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       # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Draghi will Ukraine in EU
       
       > Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi sichert der Ukraine
       > Unterstützung zu. Trauer und Empörung über Tod des Holocaust-Überlebenden
       > Boris Romantschenko.
       
   IMG Bild: Will die Ukraine in der EU: der italienische Ministerpräsident Mario Draghi
       
       ## Mehr als 3,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen
       
       Wegen des Kriegs in der Ukraine haben bereits mehr als 3,5 Millionen
       Menschen das Land verlassen. Laut UN-Hilfswerk UNHCR könnte die Zahl der
       Flüchtlinge aus der Ukraine schon bald die Marke von vier Millionen
       übersteigen. Das wäre ein weiterer „tragischer Meilenstein“, sagte
       UNHCR-Sprecher Matthew Saltmarsh am Dienstag in Genf. Aktuell sind nach
       Angaben des Hilfswerks 3,56 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet.
       Weitere 6,5 Millionen Menschen suchen der Internationalen Organisation für
       Migration zufolge innerhalb der Ukraine möglichst sichere Orte. Mehr als
       230.000 Kriegsflüchtlinge sind bislang in Deutschland angekommen, wo die
       Bemühungen um die Verteilung und eine Erhöhung der Aufnahmekapazitäten
       weiterlaufen.
       
       Die Vereinten Nationen zählten seit Beginn der russischen Invasion 953
       getötete und 1.557 verletzte Zivilisten. Die tatsächliche Zahl der
       getöteten und verletzten Zivilisten dürfte aber wesentlich höher liegen,
       hieß es. Die Weltgesundheitsorganisation berichtete am Dienstag, dass
       Militärs bislang in 62 Fällen Krankenhäuser und andere
       Gesundheitseinrichtungen beschossen und angegriffen hätten.
       
       232.462 in Deutschland angekommene Flüchtlinge aus der Ukraine meldete das
       Bundesinnenministerium. Die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich aber
       höher, weil es an der deutsch-polnischen Grenze keine regulären Kontrollen
       gibt und sich Menschen mit ukrainischem Pass zunächst für 90 Tage frei in
       der EU bewegen können. Sie müssen sich erst registrieren, wenn sie
       staatliche Leistungen beantragen.
       
       Dies ist auch eine Herausforderung für die Organisation der Fluchtbewegung
       in Deutschland. „Wir wissen ehrlicherweise nicht, wie viele Ukrainer im
       Saarland sind“, bekannte etwa der dortige Innenminister Klaus Bouillon
       (CDU). In den Erstaufnahmeeinrichtungen gibt es nach seinen Worten derzeit
       eine Überbelegung.
       
       In Berlin, wo sehr viele Kriegsflüchtlinge per Zug aus Polen ankommen,
       sprach sich die Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial für die
       Ausrufung des Katastrophenfalls aus. Im RBB-Inforadio sagte sie, dies
       ermögliche flexibel, Räume zu beschlagnahmen, die als Notunterkünfte
       genutzt werden können. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey
       (SPD) schloss das aber zunächst aus. Bislang sei es jede Nacht gelungen,
       die ankommenden Menschen unterzubringen, sagte sie. Berlin sei aber
       vorbereitet, solch einen Schritt zu gehen. (epd)
       
       ## CSU-Europapolitiker fordert Flüchtlingsquote der EU
       
       Der Europapolitiker Manfred Weber (CSU) forderte indes eine Verteilung von
       Ukraine-Flüchtlingen per Quote in der EU. Es gebe aktuell in ganz Europa
       Solidarität für die Ukrainer, daher sei es der richtige Zeitpunkt, über
       eine faire Verteilung zu sprechen, sagte er im ZDF-“Morgenmagazin“.
       
       Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
       Anna-Nicole Heinrich, forderte ebenfalls eine zügige und sichere
       Verteilung. Geflüchtete benötigten nach ihrer Ankunft Klarheit, die es noch
       nicht ausreichend gebe, erklärte sie, nachdem sie am Montagabend die
       Ankunftsstelle am Berliner Hauptbahnhof besucht und dort mitgeholfen hatte.
       
       Amnesty International sorgt sich derweil um die Sicherheit von
       Ukraine-Flüchtlingen in Polen, wo besonders viele der Flüchtlinge derzeit
       unterkommen. Die Situation für verwundbare Gruppen wie Frauen und Kinder
       sei „chaotisch und gefährlich“, erklärte die Menschenrechtsorganisation.
       Neuankömmlinge suchten Hilfe bei jedem, der sie anbiete. Kriminelle könnten
       diese Situation ausnützen.
       
       Auch in Deutschland gibt es die Sorge um fliehende Frauen und Kinder. Die
       Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte die Einrichtung gesonderter Zonen
       in Bahnhöfen, um ukrainische Kriegsflüchtlinge vor Menschenhändlern und
       Sexualstraftätern zu schützen. Kriminelle gingen sehr gezielt auf junge
       Frauen und Kinder zu, bevor Polizisten in Kontakt mit den Flüchtlingen
       kämen, sagte der für die Bundespolizei zuständige Vorsitzende Andreas
       Roßkopf der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Pädophile und Menschenhändler
       versuchten, sich die Not der Menschen am Bahnhof zunutze zu machen,
       beklagte auch Giffey. (epd)
       
       ## Draghi: „Wir wollen die Ukraine in der Europäischen Union“
       
       Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat der Ukraine erneut
       Unterstützung zugesichert mit Blick auf den Beitritt in die EU. „Italien
       ist an der Seite der Ukraine in diesem Prozess. Wir wollen die Ukraine in
       der Europäischen Union“, sagte der Regierungschef am Dienstag in einer Rede
       vor dem Parlament, zu der auch der ukrainische Präsident Wolodymyr
       Selenskyj zugeschaltet war. Die vor knapp einem Monat von Russland
       angegriffene Ukraine bemüht sich um die Aufnahme in die EU; bürokratisch
       steht ein langwieriges Verfahren bevor.
       
       „Die Ukraine hat das Recht, sicher, frei und demokratisch zu sein. Italien
       – die Regierung, das Parlament und alle Bürger – stehen euch bei“, sagte
       Draghi an Selenskyj gerichtet.
       
       Draghi sagte außerdem, dass Italien noch mehr unternehmen wolle, um die
       Ukraine zu unterstützen und Russland zu bestrafen. Bislang seien in dem
       Mittelmeerland Güter im Wert von 800 Millionen Euro von russischen
       Oligarchen beschlagnahmt worden, teilte er mit. (dpa)
       
       Olena Selenska appelliert an Mütter russischer Soldaten 
       
       Die Frau des ukrainischen Staatschefs, Olena Selenska, hat an die
       Solidarität der Mütter russischer Soldaten appelliert. „Eure Söhne töten
       Zivilisten in der Ukraine. (…) Putin hat Euch eine Entschädigung für die
       Toten versprochen, aber wie lässt sich der Tod eines Kindes entschädigen?“,
       sagte sie in einem Interview mit der Zeitung Le Parisien
       (Dienstagsausgabe). Die russischen Soldaten seien nicht für eine
       „Spezialoperation“ in die Ukraine gekommen. „Sie sind gekommen, um ein Volk
       auszulöschen“, betonte sie.
       
       Die Frau von Präsident Wolodymyr Selenskyj bemüht sich derzeit, krebskranke
       Kinder aus der Ukraine in Sicherheit zu bringen. Eine Gruppe junger
       Patienten landete am Montag in Paris. Dabei hatte auch die Frau des
       französischen Präsidenten, Brigitte Macron, geholfen. „Es ist unendlich
       schwer für diese Kinder“, sagte Selenska und verwies auf die zwölf Jahre
       alte Anya, die nur noch wenige Termine ihrer Chemotherapie vor sich hatte,
       als der Krieg begann.
       
       Sie setzt sich außerdem dafür ein, Brutkästen für Frühgeborene in die
       Ukraine zu schicken. Seit Beginn des Krieges seien 4.000 Kinder in der
       Ukraine geboren worden, teils in Metrogängen, in Bombenkellern oder halb
       zerstörten Krankenhäusern. Zwei Brutkästen seien bereits unterwegs nach
       Mykolajiw, Charkiw werde ebenfalls welche erhalten.
       
       Bis zum 18. März wurden in der Ukraine nach Angaben der dortigen Behörden
       mindestens 109 Kinder getötet und mehr als 120 verletzt. Die tatsächliche
       Zahl ist voraussichtlich weitaus größer. Das Paar an der ukrainischen
       Staatsspitze hat selber zwei Kinder im Alter von 9 und 17 Jahren. (afp)
       
       ## Trauer und Empörung über Tod von Holocaust-Überlebenden
       
       In Deutschland und anderen Ländern stößt der Tod des Holocaust-Überlebenden
       Boris Romantschenko im Ukrainekrieg auf Trauer und Empörung. Am Dienstag
       drückte der Bundestag mit einer Schweigeminute seine Anteilnahme aus. Vor
       dem Beginn der Haushaltsberatungen würdigte Bundestagsvizepräsidentin
       Katrin Göring-Eckardt (Grüne) den 96-Jährigen, der am Freitag beim Beschuss
       seines Wohnhauses in Charkiw getötet worden war, mit einer Ansprache.
       „Jedes einzelne Leben, das genommen wurde, mahnt uns: Alles uns Mögliche zu
       tun, um diesen grausamen Krieg zu stoppen und den Menschen in der Ukraine
       zu helfen“, sagte sie.
       
       Sein Tod erinnere daran, dass Deutschland eine besondere historische
       Verantwortung auch für die Ukraine habe, sagte Göring-Eckardt weiter.
       Romantschenko hat vier Konzentrationslager überlebt. Er war Vizepräsident
       des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora.
       
       Auch andere Redner äußerten in der anschließenden Debatte ihre Empörung
       über den Tod Romantschenkos. Sein Schicksal zeige „den verbrecherischen
       Charakter der russischen Politik und warum Deutschland solidarisch mit der
       Ukraine ist“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Der
       Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, sagte, der Tod
       Romantschenkos stehe stellvertretend für das Leid und den Terror, die die
       Menschen in der Ukraine erführen.
       
       „Für Überlebende des Holocaust ist der Tod ihres Leidensgenossen Boris
       Romantschenko endgültig zum Fanal eines verbrecherischen Krieges geworden,
       den Putin tagtäglich in die Ukraine trägt“, erklärte der
       Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph
       Heubner. „Der Krieg tritt die Erinnerungen und das Lebenswerk der
       Überlebenden mit Füßen“, fügte er hinzu. Die Holocaust-Überlebende Eva
       Fahidi beklagte den Angaben zufolge in Budapest: „Alles, wofür wir nach
       unserer Befreiung aus Auschwitz, Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen
       gelebt haben, wofür wir aufgestanden sind, all dies entehrt und missachtet
       Putin mit seinen Generälen.“ (epd)
       
       ## Russische Zeitung nach Nennung von Opferzahlen: Sind gehackt worden
       
       Die russische Zeitung Komsomolskaja Prawda führt die aufsehenerregende
       Veröffentlichung über die Zahl gefallener Soldaten im Ukrainekrieg auf
       einen Hackerangriff zurück. Die Webseite sei am Montag attackiert und eine
       falsche Meldung über den Tod russischer Soldaten veröffentlicht worden, wie
       der Kreml-Korrespondent der Zeitung, Alexander Gamow, am Dienstag sagte. Am
       Montag war auf der Homepage ein Artikel erschienen, demzufolge bislang fast
       10.000 russische Soldaten bei der Invasion im Nachbarland ihr Leben
       gelassen haben sollen. Der Beitrag war nach kurzer Zeit gelöscht worden.
       
       Gamow lieferte die Erklärung für die Geschichte, die von zahlreichen
       westlichen Medien aufgegriffen wurde, in der täglichen Telefonkonferenz des
       Präsidialamts. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow selbst hatte zuvor erklärt, er
       könne den Vorfall nicht kommentieren.
       
       Die russische Regierung hüllt sich über die Zahl der gefallenen Soldaten in
       Schweigen. Moskau hatte Anfang März von 498 toten russischen Soldaten
       gesprochen, seither aber keine neue Zahlen mehr veröffentlicht. Die
       ukrainische Seite spricht von mehr als 15.000 gefallenen russischen
       Kämpfern. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (rtr)
       
       ## Israel eröffnet Feldkrankenhaus im Westen der Ukraine
       
       Israel hat ein Feldkrankenhaus in Mostyska im Westen der von Russland
       angegriffenen Ukraine eröffnet. Auf einem Live-Video von der Zeremonie am
       Dienstag waren mehrere weiße langgestreckte Zelte zu sehen. Das
       66-Betten-Lazarett soll von insgesamt 65 Ärzten und Pflegekräften aus ganz
       Israel betrieben werden. Es könne bis zu 150 Patienten gleichzeitig
       versorgen, teilte das verantwortliche Schiba-Krankenhaus aus der Nähe von
       Tel Aviv im Vorfeld mit. Für den Aufbau und den Betrieb des Lazaretts bis
       Mitte April seien umgerechnet knapp 5,9 Millionen Euro veranschlagt.
       
       Israel hat traditionell gute Beziehungen zu Russland und der Ukraine,
       Regierungschef Naftali Bennett ist an Vermittlungsbemühungen beteiligt.
       Israel ist auch wegen seiner Konflikte mit Syrien und dem Iran vom
       Wohlwollen Moskaus abhängig. Laut Medienberichten hat Israel deswegen eine
       Bitte der Ukraine nach Waffenlieferungen abgelehnt.
       
       Das Lazarett mit dem Namen „Leuchtender Stern“ soll Flüchtlingen nahe der
       Grenze zu Polen helfen. Es besteht demnach unter anderem aus einer
       Notaufnahme sowie Abteilungen für Männer, Frauen und Kinder. Geburten
       sollen möglich sein, und es soll ein Angebot für Telemedizin geben sowie
       psychologische Betreuung, ein Labor und eine Apotheke. Ein großer Teil des
       medizinischen Personals hat nach Angaben des Leiters, Joel Har-Even,
       ukrainische Wurzeln.
       
       Ein Feldlazarett, an dem auch Deutschland beteiligt ist, soll nach Angaben
       Estlands ebenfalls bereits in der Ukraine angekommen sein. Weitere
       Informationen zur Nutzung sollten allerdings erst im Laufe der Woche
       bekannt gegeben werden. Einen symbolischen Schlüssel zu dem Lazarett hatte
       die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maliar bereits im
       Februar, vor Beginn des Krieges, erhalten. Das verlegbare Feldlazarett
       wurde von Deutschland mit 5,3 Millionen Euro finanziert und von Estland
       gebaut. Es soll durch lokale Kräfte betrieben werden. (dpa)
       
       ## Falschmeldungen in Social Media nehmen zu
       
       Der österreichische Verein Mimikama zur Aufklärung über Internetmissbrauch
       beobachtet seit der Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim durch
       Russland 2014 eine deutliche Zunahme an Falschmeldungen auf Social Media
       wie Facebook, Youtube oder Instagram. Diese Kommunikationsplattformen seien
       mehr und mehr zu Politplattformen geworden, sagte der Theologe André Wolf,
       hauptamtlicher Mitarbeiter des Vereins, am Montagabend in einem Webinar. Zu
       der Veranstaltung mit dem Titel „Das erste Opfer des Krieges ist die
       Wahrheit“ hatten das Evangelische Forum Bonn, die Evangelische Akademie im
       Rheinland und die Evangelische Erwachsenenbildung im Kirchenkreis an Sieg
       und Rhein eingeladen.
       
       Wolf beschrieb beispielhaft gezielt eingesetzte Narrative, die bestimmte
       Aussagen transportierten und in immer neuen Zusammenhängen auftauchten.
       Solche zunächst einleuchtenden Narrative würden über das Internet hinaus
       eine verhängnisvolle Wirkung entfalten – wie etwa die Geschichte von einem
       weißen Lieferwagen, mit dem in Deutschland von der bulgarischen und
       rumänischen Mafia Kinder entführt würden, um ihnen Organe zu entnehmen. Bis
       in die Fernsehserie „Tatort“ habe diese Falschmeldung über die Organmafia
       Einfluss gehabt.
       
       So wie die Flüchtlingskrise 2015 von Interessengruppen, politischen
       Gruppierungen oder Parteien genutzt worden sei, um sie für eigene Zwecke zu
       instrumentalisieren, werde jetzt auch der Krieg in der Ukraine von
       verschiedenen Seiten instrumentalisiert, erklärte er. Ein Beispiel dafür
       sei die aktuell kursierende Behauptung, Ukrainer hätten in Euskirchen einen
       16-jährigen Russen zu Tode geprügelt. Laut Polizei gibt es dafür keinerlei
       Anhaltspunkte. Der Staatsschutz ermittelt.
       
       Im gegenwärtigen Krieg „erzählt jede Seite ihre eigene Geschichte“,
       erklärte Wolf, der Pressesprecher von Mimikama ist. Der russische Präsident
       Wladimir Putin behaupte, Russland würde bedroht und angegriffen. Aber auch
       das Muster „David gegen Goliath“, nach dem die Ukraine die Rolle des
       kleinen David und Russland die des Riesen Goliath einnehme, sei so eine
       Erzählung, sagte der Theologe. Ob diese den Tatsachen entspreche, wollte er
       nicht bewerten, gab aber zu bedenken, dass die ukrainischen Soldaten
       exzellent ausgebildet seien, die Ukraine als angegriffenes Land über einen
       „Moralbonus“ verfüge und dass ihr Präsident Wolodymyr Selenskyj
       „hochprofessionell“ kommuniziere.
       
       Mimikama arbeitet bei seinen Faktenchecks auf internationaler Ebene in dem
       europäischen Netzwerk EDMO zusammen. Dieses Netzwerk zielt darauf,
       Desinformationen zu bekämpfen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
       und die Demokratie sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene zu
       analysieren. (epd)
       
       ## Umfrage: Mehrheit der Polen für eine Ukraine-Friedensmission
       
       Die Mehrheit der Polen befürwortet einer Umfrage zufolge den Vorschlag
       einer Nato-Friedensmission in der Ukraine. Mehr als 53 Prozent hätten sich
       für einen solchen Einsatz unter dem Dach der Nato oder der UN
       ausgesprochen, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Befragung von United
       Surveys im Auftrag der Zeitung Dziennik Gazeta Prawna und des Radiosenders
       RMF FM. Rund 26 Prozent waren demnach dagegen, knapp 20 Prozent enthielten
       sich. Wenn es zu so einer Mission käme, sollten nach Meinung von fast 60
       Prozent der Befragten auch polnische Soldaten daran teilnehmen. Dies
       lehnten etwa 31 Prozent ab.
       
       Polens Vizeregierungschef Jaroslaw Kaczynski hatte eine solche Mission
       vergangene Woche nach einem Besuch der Regierungschefs von Polen,
       Tschechien und Slowenien beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
       in Kiew ins Gespräch gebracht. Er sagte: „Ich denke, dass eine
       friedenserhaltende Mission der Nato oder möglicherweise einer noch
       breiteren internationalen Struktur notwendig ist, aber eine solche Mission,
       die auch in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen, und die auf
       ukrainischem Territorium operieren wird.“ Seinen Worten zufolge stellt er
       sich eine Mission vor, „die sich für den Frieden einsetzt und humanitäre
       Hilfe leistet, aber gleichzeitig auch von den entsprechenden Kräften, den
       Streitkräften, geschützt wird.“ Der Vorstoß stieß im Kreis der Nato-Partner
       auf ein geteiltes Echo. (dpa)
       
       ## Staaten wollen gemeinsam Gas einkaufen
       
       Die EU-Regierungen wollen offenbar künftig gemeinsam Gas und Öl in
       Drittstaaten einkaufen. Das geht aus einem von der Nachrichtenagentur
       Reuters eingesehenen Entwurf für die Erklärung des EU-Gipfels am Donnerstag
       und Freitag hervor. „Mit Blick auf den nächsten Winter werden die
       Mitgliedstaaten und die Kommission dringend … beim gemeinsamen Kauf von
       Gas, LNG und Wasserstoff zusammenarbeiten“, heißt es darin. Die russische
       Invasion der Ukraine hat mit dazu beigetragen, dass die Energiepreise auf
       Rekordhöhen gestiegen sind. Zugleich will die EU ihre Energieimporte aus
       Russland möglichst schnell reduzieren. Deshalb soll mehr Flüssiggas etwa in
       Katar oder den USA eingekauft werden.
       
       Die Europäische Kommission hatte im vergangenen Jahr ein System
       vorgeschlagen, mit dem die EU-Länder gemeinsam strategische Gasvorräte
       kaufen können. Deutschland hatte jahrelang Pläne für einen gemeinsamen
       Einkauf über die EU abgelehnt. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte
       gerade in Katar verhandelt, damit von dort mehr Flüssiggas für das geplante
       LNG-Terminal in Brunsbüttel geliefert wird. Die 27 EU-Staats- und
       Regierungschefs treffen sich am Donnerstag und Freitag in Brüssel. (rtr)
       
       ## Polizei fordert Schutzzone für Geflüchtete in Deutschland
       
       Um ukrainische Flüchtlinge vor [1][Menschenhändlern und Sexualstraftätern]
       zu schützen, fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Einrichtung von
       „Schutzzonen“ in den Bahnhöfen. Der für die Bundespolizei zuständige
       GdP-Vorsitzende Andreas Roßkopf sagte der Rheinischen Post: „Wir und die
       anderen Behörden müssen die ersten sein, die eine Registrierung und eine
       Abklärung vornehmen.“
       
       Die Bundespolizei habe inzwischen festgestellt, dass Kriminelle sehr
       gezielt auf junge Frauen und Kinder zugingen, bevor die Beamten überhaupt
       in Kontakt mit den Flüchtlingen kämen, sagte Roßkopf. „Wir brauchen deshalb
       dringend Schutzzonen in den Bahnhöfen“, forderte er. „Danach kann man die
       Menschen auch gezielt Freunden oder Bekannten zuführen.“
       
       Die Bundespolizei sei mit der derzeitigen Situation ausgelastet, sagte der
       GdP-Chef. Derzeit seien an den Bahnhöfen, an denen die Flüchtlinge ankämen,
       650 Beamte mehr als üblich im Einsatz. Bundesinnenministerin Nancy Faeser
       (SPD) hatte am Wochenende eine hohe Polizeipräsenz auf Bahnhöfen
       angekündigt, um Ukrainerinnen vor Übergriffen von Menschenhändlern und
       Sexualstraftätern zu schützen.
       
       Auch die europäische Polizeibehörde Europol warnte vor Menschenhändlern.
       Diese würden sich als „Freiwillige“ ausgeben, erklärte die Behörde am
       Montag. „Kurzfristig besteht das größte Risiko darin, dass Kriminelle unter
       dem Vorwand, Transport, kostenlose Unterkunft, Arbeit oder andere Formen
       der unmittelbaren Unterstützung zu versprechen, potenziell Opfer
       anvisieren“, warnte Europol. Neben Bahnhöfen würden sie sich auch auf
       Grenzübergänge, Aufnahmezentren und Busbahnhöfe konzentrieren. Zudem
       tummelten sie sich in Freiwilligengruppen im Netz.
       
       Seit Kriegsbeginn sind laut Angaben der UNO rund 3,5 Millionen Menschen aus
       der Ukraine geflüchtet. Die meisten davon sind Frauen und Minderjährige.
       (afp)
       
       ## 🐾 Jedes Haus, jede Seele
       
       Kein Licht, keine Heizung, kaum Lebensmittelvorräte – die Hafenstadt
       Mariupol wird von schwerer Artillerie, Luftwaffe und Marine beschossen. Den
       Bericht von taz-Korrespondent Bernhard Clasen lesen Sie [2][hier]. (taz)
       
       ## Biden warnt vor russischen Chemiewaffen
       
       Die USA haben Warnungen bekräftigt, Russland erwäge den Einsatz von
       chemischen Kampfstoffen in der Ukraine. US-Präsident Joe Biden warf am
       Montag dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, mit unwahren
       Behauptungen den Boden für den Einsatz dieser international geächteten
       Waffen zu bereiten. Putin stehe mit dem Rücken zur Wand und mache Aussagen,
       die nicht stimmten. Russland behaupte, dass die Ukraine über biologische
       und chemische Waffen verfüge. „Das ist ein klares Zeichen dafür, dass er
       den Einsatz beider Waffen in Erwägung zieht.“ Das russische
       Verteidigungsministerium hat die Regierung in Kiew beschuldigt, die eigene
       Bevölkerung mit Chemiewaffen angreifen zu wollen. Dieser Angriff solle dann
       den russischen Truppen untergeschoben werden. Weder die USA noch Russland
       haben Belege für ihre wechselseitigen Vorwürfe vorgelegt. (rtr)
       
       ## Möglicher Angriff auf Selenskyj gestoppt
       
       Die ukrainische Spionageabwehr hat ein mögliches Attentat auf Präsident
       Wolodymyr Selenskyj nach eigenen Angaben gestoppt. Eine Gruppe von
       russischen Saboteuren, angeführt von einem Geheimdienstler, sei in der
       Stadt Uschgorod im Dreiländereck zwischen der Ukraine, der Slowakei und
       Ungarn festgenommen worden, berichtete die Agentur Unian in der Nacht zum
       Dienstag.
       
       Zum Auftrag der etwa 25 Männer gehörten neben dem Anschlag auf Selenskyj in
       Kiew auch die Ausführung einer Reihe von Sabotageakten im Regierungsviertel
       sowie in anderen Landesteilen der Ukraine. Sie wollten sich als Angehörige
       der Territorialeinheiten der Ukraine ausgeben und auf diese Weise nach Kiew
       gelangen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
       
       Nach ukrainischer Darstellung haben russische Spionagetrupps seit
       Kriegsbeginn bereits mehrfach versucht, in Kiew einzudringen und den
       Präsidenten auszuschalten. (dpa)
       
       ## 🐾 Mehr Druck auf Russland
       
       Bei ihrer Konferenz in Brüssel rüsten die EU-Außen- und
       Verteidigungsminister*innen auch verbal auf. Doch einige Länder
       bremsen wieder. Den Bericht der Redakteure Eric Bonse und Pascal Beucker
       zur EU-Eingreiftruppe lesen Sie [3][hier]. (taz)
       
       22 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ukrainische-Gefluechtete-in-Deutschland/!5840087
   DIR [2] /Putins-Krieg-in-der-Ukraine/!5842674
   DIR [3] /Eingreiftruppe-der-EU/!5840170
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Mirko Schmid
       
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