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       # taz.de -- Berlins Regierende Bürgermeisterin: Instrumentalisierte Ukrainer:innen
       
       > Franziska Giffey lobt den Arbeitswillen ukrainischer Geflüchteter und
       > impliziert, andere Geflüchtete fragten zunächst nach Sozialleistungen.
       > Belege? Fakten? Nope.
       
   IMG Bild: Franziska Giffey (SPD) und der alltägliche Rassismus
       
       Heute morgen bin ich wütend aufgewacht, weil Franziska Giffey – Berlins
       regierende Bürgermeisterin – mal wieder feinstes rassistisches
       [1][Dogwhistling] betreibt. Völlig ohne Not. Nicht, dass es dafür jemals
       eine Notwendigkeit gäbe. Vor einigen Monaten, als die Zahlen der Geimpften
       nur langsam anstiegen, mutmaßte sie ohne jegliche Beweise, dass
       [2][Menschen mit Migrationshintergrund impfkritischer wären]. Ihre
       Behauptungen ließen sich merkwürdigerweise nie belegen. Keine Befragung,
       keine Studien, keine Fakten. Alles nur Gefühle und Vibes von Frau Giffey.
       Cool und normal.
       
       Dann behauptete sie am Donnerstag nach einer Bund-Länder-Schalte Folgendes:
       „Wir hören aus der ukrainischen Community, dass viele, die hier ankommen,
       nicht als Erstes die Frage stellen: Wo kann ich Leistungen beantragen.“
       [3][Sie stellten vielmehr als Erstes die Frage: Wo kann ich arbeiten?]
       
       Damit impliziert sie (obwohl es eigentlich fast schon explizit ist), dass
       es andere Geflüchtete gäbe, die bei der Ankunft in Deutschland als Erstes
       nach Leistungen fragten. Belege? Fakten? Nope, hier reichen auch wieder nur
       rassistische Vibes. Hut ab, Frau Giffey!
       
       Wir haben ausführlich gelesen, wie nichtweiße Geflüchtete an Grenzen
       behandelt wurden und wie ihnen die Flucht erschwert wurde. Wir haben
       CBS-Reporter gesehen, [4][die zwischen zivilisierten und unzivilisierten
       Geflüchteten unterschieden]. Wir haben europäische Politiker gehört, die
       von blauen Augen und blonden Haaren sprachen, die eine kulturelle Nähe
       suggerieren sollten.
       
       Natürlich ist jemand aus einem Nachbarland einem kulturell näher, aber es
       macht die Person ja nicht menschlicher als eine andere, die einem
       vermeintlich kulturell nicht so nah ist. Bitte nicht falsch verstehen: Ich
       finde die Solidarität mit den ukrainischen Geflüchteten schön, wichtig und
       vor allem richtig. Ich wünschte nur, sie würde für alle Geflüchteten
       gelten.
       
       Inmitten von alldem kommt jetzt also Giffey mit rassistischen und vor allem
       unwahren Behauptungen um die Ecke, die das Bild der faulen PoC-Geflüchteten
       im Kontrast zu den fleißigen weißen Geflüchteten aufrechterhalten sollen.
       
       Es macht mich deshalb wütend, weil Deutschland es den 2015 ankommenden
       Geflüchteten und denen davor nie leicht gemacht hat, zu arbeiten. Solange
       dein Aufenthaltsstatus nicht geklärt war, war arbeiten, studieren und
       vieles mehr unmöglich. Wie kann man es ihnen dann später zum Vorwurf
       machen? Und wie zynisch muss man sein, um die ukrainischen Geflüchteten
       [5][für seine eigene rassistische Agenda zu instrumentalisieren]?
       
       Wenn unsere Politker*innen solche gefährlichen und unwahren
       Behauptungen in den Raum stellen und sich später dann über
       gesellschaftliche Spaltung beschweren, dreht sich mein Kopf.
       
       21 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.belltower.news/lexikon/dog-whistling/
   DIR [2] /Coronaimpfung-fuer-Migrantinnen/!5842114
   DIR [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/konflikte-berlin-giffey-fluechtlinge-als-chance-fuer-deutschland-betrachten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220317-99-564470
   DIR [4] https://www.thenational.scot/news/19955132.anger-cbs-reporter-charlie-dagata-suggests-civilised-ukraine-isnt-like-afghanistan/
   DIR [5] https://www.deutschlandfunkkultur.de/ukraine-krieg-medien-rassismus-alena-jabarine-102.html
       
       ## AUTOREN
       
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