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       # taz.de -- Erdbeben in Fukushima: Tsunami-Warnung aufgehoben
       
       > Bei einem Erdbeben in der Nähe des Atomkraftwerks Fukushima sind vier
       > Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung warnt vor Nachbeben.
       
   IMG Bild: Aufräumarbeiten in Fukushima am Donnerstag
       
       Tokio taz/dpa | Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,4 im Nordosten kurz vor
       Mitternacht hat in Japan Ängste vor einer neuen Atom- und
       Tsunami-Katastrophe geweckt. Vier Menschen starben, über 100 wurden teils
       schwer verletzt. In über 2,2 Millionen Haushalten, davon mehr als die
       Hälfte im 250 Kilometer entfernten Großraum Tokio, fiel mehrere Stunden
       lang der Strom aus.
       
       Eine zunächst ausgegebene Warnung vor einem einen Meter hohen Tsunami wurde
       am frühen Morgen (Ortszeit) aufgehoben. An der Pazifikküste waren nur
       relativ kleine Flutwellen von etwa 20 bis 30 Zentimetern Höhe registriert
       worden. Die Bewohner wurden jedoch auch für die kommenden Tage vor einem
       möglichen weiteren starken Erdbeben gewarnt.
       
       Ein [1][Shinkansen-Superschnellzug] entgleiste nördlich von Fukushima, ohne
       dass die 100 Reisenden zu Schaden kamen. Die Behörden warnten vor einem
       Tsunami mit einem Meter Höhe an der nordöstlichen Küste. Am Ende
       registrierte man 20 bis 30 Zentimeter hohe Wellen. Die Regierung warnte
       jedoch vor starken Nachbeben in den kommenden Tagen.
       
       Das Beben ereignete sich fast genau [2][elf Jahre nach der
       Dreifachkatastrophe vom März 2011]. Damals starben 18.500 Menschen durch
       einen gewaltigen Tsunami nach Erdstößen der Stärke 9,0. Über 100.000
       Anwohner wurden wegen radioaktiver Wolken nach Explosionen im AKW Fukushima
       Daiichi evakuiert.
       
       ## Das Beben ging diesmal glimpflicher aus
       
       Diesmal lag das Epizentrum von zwei Beben im Abstand von zwei Minuten vor
       der Küste von Fukushima in 60 Kilometer Tiefe. Am heftigsten wurde der
       Küstenort Soma rund 30 Kilometer nördlich der zerstörten Atomanlage
       erschüttert. In Minami-Soma in AKW-Sichtweite flüchteten viele Bewohner in
       drei Turnhallen und einen Konzertsaal.
       
       Doch die dort lebende Autorin Yu Miri, die über die Fukushima-Katastrophe
       geschrieben hat, berichtete auf Twitter, dass bei ihr nur einige
       Gegenstände heruntergefallen seien. „Unsere Familie und unsere Katzen sind
       nicht verletzt“, meldete die Schriftstellerin. Der Tsunami vor elf Jahren
       hatte die Stromversorgung der Atomanlage gekappt und dadurch eine
       Kernschmelze in drei Reaktoren ausgelöst.
       
       Diesmal ging das Beben viel glimpflicher aus. Die Pumpen für die
       Abklingbecken mit abgebrannten Brennstäben über den kaputten Reaktoren 1
       und 3 fielen kurzzeitig aus. Eine Feuermeldung am intakten, aber
       abgeschalteten Reaktor 5 entpuppte sich als Fehlalarm. Nach Angaben von
       Betreiber Tepco trat keine Radioaktivität aus, und die Kühlung des
       geschmolzenen Brennstoffs lief weiter. Auch das ausgefallene Kühlsystem in
       einem Abklingbecken im AKW Fukushima Daini zwölf Kilometer südlich der
       Atomruine wurde schnell repariert.
       
       Noch in der Nacht zum Donnerstag begannen die Aufräumarbeiten. In Wohnungen
       und Geschäften lagen die Inhalte von Schränken und Regalen auf dem Boden
       verstreut. Viele Häuser und Straßen sind beschädigt.
       
       Mehrere Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von fünf Gigawatt in der Region
       blieben abgeschaltet, aber die meisten Haushalte bekommen inzwischen wieder
       Strom.
       
       Die Shinkansen-Bahnstrecke entlang der nordöstlichen Küste, eine regionale
       Bahnlinie sowie die Autobahn wurden bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen
       gesperrt. Toyota stoppte die Produktion in seinen beiden Fabriken in Miyagi
       und Iwate. Auch die Bänder in einem Nissan-Werk in Fukushima stehen still.
       Der [3][Chiphersteller] Renesas Electronics prüfte seine drei
       Halbleiterfabriken auf Schäden.
       
       17 Mar 2022
       
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