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       # taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Eifersucht und Nähmaschinen
       
       > Lange Dauern sind ein Thema in den Konzerten am Wochenende. Bauchrednerei
       > und Alttestamentliches neu vertont sind ebenfalls zu hören.
       
   IMG Bild: Lottie Sebes performt „Veritas Ventriloquist“
       
       Es gibt auf Youtube ein sehr schönes Beispiel für Bauchrednerei: den
       „[1][Platypus Song]“. Das anderthalbminütige Lied des Bauchredners Steve
       Axtell, ein sehr eigener Beitrag zum Thema Identität, sollte man sich am
       besten unvoreingenommen und auf eigenes Risiko ansehen. Für Furchtlose gibt
       es das Ganze auch im [2][stundenlangen Dauerloop].
       
       Einen etwas anderen Zugang zur Bauchrednerei wählt die Künstlerin Lottie
       Sebes für ihre Performance „Veritas Ventriloquist“ am Sonnabend im Morphine
       Raum. Um Identität geht es dabei zwar auch, allerdings konzentriert sie
       sich auf die historischen Verflechtungen von Gender, Stimme und Technik.
       
       Ihre „[3][Veritas Machine]“ übernimmt dabei anscheinend die Rolle des
       Ventriloquisten vulgo Bauchredners in Gestalt einer Apparatur aus
       Nähmaschinen, zu der unter anderem ein Stimmensynthesizer gehört. Ihre
       Kollegin Annette Krebs führt ihrerseits die elektroakustische Performance
       „Konstruktion#4“ auf, bei der Klangobjekte, Computer und Sensoren zum
       Einsatz kommen (26. 3., Köpenicker Straße 147, 19 + 21 Uhr, [4][Tickets
       gibt es hier]).
       
       An diesem Wochenende geht ebenfalls das Festival MaerzMusik zu Ende.
       Gefeiert wird als Jubilarin die französische Komponistin Éliane Radigue,
       die im Januar 90 Jahre alt geworden ist. Ihr elektronisches Schaffen, das
       den Großteil ihrer Musik ausmacht, bildet einen Schwerpunkt des Programms.
       
       Am Sonnabend etwa ist im Zeiss-Großplanetarium ihr „Triptych“ aus dem Jahr
       1978 zu hören. Für Radigue gehören lange Dauern und kaum merkliche
       Veränderungen von Klängen zum Grundbestand ihrer Arbeiten. Eine prinzipiell
       geduldige Haltung ist daher von Vorteil, ebenso die Bereitschaft, auf große
       Action zu verzichten. Ist dafür eine besondere Erfahrung (26. 3.,
       Prenzlauer Allee 80, 23 Uhr, [5][Tickets 7/5 €]).
       
       Am Donnerstag bietet der RIAS Kammerchor unter der Leitung seines
       Chefdirigenten Justin Doyle zusammen mit dem Ensemble Resonanz im
       Kammermusiksaal der Philharmonie die Uraufführung der Auftragsarbeit „Die
       Vertreibung des Ismael“ des estnischen Komponisten Jüri Reinveres. Zu
       erwarten ist ein alttestamentliches „Eifersuchtsdrama“ über die Söhne
       Abrahams, Ismael und Isaak.
       
       Da es auch um gewaltsame Konfliktbewältigung geht, dürfte der antike Stoff
       unfreiwillig aktuell sein. Eigentlich hätte das Werk schon 2020 zum ersten
       Mal erklingen sollen, die Gründe für die Verschiebung kann man vermutlich
       als bekannt voraussetzen(31. 3., Herbert-v.-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, Tickets
       28-44 €, [6][tickets@rias-kammerchor.de], 030 20 29 87 10).
       
       25 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=0gM5TjSOQ48
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=Zm9woWxM178
   DIR [3] http://www.motestudio.net/veritas
   DIR [4] http://www.motestudio.net/veritas
   DIR [5] https://tickets.kbb.eu/kbb.webshop/webticket/eventlist
   DIR [6] http://rias-kammerchor.de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tim Caspar Boehme
       
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