URI: 
       # taz.de -- FDP nutzt Ukrainekrise für Agrarpolitik: Krieg als Argument gegen Biolandbau
       
       > Die Ukrainekrise zeige, dass die EU keine Äcker zugunsten der Natur
       > stilllegen dürfe, sagt die Regierungspartei. Auch mehr Bio sei nicht zu
       > vertreten.
       
   IMG Bild: Angesichts des Ukraine-Krieges ist Uneinigkeit um die Zukunft der Agrarpolitik entbrannt
       
       Berlin taz | Die Regierungspartei FDP und der Bauernverband nutzen den
       Ukrainekrieg als Argument gegen mehr Umweltschutz in der
       [1][Landwirtschaft]. „Die neue gemeinsame Agrarpolitik der EU sieht ab 2023
       vier Prozent Flächenstilllegung und zunehmende Extensivierung sowie
       zahlreiche Produktionseinschränkungen auf unseren ertragreichen Flächen
       vor, was keineswegs der richtige Kurs sein kann. Wir müssen den Aspekt der
       Welternährungssicherheit stärker denn je in den Blick nehmen“, teilte die
       für Landwirtschaft zuständige Vizevorsitzende der FDP-Fraktion im
       Bundestag, Carina Konrad, der taz mit.
       
       Schließlich hätten die Weizenpreise auf dem globalen Markt Rekordstände
       erreicht wegen des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine, die bisher
       insgesamt 30 Prozent der Exporte geliefert haben, ergänzte Konrad. Der
       agrarpolitische Sprecher der Fraktion, Gero Hocker, ergänzte: „Die Pläne
       [der EU-Kommission] zum Verzicht auf Pflanzenschutz oder der Ausweitung des
       Ökolandbaus sind fahrlässig.“
       
       Udo Hemmerling, Vize-Generalsekretär des Bauernverbandes, sagte vor Kurzem
       der Neuen Osnabrücker Zeitung, die „Green Deal“-Klimaschutzstrategie und
       deren Landwirtschaftsumsetzung in der „Farm to Fork“-Strategie hätten
       „Szenarien wie den jetzigen Krieg offenbar nicht berücksichtigt“. Abhängig
       von der weiteren Entwicklung des Konfliktes müssten die Beschlüsse auf den
       Prüfstand gestellt und Fragen geklärt werden wie: „Können wir es uns noch
       leisten, Flächen stillzulegen?“. Auch Bayerns Agrarministerin Michaela
       Kaniber (CSU) forderte: „Wir müssen in der Europäischen Union alles noch
       mal auf den Prüfstand stellen“.
       
       ## Protest von SPD und Grünen
       
       „Es ist unredlich, den Ukrainekrieg für solche Fragen zu nutzen“, schrieb
       die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Susanne Mittag, der taz.
       „Ein Versorgungsengpass der deutschen Bevölkerung ist aktuell nicht
       absehbar. Wir sollten uns gerade in diesen Stunden viel mehr um die
       Menschen in der Ukraine sorgen. Sie sind vom Hunger bedroht, nicht wir!“
       
       Die Landwirtschaftsexpertin der Grünen-Fraktion, Renate Künast, sagte der
       taz, Klima- und Artenschutz seien nötig, um Ernten langfristig zu sichern.
       Es müsse aufhören, „dass fast 50 Prozent der weltweiten Getreideerzeugung
       an Tiere verfüttert werden, während gleichzeitig Millionen Menschen
       hungern“. Die Viehzahlen müssten deutlich sinken. „Die Lehre aus der
       aktuellen Situation muss sein, Abhängigkeiten grundlegend infrage zu
       stellen und immer weiter zu verringern. Auf der EU-Ebene sind der Green
       Deal und die Farm-To-Fork-Strategie deshalb heute wichtiger denn je.“
       
       Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter verlangte,
       Nahrungsmittelverschwendung zu reduzieren, statt auf Reformen zu
       verzichten.
       
       3 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Landwirtschaft/!t5007831
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR FDP
   DIR Landwirtschaft
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Renate Künast
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Russland
   DIR Landwirtschaft
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Erntehelfer
   DIR Landwirtschaft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Verhungernde Seekühe gerettet: Jetzt haben sie den Salat
       
       Vor der Küste Floridas verhungern Seekühe, auch wegen der Erderhitzung.
       Tierschützer*innen haben eine pragmatische Lösung gefunden.
       
   DIR Agrar-Dialog mit Russland ausgesetzt: Ministerium stoppt Putin-Freund
       
       Das Agrarministerium entzieht dem Industriellen Dürr den Auftrag, Kontakte
       zu russischen Fachpolitikern zu organisieren. Der Dialog wird ausgesetzt.
       
   DIR Klimaschutz-Zertifikate für Humusbildung: „Nullsummenspiel fürs Klima“
       
       Braucht es einen Emissionshandel für Treibhausgase in der Landwirtschaft?
       Das grün-geführte Agarministerium hält davon wenig.
       
   DIR Ukraine-Krieg gefährdet Versorgung: Warnungen vor Hunger in Nordafrika
       
       Wegen des Ukrainekrieges fallen Getreidelieferungen aus, die Preise
       steigen. Das Welternährungsprogramm bangt um die Versorgung in arabischen
       Ländern.
       
   DIR Versicherer will Geld für Coronatherapie: 80.000 Euro von armer Erntehelferin
       
       Während die erkrankte Ukrainerin um ihr Leben kämpfte, meldete der Bauer
       sie bei der Krankenkasse ab. Jetzt soll die Mindestlöhnerin selbst zahlen.
       
   DIR Agrarministerium gegen Privatisierung: Bund soll Äcker behalten
       
       Der vorläufige Verkaufsstopp für Felder im Osten soll laut grün-geführtem
       Agrarministerium bleiben. Die Flächen könnten Umwelt und Biolandbau nützen.