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       # taz.de -- Antimuslimischer Rassismus in Berlin: Etwas weniger Feindlichkeit
       
       > Die Meldezahlen von antimuslimischem Rassismus sind in der Coronazeit
       > leicht gesunken, zeigen Daten des Netzwerks gegen Diskriminierung.
       
   IMG Bild: Protestaktion bei den Internationalen Aktionstagen gegen Rassismus im März 2021 in Berlin
       
       Berlin taz | Eine Kopftuch tragende Impfärztin fragt im Impfzentrum eine
       Mitarbeiterin nach dem Dienstraum der Ärzte. Die Mitarbeiterin entgegnet:
       „Sie gehören ganz sicher nicht hierher!“ Umstehende Mitarbeiter*Innen
       intervenieren. Auf die Frage der ärztlichen Leitung, ob sie bei einem
       weißen Mann genauso reagiert hätte, antwortet sie: „Nein, natürlich nicht.“
       
       Seit 2016 sammelt das Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit
       des [1][Vereins Inssan Fälle von antimuslimischem Rassismus] wie diesen.
       Die meisten Vorkommnisse, sagt Projektleiterin Zeynep Çetin bei der
       Vorstellung der neuen Zahlen am Donnerstag, würden per
       [2][Internet-Formular] unter www.inssan.de gemeldet.
       
       206 Fälle waren das 2021, erneut ein leichter Rückgang im Vergleich zum
       Vorjahr (2020: 228). Höhepunkt war 2019 mit 265 Fällen. Den Rückgang führte
       Çetin wie schon im vorigen Jahr auf die Lockdown-Situation seit Corona
       zurück sowie darauf, dass wegen der Pandemie weniger Aufklärungs- und
       Bildungsangebote stattgefunden haben, die oft erst ein Bewusstsein für
       Diskriminierungen schafften.
       
       Weiterhin finden die meisten Vorkommnisse (45 Prozent) im sozialen Nahraum
       statt. Danach kommt der Bereich Güter/Dienstleistungen (21), hierzu zählen
       etwa Ärzte und Geschäfte, sowie der Bereich Arbeit (16). Über
       Diskriminierung in Letzterem klagten oft Frauen, so Çetin, die wegen ihre
       Kopftuchs eine Arbeitsstelle nicht bekommen. Sie forderte erneut ein Ende
       der „staatlichen Diskriminierung durch das sogenannte Berliner
       Neutralitätsgesetz“. Die gemeldeten Formen der Diskriminierung sind zumeist
       Beleidigungen, Anfeindungen sowie Ausschlüsse.
       
       Was die Diskriminierungsgründe angeht, so gaben 180 der meldenden Personen
       an, „vordergründig“ aufgrund ihrer tatsächlichen oder zugeschriebenen
       islamischen Religionszugehörigkeit diskriminiert worden zu sein. 144
       Muslim*innen erfuhren zudem aufgrund ihrer (zugeschriebenen) ethnischen
       Herkunft Anfeindungen und 73 Personen auch aufgrund ihres Geschlechts.
       
       ## Multiple Diskriminierungen
       
       „Somit überschneiden sich bei einer Vielzahl von Meldungen verschiedene
       Diskriminierungsgründe“, so Cetin. In Richtung Senat forderte sie vor
       allem, die Handlungsempfehlungen der im vorigen Jahr eingesetzten
       Expert*innenkommission zu antimuslimischem Rassimus „unverzüglich“
       umzusetzen. Als erstes Bundesland hatte Berlin eine solche Kommission vor
       einem Jahr eingesetzt: Sie soll Empfehlungen zu Prävention und Bekämpfung
       von antimuslimischem Rassismus erarbeiten.
       
       Die Ergebnisse dieser Arbeit würden „demnächst“ der Justizsenatorin
       vorgelegt, erklärte Eren Ünsal, Leiterin der Landesstelle für
       Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS), die am Pressegespräch
       teilnahm.
       
       Was genau die Expert*innen vorschlagen, könne sie noch nicht verraten.
       Aber Ünsal versprach: „Wir wollen die Empfehlungen umsetzen.“
       
       24 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Antimuslimischer-Rassismus-in-Berlin/!5754710
   DIR [2] http://www.inssan.de/meldung
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
       ## TAGS
       
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