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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Humanitäre Katastrophe in Mariupol
       
       > Ein Luftangriff verschüttet Hunderte Schutzsuchende. Nach Angaben des
       > UNHCR sind zehn Millionen Menschen in und aus der Ukraine auf der Flucht.
       
   IMG Bild: Bewohner holen Wasser aus einem Geschäft. Mariupol am 18. März
       
       Berlin taz | „Einer friedlichen Stadt dies anzutun, ist Terror, an den man
       sich noch in Jahrhunderten erinnern wird“: So hat der ukrainische Präsident
       Wolodimir Selenski am Sonntag die Lage in Mariupol beschrieben, einer Stadt
       mit 400.000 Einwohnern unter Dauerbeschuss, ohne Strom und Wasser und ohne
       Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung. 90 Prozent aller Gebäude dort sind
       laut Stadtverwaltung mittlerweile zerstört, über 2.500 tote Zivilisten
       mussten geborgen werden.
       
       Am Sonntag wurde laut Behörden die Kunstschule G12 durch einen russischen
       Bombenangriff völlig zerstört. In der Kunstschule sollen rund 400 Menschen
       Schutz gesucht haben. [1][Wie bereits im Falle des Theaters von Mariupol],
       das am Mittwoch mit bis zu 1.500 Schutzsuchenden im Keller bombardiert
       worden war, sind nun mehrere hundert Menschen in der Kunstschule
       verschüttet.
       
       Die Stadtverwaltung berichtete am Samstag, Tausende Menschen aus Mariupol
       seien nach Russland verschleppt worden. Einige seien in Lagern interniert,
       das Schicksal der anderen sei unbekannt, hieß es. 4.000 bis 4.500 seien
       mutmaßlich ohne ihre Papiere in die russische Stadt Taganrog gebracht
       worden. Russische Medien haben wiederholt Evakuierungen aus Mariupol nach
       Russland vermeldet und als Rettungsaktion dargestellt.
       
       Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind jetzt in der Ukraine
       zehn [2][Millionen Menschen auf der Flucht], knapp 3,4 Millionen von ihnen
       haben das Land verlassen. Der Bürgermeister des nordukrainischen
       Tschernihiw, Wladislaw Atroschenko, schilderte eine „absolute humanitäre
       Katastrophe“ in seiner Stadt. Es gebe „keinen Strom, keine Heizung und
       keine Wasserversorgung“.
       
       ## Die Fronten sind eingefroren
       
       Das Verteidigungsministerium in Moskau gab derweil den erneuten Einsatz
       hochmoderner Hyperschallraketen bekannt. Nachdem damit am Freitag bereits
       ein unterirdisches Waffendepot der ukrainischen Luftwaffe zerstört worden
       sei, habe die russische Armee mit weiteren Raketen vom Typ Kinschal (Dolch)
       Treibstofflager in der Region Mykolajiw zerbombt. Es ist nach Einschätzung
       von Militärexperten der erste Einsatz von Hyperschallraketen im Krieg
       jemals. Die Flugkörper können bei extremer Geschwindigkeit Höhe und
       Richtung ändern und somit Luftabwehr überwinden.
       
       Solche Einsätze können nicht verbergen, dass Russland in der Ukraine keinen
       Boden mehr gewinnt. Die Fronten seien „praktisch eingefroren“, sagte der
       ukrainische Präsidentenberater Oleksi Arestowitsch am Sonntag. Nach
       ukrainischen Angaben sind bislang im Krieg fast 15.000 russische Soldaten
       gefallen. Am Sonntag wurde der Tod des sechsten russischen Generals
       gemeldet. (mit afp, rtr)
       
       20 Mar 2022
       
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