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       # taz.de -- Linke Portale schließen sich zusammen: Nach den Rechten sehen
       
       > Die Aufklärungsportale Blick nach Rechts und Endstation Rechts haben sich
       > zusammengeschlossen. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können.
       
   IMG Bild: 1. Mai 2006 in Mecklenburg-Vorpommern: „Endstation Rechts“ engagiert sich hier schon seit Jahren
       
       „Knapp eine Woche nach dem russischen Angriff auf die Ukraine scheint das
       Thema die deutschsprachigen Rechten zu teilen. Während man sich auf der
       einen Seite solidarisch mit der Ukraine zeigt, wird auf anderer Seite
       gleichermaßen vor ‚Sowjetbolschewismus‘ und ‚NATO-Imperialismus‘ gewarnt.“
       
       Mit diesem Teaser wird auf dem Portal Endstation Rechts (ER) eine Analyse
       über die Positionen der extremen Rechten in Deutschland zum russischen
       Krieg in der Ukraine eingeleitet. Detailliert werden Stellungnahmen rechter
       Gruppierungen und Medien in den letzten Wochen untersucht und auch die
       Spaltungslinien formuliert. Während die NPD Russland unterstützt,
       mobilisiert die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ für die Ukraine.
       
       Schließlich gehört es zum Markenzeichen des [1][Onlineportals Endstation
       Rechts], sehr genau nach den Rechten zu sehen. Entstanden ist das Portal
       2005 als Projekt der Jusos in Mecklenburg-Vorpommern und sollte über die
       damals dort erstarkende NPD aufklären. Die Partei ist längst in der
       Bedeutungslosigkeit verschwunden, doch die extreme Rechte ist bundesweit
       gewachsen.
       
       ER wurde bald als wichtige antifaschistische Stimme wahrgenommen und auch
       mit Demokratiepreisen ausgezeichnet. So ging 2016 der Europäische
       Bürgerpreis des EU-Parlaments an die Onlineplattform. Der verantwortliche
       Redakteur, Oliver Kreuzfeld, hat vor mehr als 15 Jahren das Jusoprojekt
       mitgegründet. Kürzlich hat er die Fusion mit dem [2][Onlinedienst Blick
       nach Rechts (BnR)] erfolgreich abgeschlossen.
       
       Der BnR hat seine Wurzeln in der „Stoppt-Strauß“-Kampagne, die sich vor
       über 40 Jahren gegen die Wahl des damaligen CSU-Vorsitzenden Franz Josef
       Strauß zum Bundeskanzler wandte. Der rechtslastige Politiker war 1980 als
       gemeinsamer Kandidat der Unionsparteien unter dem Motto [3][„Freiheit statt
       Sozialismus“] angetreten. Strauß bekämpfte nicht nur Linksliberale im
       Inland, er hatte auch gute Kontakte zu Apartheid-AnhängerInnen in
       Südafrika, den nationalistischen Grauen Wölfen in der Türkei und
       faschistischen Militärs in Südamerika.
       
       ## Die Fusion ist nun abgeschlossen
       
       Der Presseausschuss Demokratische Initiative (PDI), ein Vorläuferprojekt
       des BnR, stellte sich damals die Aufgabe, publizistisch gegen
       „antidemokratische, reaktionäre und neofaschistische Tendenzen“ zu kämpfen.
       Er gab unter anderem das „Schwarzbuch Strauß“ in großer Auflage heraus. Der
       Fokus lag auf der Untersuchung der Grauzone zwischen extremer Rechter und
       Konservativen bis in die Reihen der CDU/CSU.
       
       Diesen Anspruch verfolgte auch der BnR, der nach der Auflösung des PDI 1984
       gegründet wurde. Bis 2004 erschien er zweiwöchentlich als Zeitschrift,
       danach als Onlinemagazin. Seit Ende der 1980er Jahre war die Beobachterin
       der rechten Szene, Gabriele Nandlinger, die verantwortliche Redakteurin.
       Nachdem sie 2020 in den Ruhestand ging, wurde die Fusion mit ER am 18.
       Februar 2022 in die Tat umgesetzt. „Überlegungen über eine mögliche engere
       Kooperation gab es bereits seit Längerem, da es bei beiden Portalen teils
       große thematische Überschneidungen gab“, erklärt Oliver Kreuzfeld gegenüber
       der taz.
       
       Während sich der BnR auf Analysen der rechtsextremen Szene bundesweit
       konzentrierte, überwog beim ER zunächst die Live-Berichterstattung von
       Demonstrationen der Rechten in Mecklenburg-Vorpommern. Dass die Fusion erst
       vor wenigen Wochen abgeschlossen wurde, hatte keine politischen Gründe,
       betont Kreuzfeld.
       
       ## Ein technisch neues Konzept
       
       „Vor allem aus technischer Sicht war es ein relativ aufwendiger Prozess.
       Insgesamt mussten über 25.000 Artikel in einer sinnvollen Struktur
       zusammengelegt werden. Das Portal wurde technisch komplett neu konzipiert“,
       sagt Kreuzfeld. So verging bis zum gemeinsamen Relaunch mehr als ein Jahr.
       Jetzt kann sich Endstation Rechts wieder seiner Aufgabe widmen, nach den
       Rechten zu sehen. „Die Gefahren, die von dem Milieu ausgehen, sind leider
       deutlich greifbarer geworden“, erklärt Kreuzfeld mit Verweis auf mehrere
       rechtsterroristische Morde und Anschläge in den letzten Jahren.
       
       „Auch die anhaltende [4][Radikalisierung der AfD] oder Bedrohungen aus dem
       Spektrum der Verschwörungsgläubigen zeigen, dass wir uns insgesamt breiter
       aufstellen müssen. Die Dokumentation und das Monitoring sind deutlich
       komplexer und zeitintensiver geworden“, umreißt Kreuzfeld die vielfältigen
       Aufgaben seiner kleinen Redaktion mit vier MitarbeiterInnen.
       
       Sie werden von einen gewachsenen Netzwerk von AutorInnen und
       HinweisgeberInnen unterstützt. Dabei handelt es sich um JournalistInnen,
       die oft auch für andere Medien über die rechte Szene informieren.
       
       5 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.endstation-rechts.de/ueber-uns
   DIR [2] /Bremer-Hooligan-Band-nutzt-Katastrophe/!5781917
   DIR [3] /Strategien-populistischer-Politik/!5624575
   DIR [4] /AfD-nach-Urteil-zu-Einstufung/!5836659
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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