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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Europarat schließt Russland aus
       
       > Nach 26 Jahren Mitgliedschaft wird das Land nicht mehr Teil der
       > Organisation sein. Das betrifft auch die Einhaltung von Menschenrechten
       > in Russland.
       
   IMG Bild: Am Europarat in Straßburg wurde die russische Fahne abgehängt
       
       Berlin taz | Das war’s für Russland: Der Europarat hat das Land mit
       sofortiger Wirkung ausgeschlossen. Russland versuchte noch am Dienstag, dem
       Europarat zuvorzukommen. So kündigte es am Dienstagabend seinen Austritt
       aus der Organisation an. Wie der stellvertretende Vorsitzende der Duma,
       Petr Tolstoi, mitteilte, sei diese Entscheidung aus freiem Willen getroffen
       worden. „Die gesamte Verantwortung für den Abbruch des Dialogs liegt bei
       den Nato-Staaten, die die ganze Zeit über das Thema Menschenrechte für die
       Durchsetzung eigener geopolitischer Interessen und Angriffe auf Russland
       benutzen“, sagte er.
       
       „Die gesamte Verantwortung für den Abbruch des Dialogs liegt bei den
       Nato-Staaten, die die ganze Zeit über das Thema Menschenrechte für die
       Durchsetzung eigener geopolitischer Interessen und Angriffe auf Russland
       benutzen“, sagte er. Am Mittwoch kam dann die Entscheidung des Europarats:
       Russland wird nach 26 Jahren Mitgliedschaft aus der Organisation
       ausgeschlossen.
       
       Angesichts des politischen Drucks und der verhängten Sanktionen werde
       Moskau die jährlichen Beiträge an die Organisation nicht mehr zahlen. Der
       Vorsitzende des Duma-Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Leonid
       Slutzki, fügte hinzu, dass sich Russland damit auch nicht mehr an die
       Europäische Menschenrechtskonvention gebunden fühle. Der Europarat
       überwacht die Einhaltung der Menschenrechte.
       
       Am Dienstag hatte die Parlamentarische Versammlung des Europarates mit 216
       Jastimmen und drei Enthaltungen eine Empfehlung über den Ausschluss
       Russlands verabschiedet. Russland könne kein Mitgliedstaat des Europarats
       mehr sein, weil es schwerwiegende Verstöße gegen die Charta der
       Organisation begangen habe. Auch komme es seinen Verpflichtungen gegenüber
       dem Europarat nicht nach, heißt es in der Empfehlung.
       
       In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg sowie die Anerkennung der
       Unabhängigkeit der beiden Volksrepubliken Donetzk und Luhansk hatte das
       Ministerkomitee des Europarats bereits am 25. Februar Russland das Recht
       auf Vertretung in einigen Organen der Straßburger Organisation mit
       sofortiger Wirkung entzogen.
       
       ## Seit Februar 1996 im Europarat
       
       In der vergangenen Woche teilte das russische Außenministerium mit, nicht
       mehr an den Sitzungen des Europarats teilnehmen zu wollen. Russland war im
       Februar 1996 in den Europarat aufgenommen worden – noch während seines
       ersten Krieges gegen die russische Teilrepublik Tschetschenien.
       Befürworter*innen dieser Entscheidung hatten argumentiert, über die
       Straßburger Organisation könne man, im Sinne einer Demokratisierung,
       Einfluss auf Russland nehmen.
       
       Doch die Hoffnung, auf das Land eingehen zu können, erfüllte sich nicht.
       Wegen der völkerrechtswidrigen Annexion der [1][Krim] entzog der Europarat
       2014 den russischen Abgeordneten vorübergehend ihr Stimmrecht. Moskau
       quittierte diesen Schritt, indem es die Beitragszahlungen an Straßburg
       einstellte. Fünf Jahre später machte der Europarat diesen Schritt wieder
       rückgängig.
       
       Dabei spielte auch die Erwägung eine Rolle, Russ*innen nicht die
       Möglichkeit zu nehmen, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
       zu klagen. Dort sind derzeit rund 15.000 Klagen anhängig. Moskau werde sich
       auch weiterhin an die Umsetzung bereits ergangener Urteil halten, hieß es
       am Mittwoch aus dem russischen Außenministerium. Aber nur dann, wenn diese
       nicht gegen die russische Verfassung verstießen.
       
       16 Mar 2022
       
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