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       # taz.de -- Film „Dumbledores Geheimnisse“ im Kino: Sehr besondere Lebewesen
       
       > Der Fantasy-Film „Dumbledores Geheimnisse“ ist der dritte Teil von J. K.
       > Rowlings „Phantastische Tierwesen“-Saga. Mads Mikkelsen spielt den
       > Bösewicht.
       
   IMG Bild: Zwei der „Phantastischen Tierwesen“: der maulwurfsartige Niffler und die Stabheuschrecke Pickett
       
       In den Drehbüchern ist lediglich ein Jahr vergangen, seit in „Phantastische
       Tierwesen und wo sie zu finden sind“ der englische Experte für magische
       Tiere Newt Scamander (Eddie Redmayne) mit einem Koffer voller zauberhafter
       Lebewesen im 30er-Jahre-New-York eintraf und den Konditor Jacob Kowalski
       (Dan Fogler) kennenlernte, der einen sehr ähnlichen Koffer mit sich führte,
       in dem sich köstliche Backwaren befanden.
       
       Durch einen versehentlichen Koffertausch geriet Jacob in die Zauberwelt,
       verliebte sich in die Gedankenleserin Queenie (Alison Sudol) – und hilft
       seitdem seinen neugewonnenen MagierfreundInnen beim Kampf gegen das Böse.
       Jacob Kowalski ist einer von uns, ein freundlicher Muggel ohne Superkräfte
       und mit einer Schwäche für gutes Essen und damit eine ideale
       Identifikationsfigur: Er ist der heimliche Held dieser [1][Filmreihe aus
       dem magischen Universum der Joanne K. Rowling], die sowohl zusammen mit
       Co-Autor Steve Kloves das Drehbuch geschrieben als auch den Film produziert
       hat.
       
       Während es auf der Leinwand nur ein Jahr ist, liegen in unserer Welt
       schlappe sechs Jahre zwischen Teil 1 und Teil 3, der jetzt als „Dumbledores
       Geheimnisse“ in die Kinos gekommen ist. Die DarstellerInnen sind sichtbar
       älter geworden, und der Bösewicht wurde ausgetauscht: [2][Johnny Depp, der
       in den ersten beiden Filmen kongenial den Zauberer Grindelwald verkörperte,
       war zur Abdankung überredet worden, nachdem er eine Menge schlechter Presse
       wegen möglicher häuslicher Gewalt] auf sich gezogen hatte.
       
       Stattdessen ist Mads Mikkelsen als Grindelwald verpflichtet worden. Der
       Däne hat international mittlerweile eine erstaunliche Karriere als
       Filmschurke hingelegt – erstaunlich, weil [3][Mikkelsen zwar prima
       kaltherzig gucken kann], andererseits aber in seiner Mimik immer wieder
       diese freundlichen Lachfältchen aufblitzen, gegen die wohl auch die beste
       Visagistin der Welt nicht ankäme.
       
       Immerhin lässt sich so nachvollziehen, warum Dumbledore (Jude Law) sich in
       seiner Jugend so in Grindelwald verlieben konnte, dass er einen Blutbund
       mit ihm einging: einen derart mächtigen Zauber, dass er den großen
       Dumbledore nun daran hindert, gegen Grindelwald vorzugehen, der – wie nach
       ihm Voldemort – nichts Geringeres anstrebt als die Weltherrschaft der
       Zauberer und die Vernichtung aller Muggel.
       
       ## Magische Tiere im Zentrum der Handlung
       
       Eine kleine Gruppe Wagemutiger um Newt Scamander macht sich auf den Weg,
       das zu verhindern. Ein sehr besonderes Lebewesen spielt dabei eine wichtige
       Rolle, wie überhaupt die magischen Tiere in diesem Teil wieder mehr ins
       Zentrum der Handlung rücken, von der nicht sehr viel verraten werden kann.
       
       Die Filmreihe entwirft insofern ein Gegenbild zu den
       Harry-Potter-Geschichten, als jene fast ausschließlich in der geschlossenen
       Internatswelt von Hogwarts spielen. „Phantastische Tierwesen“ dagegen
       weitet den Kampf des Guten gegen das Böse aus auf (tendenziell) die ganze
       Welt – eine Idee, die aber die Gefahr birgt, dass die Schauplätze allzu
       beliebig werden, wenn man sie ständig wechselt.
       
       In Film 3 nun ist ein protofaschistisches 30er-Jahre-Berlin ein wichtiger
       Schauplatz, was Sinn ergibt, denn von hier aus kann Grindelwald seine
       faschistische Machtübernahme vorbereiten. Warum der Showdown dann aber
       ausgerechnet nach Bhutan verlegt werden muss, ist wieder ein einziges
       Rätsel.
       
       ## Eine spektakuläre Geburt
       
       Dennoch ist „Dumbledores Geheimnisse“ nach dem übertourigen, überlangen
       Zauber-Politthriller „Grindelwalds Verbrechen“ eine Wohltat. Seine
       MacherInnen haben sich offenbar wieder an die glücklichen Anfänge des
       Tierwesen-Universums erinnert und geben den titelgebenden Wesen wieder
       wichtigere Rollen. Newts ständiger Begleiter, die feinmotorisch hochbegabte
       Stabheuschrecke Pickett, spielt gemeinsam mit dem diebischen,
       maulswurfsähnlichen Niffler Lebensretter.
       
       Eine Heerschar von Riesenkrabben erschwert eine wichtige Befreiungsaktion.
       Und vor allem beginnt der Film mit der spektakulären Geburt eines absolut
       hinreißenden Wesens mit besonderer Zauberkraft. Die digitalen Kreativen
       haben wirklich ganze Arbeit geleistet mit ihren Kreaturen, neben deren oft
       doppelbödigem Charme die menschlichen Charaktere vergleichsweise
       geheimnislos wirken.
       
       Was nun speziell Dumbledores Geheimnisse betrifft, so ist ein Teil davon
       gelüftet worden in diesem Film. Nach diesem Film erwartet man die nächste
       Fortsetzung auf jeden Fall wieder mit einer gewissen Ungeduld.
       
       8 Apr 2022
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Granzin
       
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