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       # taz.de -- Weltwasserbericht der Vereinten Nationen: Missachtete Ressource
       
       > Die Vereinten Nationen sehen Grundwasser als zentral, um die
       > Wasserknappheit zu bewältigen. Vielerorts wird es schlecht verwaltet.
       
   IMG Bild: Gerade in Afrika könnte eine bessere Nutzung des Grundwassers Wasserknappheit bekämpfen
       
       Berlin taz/afp | Die Vereinten Nationen haben dazu aufgefordert, das
       Grundwasser weltweit besser zu schützen und zu verwalten. Im
       Weltwasserbericht 2022, den die UN-Kulturorganisation Unesco im Auftrag der
       UNO erstellt und vor dem Weltwassertag am Dienstag vorgelegt hat, fordert
       die UNO höhere Investitionen und eine bessere Regulierung zum Schutz des
       Grundwassers. Der Bericht wurde bei der Eröffnung des 9. Weltwasserforums
       in Diamniadio im Senegal vorgestellt.
       
       Mehr als die Hälfte des Wassers, das weltweit von Privathaushalten genutzt
       wird, stammt dem Bericht zufolge aus dem Grundwasser. Die Bewässerung in
       der Landwirtschaft hängt zu etwa einem Viertel vom Grundwasser ab. Trotzdem
       werde Grundwasser „vielerorts kaum verstanden und schlecht verwaltet“,
       moniert die Unesco. In manchen Erdteilen führe dies zu einer dramatischen
       Übernutzung und [1][Verschmutzung]. In anderen Weltregionen werde das
       Grundwasser dagegen viel zu wenig genutzt.
       
       Gerade in Afrika sehen die Verfasser*innen des Berichts ein großes
       Potenzial. Viele Menschen im südlichen Afrika arbeiten in der
       Landwirtschaft und sind somit auf Bewässerung angewiesen, verlassen sich
       aber primär auf Regen. Dabei liegen gerade dort, wo wenig Regen fällt,
       riesige Grundwasserreserven.
       
       Der Hydrogeologe Jan Fleckenstein vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
       Leipzig warnt deswegen davor, dass eine erhöhte Nutzung der
       Grundwasservorkommen besonnen und gut überwacht stattfinden müsse, um eine
       Übernutzung und einen möglichen Eintrag von Schadstoffen ins Grundwasser zu
       vermeiden. Denn verschmutztes Grundwasser lässt sich nur schwer wieder
       reinigen. Selbst wenn man es abpumpe und reinige, um es dann wieder
       zurückzuführen, sagt er, können Schadstoffe im Untergrund erhalten bleiben.
       
       Deswegen fordern die Verfasser*innen des UN-Berichts, dass bei der
       Neuerschließung von Grundwasservorkommen die Regierungen wenigstens die
       Überwachung der Wasserressourcen finanzieren sollten. So kann außerdem ihre
       nachhaltige Nutzung gewährleistet werden. Das zu tun ist eigentlich recht
       einfach: „Man darf nicht mehr entnehmen, als über Grundwasserneubildung
       wieder hineinkommt“, fasst es Fleckenstein zusammen. Dazu müsse man aber
       natürlich auch im Auge behalten, [2][wie sich die Pegelstände im
       Grundwasser über die Zeit entwickeln].
       
       In Bangladesch zeigt sich das Potenzial von nachhaltiger
       Grundwasserverwaltung. Tiefes Grundwasser ist dort sehr salzig und zudem
       arsenhaltig. Regenwasser geht zu großen Teilen verloren, weil es schnell
       ins Meer abfließt. Aber weil die Menschen dort Brunnen und Filter nutzen,
       um es stattdessen ins Grundwasser zu leiten, können viele kleine
       Gemeinschaften inzwischen oberflächennahes Grundwasser als Trinkwasser
       nutzen.
       
       [3][Die Erderhitzung bedroht Grundwasservorkommen] vor allem dadurch, dass
       der steigende Meeresspiegel Salzwasser in Grundwasserleiter treiben kann.
       Dieses Wasser kann dann nicht mehr ohne Weiteres zur Trinkwasserversorgung
       genutzt werden. Das ist umso gefährlicher, weil Grundwasserreserven
       eigentlich einen großen Vorteil gegenüber Flüssen und Seen haben, will man
       sie als Trinkwasserspeicher nutzen, denn sie verdunsten nicht.
       
       Insgesamt konstatieren die Verfasser*innen des Berichts, dass in vielen
       Regionen der Welt noch viel zu wenig über die Menge und Qualität des
       Grundwassers bekannt sei. Das Wissen existiere eigentlich, doch an den
       Orten, wo es am nötigsten wäre, fehlen die Ressourcen, um Expertise
       aufzubauen.
       
       21 Mar 2022
       
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