URI: 
       # taz.de -- Konflikt mit Palästina: Erneuter Anschlag in Israel
       
       > Zwei Menschen sterben beim zweiten Terrorakt der Woche in Israel. Die
       > Angreifer waren wohl IS-Anhänger, militante Organisationen applaudieren.
       
   IMG Bild: Bei dem Anschlag starben zwei israelische Beamte und die beiden IS-Angreifer
       
       Tel Aviv taz | Zwei Anschläge mit Todesopfern in einer knappen Woche
       erschüttern Israel. Am Sonntag wurden zwei neunzehnjährige israelische
       Grenzbeamte von zwei Angreifern in der nördlichen Küstenstadt Hadera
       niedergeschossen. Vier Israelis [1][starben am vergangenen Dienstag im
       südlichen] Be’er Sheva nach Messerangriffen. Auch die Angreifer, zwei
       palästinensische Israelis und ein israelischer Beduine, wurden jeweils
       erschossen.
       
       Ob die beiden Anschläge zusammenhängen und die Angreifer mit der
       Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verbunden sind, wird derzeit
       untersucht. Laut ersten Ermittlungen handelt es sich bei den Angreifern in
       Hadera um zwei palästinensische Israelis aus der arabisch geprägten Stadt
       Umm El Fahm im Norden Israels.
       
       Der IS bekennt sich zu dem Anschlag – [2][zum bislang ersten und letzten
       Mal hatte die Organisation im Jahr 2017] einen Anschlag innerhalb Israels
       für sich reklamiert. Damals eröffneten drei Angreifer das Feuer auf
       israelische Polizist*innen und erstachen schließlich eine von ihnen.
       Die Verantwortlichkeit des IS für den Anschlag vor fünf Jahren wurde von
       vielen bezweifelt: Die in Gaza herrschende militante Organisation Hamas gab
       an, es handele sich bei den Angreifern um Mitglieder der verbündeten
       Volksfront für die Befreiung Palästinas sowie einen aus den eigenen Reihen.
       
       Bei den letzten beiden Anschlägen in Israel ist die Situation eindeutiger:
       [3][Ein Video, das der IS kurz nach dem Anschlag am Sonntag
       veröffentlichte], in dem die beiden Täter der Terrororganisation kurz vor
       dem Anschlag die Treue schwören, hält die israelische Polizei für
       authentisch. Auch der Anschlag in Be’er Sheva soll im Zusammenhang mit dem
       IS stehen. Verantwortlich soll ein beduinischer Israeli aus der Negevwüste
       sein. Er hatte zuvor für eineinhalb Jahre aufgrund angeblicher Beziehungen
       zum IS im Gefängnis gesessen.
       
       ## „Antwort auf Gipfel der Demütigung“
       
       Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett sagte am Montag, dass
       sich die israelischen Sicherheitskräfte auf die „neue Bedrohung“ durch
       Anhänger des IS einstellen müssen. „[4][Ich fordere die Bürgerinnen und
       Bürger auf, weiterhin wachsam zu sein. Gemeinsam werden wir auch diesen
       Feind besiegen können].“
       
       Die militante Organisation Islamischer Dschihad in Gaza bezeichnete den
       Anschlag vom Sonntag als „aufopferungsvoll“ und als „Antwort auf den Gipfel
       der Demütigung und Schande“. Damit bezog sich die Gruppierung auf das
       [5][von Israel ausgerichtete Gipfeltreffen], das von Sonntag auf Montag in
       der Negevwüste stattfand. Zu dem Treffen waren die Außenminister von vier
       arabischen Ländern – Ägypten, Marokko, Bahrain und die Vereinigten
       Arabischen Emirate – sowie US-Außenminister Anthony Blinken angereist. Das
       historische Treffen war überschattet von der Tatsache, dass die
       palästinensische Führung von Israel nicht eingeladen wurde und ihre
       Anliegen weitgehend ignoriert blieben.
       
       In Kürze wird außerdem der Ramadan beginnen – eine Zeit, die häufig mit
       erhöhten Spannungen zwischen Palästinenser*innen und jüdischen
       Israelis einhergeht. Im letzten Jahr hatte eine Melange aus
       unterschiedlichen Faktoren zu einer Eskalation geführt, die schließlich in
       einen elf[6][tägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel] mündete:
       schikanöses Verhalten von Seiten der israelischen Polizei, Provokationen
       von jüdischen Siedler*innen, [7][drohende Zwangsräumungen im Ostjerusalemer
       Stadtteil Sheikh Jarrah], aufgestaute Wut auf Seiten der
       Palästinenser*innen und Anstachelungen der Hamas.
       
       Bislang scheint das Interesse auf allen Seiten groß zu sein, die Wogen in
       diesem Jahr niedrig zu halten. Die israelische Regierung hatte am Sonntag
       die Zahl der Arbeitsgenehmigungen für Arbeiter*innen aus dem
       Gazastreifen von 12.000 auf 20.000 erhöht – trotz des bevorstehenden
       Ramadans. Doch die Situation ist vom Mittelmeer zum Jordan angespannt, und
       auch ein kleines Streichholz könnte die Situation entzünden. Für Mittwoch
       wird beispielsweise eine Entscheidung des Obersten Gerichts erwartet. Es
       geht um die drohende Zerstörung von 39 Wohnhäusern – laut israelischem
       Staat illegal erbaut – von Palästinenser*innen [8][im arabischen Dorf
       Al Walaja], südlich von Jerusalem.
       
       28 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.juedische-allgemeine.de/israel/mama-wie-soll-es-ohne-dich-weitergehen/
   DIR [2] https://www.welt.de/politik/ausland/article165638905/IS-bekennt-sich-zu-Anschlag-in-Israel.html
   DIR [3] https://twitter.com/einfal/status/1508183470404780033?s=20&t=spjj87ivdqvdhCcSbrEfhQ
   DIR [4] https://twitter.com/naftalibennett/status/1508315812217634818?s=20&t=spjj87ivdqvdhCcSbrEfhQ
   DIR [5] /Treffen-von-Israel-und-arabischen-Staaten/!5841435
   DIR [6] /Menschenrechtler-zu-Gefechten-in-Nahost/!5790222
   DIR [7] /Israel-Palaestina-Konflikt/!5828565
   DIR [8] https://www.nrc.no/shorthand/stories/al-walaja---a-palestinian-village-facing-demolitions/index.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Judith Poppe
       
       ## TAGS
       
   DIR Negev
   DIR Israel
   DIR Palästina
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Naftali Bennett
   DIR „Islamischer Staat“ (IS)
   DIR Gaza
   DIR Schwerpunkt Islamistischer Terror
   DIR Gaza
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Israel
   DIR Politisches Buch
   DIR Ukraine
   DIR Apartheid
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nach den jüngsten Anschlägen in Israel: In ängstlicher Wartehaltung
       
       Zuletzt hat es in Israel drei Anschläge gegeben. Sie wecken die Sorge vor
       einer neuen Eskalation zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis.
       
   DIR Eskalation im Israel-Palästina-Konflikt: Drei bewaffnete Palästinenser getötet
       
       Letzte Woche wurden bei Anschlägen 11 Menschen getötet. Am Samstag
       erschießen israelische Einheiten Mitglieder der radikalen Organisation
       Islamischer Dschihad.
       
   DIR Erneuter Terrorakt in Israel: Sechs Tote bei Tel Aviv
       
       Bei einem Anschlag im orthodox geprägten Bnei Brak starben fünf Opfer. Den
       aus dem Westjordanland stammende Angreifer liquidierte die Polizei.
       
   DIR Buch über Muslimbrüderschaft: Der Dschihad ist ihr Weg
       
       Vordenker des Islamismus: Gudrun Krämer legt eine Biografie des Gründers
       der Muslimbruderschaft Hasan al-Banna vor.
       
   DIR Unterstützung für die Ukraine: Auch Palästina verdient Solidarität
       
       Von Gerechtigkeit und Freiheit kann nur dann die Rede sein, wenn sie
       unabhängig von Religion, Kultur und Hautfarbe gilt.
       
   DIR Streit um Israel: Die, die es betrifft
       
       Als Amnesty die Palästinapolitik Israels „Apartheid“ nannte, war die
       Empörung riesig. Eine Reise zu Menschen, die das leben, worüber andere
       streiten.