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       # taz.de -- LGTB-feindliches Gesetz in Florida: Sagen Sie LGBT!
       
       > Ein neues Gesetz in Florida erschwert das Sprechen über
       > Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung an Schulen. Das schadet
       > vor allem den Kindern.
       
   IMG Bild: Protest für LGBT Rechte und gegen das „Don t say gay“-Gesetz in Tampa, Florida im März
       
       Der konservative Senat in Florida hat queeren Kindern den Boden unter den
       Füßen weggezogen. Ein neues Gesetz in dem US-Bundesstaat verbietet unter
       anderem, in den Klassenstufen null („Kindergarten“) bis drei über
       Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung zu unterrichten. Jedenfalls
       in einer Weise, „die nicht alters- oder entwicklungsgemäß“ ist. Klingt
       zunächst vernünftig, leider verstehen viele Konservative unter
       „altersgemäß“, dass man mit kleinen Kindern besser gar nicht über Queerness
       redet.
       
       Liberale sprechen deshalb vom [1][„Don’t say gay“]-Gesetz. Das ist zwar
       nicht ganz korrekt, denn das Gesetz, das Gouverneur Ron DeSantis noch
       unterzeichnen muss, verbietet das Sprechen über sexuelle Orientierung und
       Gender nicht komplett. Kritiker*innen fürchten aber, aus Angst vor
       Klagewellen könnten Grundschulen ihrem Personal vorsichtshalber einen
       generellen Maulkorb verpassen.
       
       Das Gesetz ist ein Zugeständnis [2][an konservative Familien], die
       verhindern wollen, dass ihr Kind in der Schule queer „gemacht“ wird. Oder,
       übersetzt: die verhindern wollen, dass das Kind in der Schule ermutigt
       wird, Facetten an sich zu entdecken, die fantasiebefreite Eltern nicht
       wahrhaben wollen. Das Gesetz garantiert Eltern auch Mitwissen über und
       Vetorecht gegen jede psychologische Beratung, die ihr Kind [3][in der
       Schule] bekommt. Es verbietet Schulen außerdem, Informationen über das Kind
       vertraulich zu behandeln.
       
       Den totalen Kontrollverlust für jedes Kind, queer oder nicht, den das zur
       Folge hat, kann man sich vorstellen. Du kannst dich niemandem anvertrauen,
       weil du befürchten musst, dass alles an deine besorgten Eltern
       weitergetragen wird. Und das in einer Atmosphäre, die nicht mal eine
       entspannte Schulstunde über Geschlechter zulässt.
       
       ## Homophobe Ideen verinnerlichen schon die Kleinen
       
       Aber genug bequem aufgeregt über die USA. Wie sieht es in Deutschland aus?
       Liberaler, ja, Sprechverbote sind nicht in Planung. Ebenso wenig aber
       tiefgehende Lehr- und Betreuungspläne für den queeren Lebenslauf zwischen 1
       und 18. Kinder festigen ihre Geschlechtsidentität – konform oder nicht –
       meist schon im Kindergarten.
       
       Sexualität kommt später, aber homophobe Ideen verinnerlichen schon die
       Kleinen. Eltern wiederum sind ohnehin nicht perfekt. Sie haben Wünsche, wer
       ihr Kind werden soll, von denen sie sich oft nur schwer lösen.
       
       Wer ist also für das Kind da? Wer liefert Wissen, Zuspruch, ein Ohr,
       Verschwiegenheit? Wissen Sie, wer diese Person in der Schule oder Kita
       ihres Kindes ist? Wissen Sie, was die Schule oder Kita anbietet für den
       Fall, dass Kinder sich Fragen stellen, die sie vielleicht beschämen?
       
       Fragen Sie! Nach queer, nach trans, nach Gender und LGBT, LGBTIA, LGBTIAQ.
       Es ist egal, wie Sie das aussprechen. Wichtig ist, dass Sie Nachfrage
       signalisieren. Und: Seien Sie keine totalitären Eltern! Akzeptieren Sie,
       dass ihr Kind nicht alles mit Ihnen teilen will. Dass es nicht jeden Weg
       mit Ihnen gehen wird.
       
       18 Mar 2022
       
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