sagte Sachsens
       Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) der Welt mit Blick auf den
       russischen Einmarsch in die Ukraine.
       
       ## Kretschmer stellt Vorziehen des Kohleausstiegs infrage
       
       Sachsen und Brandenburg stellen wegen der Abhängigkeit Deutschlands von
       russischem Erdgas ein Vorziehen des Kohleausstiegs infrage. „Die gesamte
       Energiewende wird schlagartig einem Realitätscheck und einem Stresstest
       unterzogen“, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) der
       Welt laut Vorabbericht vom Samstag. Ein vorgezogenes Ausstiegsdatum aus der
       Kohle verbiete sich. Die Bundesregierung müsse jetzt schnell entscheiden,
       was kurzfristig zu tun sei und was langfristig, so Kretschmer.
       
       Auch Brandenburgs Energie- und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD)
       äußerte seine Zweifel, den nach geltendem Gesetz für 2038 geplanten
       Kohleausstieg der Bundesrepublik auf 2030 vorzuziehen. „Ob wir in
       Deutschland schneller als gesetzlich verankert die Kohleverstromung beenden
       können, kann heute noch nicht abschließend bewertet werden“, sagte
       Steinbach. Festlegen könne man sich hierbei erst, wenn die vorgesehenen
       Überprüfungsschritte in einigen Monaten abgeschlossen seien. Die veränderte
       geopolitische Lage müsse dabei berücksichtigt werden.
       
       „Kohle ist keine Brückentechnologie, sondern ein Irrweg“, sagte hingegen
       die Grünen-Chefin Ricarda Lang den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wenn
       wir den Kohleausstieg 2030 aufgeben, geben wir das Pariser Klimaabkommen
       auf.“ Es müsse nun vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien
       beschleunigt werden.
       
       Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hat die Bundesregierung vor
       dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs zu einem Energiemoratorium aufgefordert.
       „Im Klartext heißt das, der staatlich forcierte Ausstieg aus der Kohle muss
       unverzüglich ausgesetzt werden, und die verbliebenen Kernkraftwerke müssen
       über das Jahresende hinaus am Netz bleiben“, sagte Bundesgeschäftsführer
       Markus Jerger der Deutschen Presse-Agentur. „Andernfalls besteht die reale
       Gefahr eines flächendeckenden Blackouts.“
       
       Drei Atomkraftwerke in Deutschland liefern bis Ende 2022 noch Strom, dann
       sollen sie vom Netz gehen und der Atomausstieg vollendet werden. Bis
       spätestens 2038 soll schrittweise der Kohleausstieg vollzogen werden, die
       Ampel strebt aber ein Vorziehen auf 2030 an.
       
       26 Feb 2022
       
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