# taz.de -- Lehrpläne ukrainischer Flüchtlingskinder: Kein Krieg der Lehrpläne bitte
> Ukrainische Flüchtlingskinder stehen vor einer ungewissen Zukunft. Wie
> sie hier unterrichtet werden, sollte sich nach ihrem situativen Wohl
> richten.
IMG Bild: Die ukrainischen Mädchen Jewa, Christina und Kira bekommen Zuckertüten zum Schulanfang in Bad Düben
Tausende Kinder und Jugendliche aus der Ukraine werden in diesen Wochen in
Deutschland schulpflichtig. Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka
hat die Kultusminister:innen aufgefordert, die Schüler:innen nach
ukrainischem Lehrplan zu unterrichten. Geflüchtete Lehrkräfte und die
[1][ukrainische Onlineschule stehen dazu bereit]. Deutschland setzt bisher
vor allem auf Willkommensklassen und teilweise den Regelunterricht.
Für einen Unterricht nach ukrainischem Lehrplan spricht vor allem, dass es
eine erhoffte baldige Rückkehr in die Ukraine erleichtert. Die Kinder
müssen nicht erst Deutsch lernen und werden nicht in ihrem Bildungsniveau
herabgestuft. Das entlastet auch das personell unterbesetzte und
pandemiebedingt beanspruchte deutsche Schulsystem. Notwendig wären
lediglich eine schulrechtliche Anerkennung des ukrainischen Systems und
Räume.
Gegen diese Lösung spricht, dass ukrainische und deutsche Schüler:innen
in Parallelwelten unterrichtet werden. Auch die Onlineschule kann für
ältere Jahrgänge keine dauerhafte Lösung sein. Das Lernen in wochen- und
[2][monatelanger Isolation] ist für viele Kinder psychisch belastend. Falls
der Krieg länger dauert als allgemein gehofft, wird es unabdingbar, die
deutsche Sprache zu lernen, in deutschen Klassen zu sitzen und deutsche
Abschlüsse zu machen.
Angesichts der [3][großen Ungewissheit] kommt es aktuell darauf an, keine
der Lösungen für das Maß aller Dinge halten. Es geht nicht um die Frage des
besseren Lehrplans, sondern um das situative Wohl der durch Krieg und
Flucht ohnehin sehr belasteten Kinder. Mehrere Modelle müssen nach
individuellem Bedarf und den Gegebenheiten am Wohnort kurzfristig möglich
gemacht werden.
Ganz falsch wäre es allerdings, wenn nun sowohl das deutsche als auch das
ukrainische Bildungssystem den geflüchteten Schüler:innen Leistungen
abverlangen. Von zwischen den Systemen zerrissenen und von den
Anforderungen überforderten Kindern hat nämlich auch in Zukunft keine
Gesellschaft etwas.
28 Mar 2022
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## AUTOREN
DIR Ilka Sommer
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