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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Immer mehr Angriffe aus der Luft
       
       > In Charkiw und Kiew verstärkt Russland seine Bombenangriffe auf zivile
       > Ziele und fordert zahlreiche Opfer.
       
   IMG Bild: Menschen versuchen in Kiew einen Fluss zu überqueren
       
       Es ist 8.01 Uhr am Dienstagmorgen. Über dem Zentrum von Charkiw steigt mit
       einem gigantischen Knall ein Feuerball auf. Eine Rakete ist direkt vor dem
       Verwaltungsgebäude der zweitgrößten Stadt der Ukraine eingeschlagen und
       explodiert, auf dem Freiheitsplatz im Stadtzentrum. Das Gebäude wird
       teilweise zerstört, der Platz liegt voller Trümmer, belegen zahlreiche
       Videoaufnahmen. Bis zum Nachmittag bestätigen die Behörden 10 Tote und 35
       Verletzte vom wohl [1][spektakulärsten Einzelangriff bisher im russischen
       Krieg gegen die Ukraine].
       
       Terrorangriffe aus der Luft – das scheint am Dienstag die neue Taktik des
       russischen Militärs zu sein, nachdem die bisherigen Vorstöße mit
       Panzerkolonnen am Boden nicht den gewünschten Erfolg erzielten. Anders als
       zu Kriegsbeginn werden moderne Bomber eingesetzt und Raketen mit höherer
       Reichweite. Bereits am Montag wurden Angriffe mit verbotener Streumunition
       in Charkiw gemeldet. Am Dienstagnachmittag wird ein Krankenhaus in Charkiw
       getroffen, melden ukrainische Medien, es soll zahlreiche Opfer geben.
       
       Im Süden der Ukraine steht die Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer unter
       Dauerbombardement. Am Nachmittag melden russische Quellen ihre Einnahme und
       damit die Vollendung der russischen Kontrolle über die gesamte Küste von
       den russisch kontrollierten Separatistengebieten im Donbass bis zur Krim.
       Ukrainische Quellen sprechen von fortdauernden Kämpfen. Russische
       Militärbeobachter erwarten nach der Sicherung dieses Korridors einen
       Versuch, durch parallele russische Vorstöße aus den Regionen Mariupol nach
       Norden und Charkiw nach Süden die ukrainischen Truppen im Osten des Landes
       an der Front zum Donbass einzukesseln.
       
       Ein russischer Einkesselungsversuch soll auch für die Hauptstadt Kiew in
       Vorbereitung sein. Russische Truppen rückten westlich und östlich von Kiew
       an der Stadt vorbei nach Süden vor, um einen Belagerungsring legen zu
       können, melden am Dienstag früh verschiedene Medien. Eine russische Kolonne
       aus Panzern, Truppentransportern, Panzerfahrzeugen und anderem Militärgerät
       soll 25 Kilometer vor Kiew stehen; in den Meldungen wächst ihre Länge
       beständig, auf 64 Kilometer laut der Zeitung Kyiv Independent – das wäre
       fast bis zur belarussischen Grenze. In den USA kommen Forderungen auf,
       diesen gigantischen Konvoi zu bombardieren.
       
       ## USA lehnen Flugverbotszone ab
       
       Der Westen hält still, während Russland eine Eskalationsstufe nach der
       nächsten beschreitet. Am Dienstagnachmittag warnt Russland offiziell, man
       nehme nun in Kiew Zentralen von Sicherheitsbehörden und
       Telekommunikationsunternehmen ins Visier. An erster Stelle nennt die
       Mitteilung der staatlichen Medien in Moskau das Hauptquartier des
       ukrainischen Geheimdienstes GRU in der Kiewer Wladimirskaja-Straße. Das
       liegt wenige Minuten zu Fuß vom Maidan entfernt – zentraler geht es nicht.
       Am späten Nachmittag wird der Fernsehturm von Kiew getroffen.
       
       In verschiedenen Orten werden aber auch am Dienstag Vorfälle bekannt, in
       denen lange russische Militärkolonnen auf dem Weg in Richtung Front
       abgeschnitten und durch ukrainischen Beschuss großflächig zerstört werden.
       Ukrainische Medien meldeten am Dienstag das Eintreffen neuer
       Panzerabwehrwaffen aus den USA und Großbritannien.
       
       Die USA lehnten jedoch die Idee ab, eine Flugverbotszone über der Ukraine
       militärisch durchzusetzen. „Das ist etwas, an dem wir uns nicht beteiligen
       wollen“, sagte Jen Psaki, Sprecherin des Weißen Hauses in Washington. Der
       ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte dies in der Nacht ins
       Gespräch gebracht. Am Dienstag bittet Selenski den deutschen Bundeskanzler
       Olaf Scholz um Hilfe bei der Sicherung des ukrainischen Luftraums.
       
       Eine Zusage des EU-Chefaußenpolitikers Josep Borrell vom Montag, wonach
       die EU den Transfer von 70 Kampfjets russischen Fabrikats aus den Beständen
       Polens, Rumäniens, Bulgariens und der Slowakei an die Luftwaffe der Ukraine
       finanzieren werde, enthüllt sich am Dienstag als Luftnummer. Alle genannten
       Länder dementieren einen solchen Schritt.
       
       1 Mar 2022
       
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