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       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Frankreich: Macron hat keine Zeit für Wahlkampf
       
       > Kaum Auftritte, immerhin ein Wahlprogramm: Präsident Macron stellt Pläne
       > für eine zweite Amtszeit vor, um seine Politik rechts der Mitte
       > fortzusetzen.
       
   IMG Bild: Präsident Emmanuel Macron stellte am Donnerstag das Wahlprogramm vor
       
       Paris taz | Noch ist der Wahlkampf von Frankreichs Präsident Emmanuel
       Macron nicht so richtig auf Touren gekommen. In weniger als einem Monat
       steht am 10. April die erste Abstimmungsrunde an, in der er sich seine
       zweite Amtszeit sichern will. Nun hat er am Donnerstag bei einer
       ausladenden Pressekonferenz im Pariser Vorort Aubervilliers sein
       Wahlprogramm vorgestellt.
       
       Einige Schwerpunkte von Macrons Agenda waren schon zuvor bekannt geworden.
       Die großen Überraschungen blieben dabei aus, geht es ihm doch weitgehend
       darum, seine Politik rechts der Mitte fortzusetzen. So will Macron seine in
       der letzten Legislaturperiode begonnene Rentenreform mit einer Erhöhung des
       Rentenalters auf 65 zu Ende führen, das System der Sozialhilfen
       vereinfachen oder auch die Erbschaftssteuer senken.
       
       Ein zentrales Anliegen ist ihm das Bildungssystem: Macron möchte die
       Lehrpläne und Lehrmethoden weniger stur zentralistisch umsetzen, sondern
       den Schulen mehr Autonomie gewähren. Auch soll in allen Grundschulen
       mindestens 30 Minuten Sport auf dem Stundenplan stehen. In der Wahlwerbung
       stellt sich Macron gern als „Präsident der Jugend“ dar.
       
       Außerdem will Macron nicht nur die erneuerbaren Energien rasch und stark
       ausbauen, um die fossilen Energien zu ersetzen und die angepeilten
       Klimaziele zu erreichen, sondern langfristig auch den Bau von bis zu 14
       neuen Atomreaktoren in Auftrag geben.
       
       Sein zweites Mandat möchte er zudem unter das Motto der „europäischen
       Souveränität“ in der Industrie und insbesondere auch der Verteidigung
       stellen. Die Erfahrungen mit Versorgungsproblemen während der
       Coronapandemie und mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben
       Spuren in diesem Wahlkampf hinterlassen – nicht nur in Macrons Programm.
       
       ## Von Macron ausgeladen
       
       Laut aktuellen Umfragen gilt Macron mit einem voraussichtlichen
       Stimmenanteil von rund 30 Prozent im ersten Durchgang am 10. April als
       klarer Favorit der Präsidentschaftswahlen. Gegen ihn treten insgesamt
       [1][elf Kandidat*innen] an. Die französischen Medien interessiert
       derzeit aber allenfalls, wer es vom Trio Marine Le Pen, Eric Zemmour und
       Jean-Luc Mélenchon in die Stichwahl am 24. April schafft. Diese könnten
       laut Umfragen mit jeweils 17 Prozent, 12 Prozent und 12 Prozent der Stimmen
       im ersten Durchgang rechnen.
       
       Besonders irritierend war es da, dass am Montag zu einer Fernsehdebatte auf
       dem Sender TF1 nur acht der insgesamt zwölf Kandidat*innen eingeladen
       waren. Macron hatte im Voraus verlauten lassen, er sei nicht bereit, mit
       elf anderen zu diskutieren, die alle bloß gegen ihn seien. Eine faire
       Debatte sei so nicht möglich.
       
       Die vier wegen ihres absehbar geringen Stimmenanteils nicht eingeladenen
       „unwichtigen“ Gegner*innen protestierten gegen diese undemokratische
       Diskriminierung. Der Kandidat Jean Lassalle von der Partei Résistons!, der
       sich für den Erhalt ländlicher Traditionen einsetzt, erwägt nun sogar,
       deswegen seine Kampagne einzustellen.
       
       Tatsächlich erweckt Emmanuel Macron mit seinem minimalistischen
       Kampagnenkonzept den Eindruck, dass er das Rennen für gelaufen hält. So
       [2][verkündetet er seine Kandidatur] erst kurz vor Fristende. Auch die
       Agenda seiner Wahlkampagne gestaltet sich überschaubar: Drei oder vier
       Ausflüge in die Provinz, um mit einigen ausgewählten Bürgern und
       Bürgerinnen und den ihn begleitenden Medien „live“ zu reden; nur eine große
       Wahlkampfveranstaltung im traditionellen Stil mit ihm als Hauptredner ist
       bisher am 2. April in Paris geplant. Sein Wahlprogramm soll in Form eines
       24-seitigen Heftes am Wochenende an alle französischen Haushalte geschickt
       werden.
       
       Für mehr hatten Macron und sein Kampagnenteam bisher wohl keine Zeit. Als
       aktueller französischer Staatschef, Vermittler zwischen dem [3][russischen
       Präsidenten Wladimir Putin und dem Westen] und zusätzlich aktueller
       Vorsitzender des EU-Rats hat er augenscheinlich gerade nicht viel Zeit für
       Innenpolitik.
       
       17 Mar 2022
       
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