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       # taz.de -- Belarus und der Ukraine-Krieg: Auf der Seite der Ukraine
       
       > Zum Krieg gibt es zwei unterschiedliche Positionen: die der Belarussen
       > und die der Lukaschenko-Anhänger.
       
   IMG Bild: Alexander Lukaschenko beim russisch-belarussischen Manöver, Februar 2022
       
       Die Belarussen sind gegen den Krieg. In diesen Krieg ist nicht das
       belarussische Volk verstrickt, sondern ganz konkret ein Mensch in unserem
       Land: Alexander Lukaschenko. Leider hat genau dieser konkrete Mensch eine
       Armee. Im Sommer 2020 hatten wir noch gehofft, [1][dass die Armee auf der
       Seite des Volkes stünde]. Aber bedauerlicherweise ist sie sehr entschieden
       gegen das Volk.
       
       Seit 2020 gibt es bei uns täglich Festnahmen, langjährige Haftstrafen für
       nichts und Hausdurchsuchungen, nach denen man die Wohnungen vermutlich
       leichter abfackeln als restaurieren kann. Die Armee ist bei uns der private
       Wachschutz eines konkreten, verrückten Soziopathen, der nicht einmal unser
       Präsident ist.
       
       Darum empfinde ich es als kränkend, von Freunden zu hören, dass in anderen
       Ländern belarussische Flüchtlinge diskriminiert werden. Man weigert sich,
       ihnen Wohnungen zu vermieten, im Restaurant beschimpft man sie als
       Aggressoren. Wir verlassen unser Land, weil wir dort bereits das zweite
       Jahr in Folge drangsaliert werden.
       
       Die, die weggegangen sind aus Belarus, sammeln jetzt Medikamente, Kleidung
       und Decken und haben schon ganze Lkw-Ladungen in die Ukraine gebracht. Wir
       führen einen Partisanenkrieg. Belarussen haben trotz des Risikos, dafür ins
       Gefängnis zu kommen, einen Sabotageakt verübt: Sie haben einen Teil der
       Eisenbahnlinie im Süden des Landes zerstört, damit dort keine russischen
       Panzer transportiert werden können. In einem Telegram-Kanal mit 27.000
       Mitgliedern werden im Minutentakt Nachrichten von Menschen gepostet, die in
       der Nähe von Militärstützpunkten leben und über dort startende russische
       Flugzeuge und Raketen informieren.
       
       Ich werde oft gefragt: „Janka, warum bist du immer noch in Belarus?“ –
       „Weil ich sehe, was ich Sinnvolles für die Welt tun kann, wenn ich hier
       bleibe. Zum Beispiel solch einen Text wie diesen zu schreiben. Und nicht
       ich sollte von hier fortgehen …“
       
       In den sozialen Netzwerken schrieben Belarussen in den ersten Kriegstagen:
       „Ich spreche mich dagegen aus, dass die Republik Belarus für eine
       Aggression gegen das brüderliche Volk der Ukraine genutzt wird!“ Es gibt
       Belarussen und es gibt Lukaschisten. Belarussen möchten diesen Wahnsinn
       stoppen.
       
       Allerdings führt Lukaschenko seine Armee bislang nicht in die Ukraine, und
       zwar nicht nur, weil er fürchtet, zum Paria der Weltgemeinschaft zu werden,
       sondern auch, weil unzählige belarussische Soldaten und Offiziere es
       ablehnen zu kämpfen.
       
       Die Mehrheit der belarussischen Soldaten, die man in Richtung Ukraine in
       Marsch setzen wollte, ist gegen eine Kriegsteilnahme. Offiziere berichten,
       dass im Fall einer Grenzüberquerung ihr Leben in großer Gefahr wäre, weil
       die Soldaten die Waffen gegen sie richten würden. [2][Eine
       Desertationswelle von belarussischen Soldaten] wird vorausgesagt. Ich kenne
       persönlich Belarussen, die zurzeit in einer Freiwilligeneinheit auf der
       Seite der Ukraine kämpfen. Leider ist einer dieser wunderbaren Menschen
       bereits vor Kiew gefallen. Was sagen sie? „Wir werden hier [in der Ukraine]
       die Ordnung wiederherstellen und dann kommen wir mit unseren ukrainischen
       Brüdern zurück, um die Gerechtigkeit in Belarus wiederherzustellen!“
       
       Aus dem Russischen [3][Gaby Coldewey]
       
       Finanziert wird das Projekt durch die [4][taz Panter Stiftung].
       
       11 Mar 2022
       
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