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       # taz.de -- Neuer Bericht des Weltklimarats: Drohender Klima-Kolonialismus
       
       > Zum Anbau von CO2-speichernden Pflanzen bedarf es riesiger Anbauflächen.
       > Die Last könnte den globalen Süden treffen.
       
   IMG Bild: Vertrocknete Pflanzen bei Kapstadt
       
       Hoffnung und Horror liegen bei der Klimakrise nah beieinander. Wir haben
       alle [1][technischen Mittel], um unsere Wirtschaft und unser Leben
       treibhausgasfrei zu gestalten, zeigt der [2][neue Bericht des
       Weltklimarats]. Es ist eine gute Nachricht, die dennoch Zweifel aufkommen
       lässt. Was ist das nur für eine Spezies, die ihren eigenen Lebensraum
       ruiniert? Das eigentliche Problem hat mit Macht, Geld und
       (Un-)Gerechtigkeit zu tun.
       
       Eine weitere vergiftete gute Nachricht: Es gibt noch Chancen darauf, dass
       sich die globale Durchschnittstemperatur auf der Erde bei 1,5 Grad über dem
       vorindustriellen Niveau einpendelt. Mittlerweile ist es aber kaum noch
       denkbar, dass die 1,5-Grad-Marke nicht zumindest temporär gerissen wird.
       Danach können wir uns theoretisch wieder zurückrobben, indem wir der
       Atmosphäre Treibhausgase nachträglich entziehen. Aber erstens würde es in
       der Zeit dieser Temperaturspitze schon unumkehrbare Folgen geben.
       
       Zweitens ist unsicher, ob nicht bestimmte Kipppunkte des Klimasystems das
       nachträgliche Abkühlen verhindern. Drittens wird immer deutlicher, dass wir
       zur Entfernung von CO2 aus der Luft auf riskante Technologien zurückgreifen
       müssen. Diese Technologien sind im großen Stil unerprobt. Vor allem aber
       bringen sie politischen Sprengstoff mit sich.
       
       Wer zum Beispiel [3][kohlenstoffspeichernde Pflanzen] aufbauen und
       verbrennen will, um das dann freiwerdende CO2 abzufangen und unterirdisch
       zu speichern, braucht gigantische Anbauflächen. Wer wird dafür Platz
       schaffen – Europa? Es droht ein neuer Klima-Kolonialismus, der diese Lasten
       in den Globalen Süden verschiebt.
       
       Vor zehn Jahren wäre das ein guter Grund für eine grundsätzliche Ablehnung
       gewesen. Mittlerweile ist klar: Die Diskussion wird kommen. Auch die
       Öko-Szene sollte sie deshalb nicht tabuisieren, sondern aktiv führen. Das
       kann man immerhin aus der Energiewende lernen: Letztlich sind die
       technologischen Fragen leicht zu lösen. Das eigentliche Problem hat mit
       Macht, Geld und (Un-)Gerechtigkeit zu tun.
       
       5 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/ausland/europa/weltklimarat-ipcc-105.html
   DIR [2] https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/
   DIR [3] /Klimaschutz-durch-gesunde-Boeden/!5820854
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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