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       # taz.de -- Prozess um Mord an Maryam H.: Viel für die Familie getan
       
       > An Tag vier des Prozesses sagt eine Freundin des Opfers aus: Jene habe
       > erwartet, ihre Brüder würden sie unterstützen. Sie sind wegen Mordes
       > angeklagt.
       
   IMG Bild: Die beiden angeklagten Brüder beim Prozessauftakt im Kriminalgericht Moabit
       
       Berlin dpa/taz | Wenn ihre Brüder überraschend zu Besuch kamen, soll sie
       sich schnell umgezogen haben: Eine Freundin der getöteten 34 Jahre alten
       Mutter aus Afghanistan hat [1][im Prozess gegen zwei Brüder des Opfers] am
       Freitag ihre Zeugenaussage fortgesetzt. Die 28-Jährige sagte vor dem
       Berliner Landgericht, die 34-jährige Maryam H. habe großen Respekt vor
       ihren Brüdern gehabt. „Wenn sie kamen, trug sie immer Kopftuch“, sagte die
       Zeugin.
       
       Die 34-Jährige habe viel für ihre Familie getan, Geld gespart und nach
       Afghanistan geschickt. „Bei ihrer Beerdigung war keiner von der Familie
       da“, sagte die Zeugin.
       
       Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 26 und 23 Jahre alten
       Angeklagten ihre geschiedene Schwester getötet haben, weil sie sich nicht
       den Moralvorstellungen der Familie unterworfen und zudem eine
       Liebesbeziehung geführt habe. Die Brüder sollen ihre Schwester am 13. Juli
       2021 umgebracht, die Leiche in einem Rollkoffer nach Bayern gebracht und
       diese dort vergraben haben. Im Prozess haben die Angeklagten bislang zu den
       Vorwürfen geschwiegen.
       
       Der Fall hatte Schlagzeilen gemacht und eine Debatte um den Begriff
       „Ehrenmord“ ausgelöst. Die Frau und die Brüder waren vor einigen Jahren aus
       Afghanistan nach Deutschland gekommen. Von ihrem afghanischen Mann hatte
       sich die Frau im Jahr 2018 scheiden lassen. Mit ihm war das Opfer als
       16-Jährige verheiratet worden. Nach den Ermittlungen hatten sich die Frau
       von ihm nach Gewaltvorfällen getrennt und sich einem anderen Mann
       zugewandt. Das Opfer hatte zwei Kinder im Alter von 10 und 14 Jahren, die
       am Prozess als Nebenkläger beteiligt sind.
       
       ## Schüchtern und ernsthaft
       
       Die Zeugin sagte weiter, sie habe die 34-Jährige als schüchtern, ernsthaft
       und gesetzt in einem Flüchtlingsheim kennengelernt. Nach der Trennung von
       ihrem afghanischen Ehemann habe sie sich etwas erholt – „als hätte sie
       neuen Lebensmut bekommen“.
       
       Sie habe auch gedacht, ihre Brüder und der Staat würden sie unterstützen.
       Die zweifache Mutter habe sich selbstständig machen wollen. „Sie hat es
       immer wieder erzählt, sie wollte arbeiten und eine Ausbildung machen“,
       sagte die Zeugin. Der Prozess wird am 16. März fortgesetzt.
       
       11 Mar 2022
       
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