# taz.de -- Weltwasserbericht der UN: 7.000 Liter Wasser für eine Jeans
> Deutschland zeigt gern mit dem Finger auf den Globalen Süden – dabei
> gehören wir zu den größten Wasserverschwender*innen.
IMG Bild: Einfach laufen lassen: Der Wasserverbrauch pro Kopf ist in Deutschland hoch
Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht – doch das Recht ist
gefährdet. Laut dem neuen UN-Weltwasserbericht steigt der Wasserkonsum um
jährlich ein Prozent an. Um Lösungen für die Wasserkrise zu finden, schaut
Deutschland richtigerweise in den globalen Süden. Mehr als eine Milliarde
Euro an Entwicklungsgeld [1][fließen in Wasserprojekte], in Förderkredite
für Wasserbehörden oder den Bau von Kläranlagen.
Dabei geht auch Deutschland verschwenderisch mit Wasser um. Wer lässt nicht
das Wasser in der Dusche ungenutzt laufen, bis es warm wird? Natürlich, wir
sind gut darin, das Wasser nicht beim Zähneputzen laufen zu lassen, und
Wasserhähne tragen Sparregler. Statistisch gesehen entnimmt Europa nur
sechs Prozent der weltweiten Menge an Grundwasser, vor allem zur
Trinkwassergewinnung – Asien entnimmt doppelt so viel wie alle anderen
Kontinente zusammen. Doch das Wasser nutzt vor allem die Landwirtschaft.
Durch den Import von Gütern verursacht Deutschland Wasserstress in anderen
Teilen der Welt. Die Herstellung [2][einer Jeans braucht 7.000 Liter
Trinkwasser] – die Baumwolle kommt häufig aus Zentralasien. Für ein Kilo
Rindfleisch sind 15.000 Liter Wasser nötig, für ein Kilo Schokolade 17.000
Liter. Die Sojabohnen zur Gewinnung eines Liters Biodiesel brauchen über
11.000 Liter Wasser, und für den Anbau wird zudem der Regenwald zerstört.
Statistisch gehören die Deutschen durch den versteckten Wasserverbrauch zu
den größten Wasserverschwender*innen.
Obwohl Trinkwasser in Deutschland sauber aus dem Hahn kommt, boomt der
Handel mit abgepacktem Wasser. Die Deutschen geben lieber das 400-Fache für
meist in Plastik verpacktes Wasser und zusätzliche Transportwege aus.
Gefragt ist nicht nur Sprudel, sondern vor allem stilles Wasser von
Konzernen wie Danone oder Nestlé. Letzterer füllt weltweit [3][rund 30
Millionen Kubikmeter Wasser] im Jahr ab – und das zum Teil in Regionen, in
denen Grundwasser und sogar das Trinkwasser knapp sind.
22 Mar 2022
## LINKS
DIR [1] /Entwicklungshilfe-fuer-Wasserprojekte/!5808097
DIR [2] https://www.welt.de/wissenschaft/article149751758/Warum-die-Deutschen-im-Wasser-schwimmen.html
DIR [3] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/nestle-nimmt-wasser-marke-vittel-vom-markt,SwI7SR3
## AUTOREN
DIR Julia Neumann
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