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       # taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Kaum erforschter Stil
       
       > Die Kritik verkannte Telemann, doch sogar Bach schrieb bei ihm ab:
       > Antoine Tamestit gibt mit „Viola Concertos“ Einblick in sein galantes
       > Werk.
       
   IMG Bild: Georg Philipp Telemann, Valentin D. Preisler nach einem Gemälde von Ludwig Michael Schneider (1750)
       
       Telemann. Warum Telemann? War das nicht dieser langweilige Barockkomponist?
       Mit dem Namen Georg Philipp Telemann verbinden sich, wenn überhaupt, eher
       abwehrende Reaktionen.
       
       Dabei war der Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs einer der produktivsten
       und erfolgreichsten Komponisten seiner Epoche. Was später zur Ablehnung
       beitrug. Vielschreiber und so.
       
       Besonders deutsche Musikwissenschaftler im 19. Jahrhundert, die das Genie
       zum Wesen erhoben hatten, warfen Telemann angeblichen mangelnden Ernst vor.
       Und schrieben ihn konsequent in Grund und Boden. „Abgeschmackt“, „flach“,
       „ermüdend“ waren Adjektive, mit denen man ihn versah.
       
       Dass sogar Bach ganze Kantaten bei ihm abgeschrieben hat, die von den
       Kritikern Telemanns gelobt wurden, egal. Die Neigung, skeptisch auf alles
       zu reagieren, das nicht den heavy Teutonenvibe Bachs hat, ist bei manchen
       Musikfreunden heute noch zu beobachten.
       
       Telemann pflegte einfach einen galanten „internationalen“ Stil. Er
       verfolgte die Entwicklungen etwa in Frankreich und Italien und verarbeitete
       sie in seinen Werken.
       
       [1][Der Bratschist Antoine Tamestit] und die [2][Akademie für Alte Musik
       Berlin], klare Fürsprecher Telemanns, geben mit Bratschenkonzerten,
       Ouvertüren und Solofantasien einen kleinen Einblick in diesen kaum
       erforschten Kontinent.
       
       Dessen Rezeption lief erst nach dem Zweiten Weltkrieg an. Hier hört man,
       diskret virtuos interpretiert, nichts Flaches, dafür elegante Leichtigkeit,
       die Luft zum Atmen lässt.
       
       27 Mar 2022
       
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   DIR Tim Caspar Boehme
       
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