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       # taz.de -- „Don’t Say Gay“-Gesetz in Florida: Zensur im „Sunshine State“
       
       > Im US-Staat Florida soll ein Gesetz LGBTQ-Themen aus dem Unterricht in
       > Grundschulen verbannen. Dahinter steht der Kulturkampf der Republikaner.
       
   IMG Bild: Protestierende gegen den „Don`t say gay“-Erlass an Schulen, Tampa, Florida
       
       Die Worte „gay“ oder „transgender“ dürfen Lehrer in Floridas Kindergärten
       und Grundschulen nicht mehr in den Mund nehmen. Ganz egal, mit welchen
       Fragen, Zweifeln und Ängsten die Drei- bis Achtjährigen in den Klassenraum
       kommen: Das Thema „sexuelle Orientierung“ ist ab sofort im Unterricht
       verboten. Lehrer, die dem zuwiderhandeln, [1][riskieren Strafen]. So sieht
       es ein Gesetz vor, das der republikanische Gouverneur Ron DeSantis am
       Montag unterschrieben hat und das Kritiker „Don’t Say Gay“ nennen.
       
       Die Zensur im „Sunshine State“ mag lokale Komponenten haben. Floridas
       Bevölkerung hat einen hohen Anteil von „Snowbirds“ – Senioren aus dem
       Norden des Kontinents, die im Alter in die Wärme ziehen und von denen
       manche gedanklich mehr im 19. als im 21. Jahrhundert leben, und es hat
       zahlreiche Einwohner mit kubanischem Hintergrund, von denen gerade viele
       Ältere konservativ sind.
       
       Doch die Besonderheiten Floridas reichen nicht aus, um das Vorgehen zu
       erklären. Die Republikaner setzen landesweit auf Kulturkampf. Dieses
       Vorgehen hat schon jetzt vielerorts zu [2][Zensur] geführt: Mit dem
       [3][Verbot von Büchern], Verbot von Geschichtsthemen und Verbot eines
       Faches „Critical Race Theory“, das nirgends in den USA in den Lehrplänen
       der Schulen vorkommt.
       
       Mit dieser Strategie positionieren sich die Republikaner am rechten Rand
       eines Landes, dessen Bevölkerung sich zumindest bei gesellschaftlichen
       Themen wie der gleichgeschlechtlichen Ehe und dem Vorgehen gegen Rassismus
       weiterentwickelt hat. Und sie kämpfen vielerorts gegen imaginäre Gefahren.
       Doch das mindert ihren Erfolg nicht. Denn sie jonglieren mit Ängsten von
       Teilen der weißen Bevölkerung, der sie glauben machen wollen, die Bedrohung
       käme von Afroamerikanern, von Einwanderern oder von Homosexuellen und
       Transgender-Menschen.
       
       Die Kinder sind in dem Gesetz in Florida nur Statisten. Es geht um die
       Karriere des 43-jährigen Gouverneurs, der zum engeren Kreis von Trump
       gehört, und zu der Generation potenzieller Nachfolger. DeSantis betreibt
       Wahlkampf im Klassenzimmer.
       
       30 Mar 2022
       
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