URI: 
       # taz.de -- CDU-Parteitag in NRW: Wissen, was NRW braucht
       
       > Das Wahlprogramm steht: Für die Partei um Landesvater Wüst hat
       > Sicherheitspolitik Priorität. Und Klimaschutz soll ein Versöhnungsprojekt
       > werden.
       
   IMG Bild: In diesen Tagen gilt für Hendrik Wüst: Refugees welcome in NRW
       
       Köln taz | Parteitag light hieß es am Samstag für die CDU in NRW. Am
       Vormittag beschlossen die Delegierten der aktuellen Regierungspartei ihr
       Wahlprogramm, später am Tag stellten es ihr Vorsitzender [1][Hendrik Wüst]
       und seine Minister:innen der Öffentlichkeit vor. „Machen, worauf es
       ankommt“, wollen sie in den nächsten fünf Jahren – vorausgesetzt sie werden
       am 15. Mai bei der Landtagswahl nach 2015 für eine weitere
       Legislaturperiode gewählt.
       
       Um kurz nach zehn im Kölner Palladium, wo sonst Musik von Mia Julia bis zu
       den Giants Rooks zu hören ist, treffen sich die CDU-Delegierten zur
       Beschließung ihres Wahlprogramms. Zum frühen Nachmittag tritt ein Mann mit
       brauner Lederjacke über weißem Hemd auf die Bühne und setzt sich auf einen
       braunen Sessel. Alles ein bisschen im 70er Jahre-Look. „Wir wissen ganz
       genau, was NRW braucht“, spricht die raue Stimme ins Mikro. Sein Name ist
       Ingo Albrecht, er synchronisiert unter anderem den US-Schauspieler und
       Ex-Wrestler [2][Dwayne „The Rock“ Johnson], an diesem Tag stellt er Details
       aus dem neuen CDU-Programm vor.
       
       Das ist seit Samstag auf über 100 Seiten zu lesen. Insgesamt befinde sich
       die CDU auf einem guten Weg und müsse diesen bloß weiterführen. „Wenn man
       den anderen das in die Hand gibt, fängt die Scheiße nämlich wieder von
       vorne an“, sagte Innenminister Herbert Reul dazu besonders mit Blick auf
       seinen Fachbereich. Die darin beinhaltete Sicherheitspolitik steht in den
       Plänen der Noch-Regierungspartei an erster Stelle. So wolle man jährlich
       3.000 Polizist:innen ausbilden und neue „Cybercops“ etablieren, um auch
       digital für Sicherheit zu sorgen.
       
       Versöhnungsprojekt Klimaschutz 
       
       An zweiter Stelle steht der Klimaschutz, für den vor allem das von Ursula
       Heinen-Esser geführte Landwirtschaftsministerium zuständig ist.
       Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen wolle die CDU ausbauen, sagte sie.
       Besonders für die Windkraft sei es wichtig, die Akzeptanz zu erhöhen. Dafür
       wolle man die betroffenen Anwohner:innen zunehmend in dem Bau neuer
       Windräder einbeziehen. Der „jungen Generation“ versprach Ministerpräsident
       Wüst: „Wir tun alles dafür, das Klima zu schützen“. Gleichermaßen gelte für
       die Industrie, dass die Landesregierung „alles dafür tun wird,
       Arbeitsplätze zu sichern“. Aus einem Generationenkonflikt müsse demnach ein
       Versöhnungsprojekt werden.
       
       Die Zeit, in der das Programm der CDU vorgestellt wurde, bezeichnete Wüst
       als „aufwühlend“. Dabei bezog er sich vor allem auf den Krieg in der
       Ukraine. „Wer vor Putins Krieg flieht, ist bei uns in NRW herzlich
       Willkommen“, sagte der Ministerpräsident. Man wolle zeigen, dass man aus
       2015 gelernt habe. „Diesmal sind es Frauen und Kinder, die fliehen, was es
       hier und da vielleicht leichter macht“, erklärte Wüst. Allerdings würden
       sich, im Vergleich zu 2015, dadurch auch neue Herausforderungen ergeben,
       zum Beispiel in der Betreuung und in den Schulen.
       
       „Auch das Programm steht unter dem Eindruck der aktuellen Geschehnisse“,
       wie der Generalsekretär des CDU-Landesverbands, Josef Hovenjürgen am Rande
       der Veranstaltung sagte. „Es ist im Moment nur ein Zeitausschnitt, den wir
       liefern können.“ Denn es könne ja niemand vorhersehen, ob sich morgen oder
       in einer Woche bereits ganz andere Umstände ergeben würden.
       
       Noch kein Wahlkampf 
       
       Während die SPD am Sonntag, den 27. März ihren Wahlkampf in Düsseldorf
       beginnt, beschränkt sich die Union zunächst aufs Regieren. „Natürlich
       werden unsere Kandidatinnen und Kandidaten auch noch mit Haustürwahlkampf
       beginnen“, sagte CDU-Generalsekretär Hovenjürgen. Allerdings, das
       verkündete auch Wüst Mitte Februar, „erwarten die Menschen in
       Nordrhein-Westfalen von uns, dass wir sie raus aus der Pandemie bringen“.
       
       Für Wahlkampf hätten die Menschen in diesen Wochen kein Verständnis.
       Seitdem begann Putin seinen Angriffskrieg und auch die Pandemielage hat
       sich verändert. An dem Plan, den Wahlkampf erst nach Ostern zu beginnen,
       hat sich bei der CDU allen Anscheins nach nichts geändert.
       
       Die Union verweist als Regierungspartei daher auch in ihrem Wahlprogramm
       immer wieder auf die Erfolge der vergangenen fünf Jahre, darunter den
       Rückgang der Kriminalität und 10.000 zusätzliche Lehrkräfte. Bloß, sie
       wollen mehr. Ach ja, durchgerechnet seien die Pläne auch. Die schwarze Null
       bliebe also bestehen.
       
       26 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /NRW-Landtagswahlen/!5836370
   DIR [2] /Jumanji-The-Next-Level-kommt-ins-Kino/!5645972
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Adrian Breitling
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR NRW
   DIR GNS
   DIR Nordrhein-Westfalen-Wahl 2022
   DIR CDU-Parteitag
   DIR CDU
   DIR Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
   DIR Janine Wissler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR NRW-Landtagswahlen: Die gestörte Harmonie der CDU
       
       Die Kür von Hendrik Wüst zum Spitzenkandidaten sollte eine
       „Jubelveranstaltung“ werden. Doch dann beklagt ein Delegierter die fehlende
       Diversität.
       
   DIR SPD-Parteitag in NRW: Fast schon revolutionär
       
       Die SPD in NRW will mit einem linken Programm zurück an die Macht. Dann
       sprengen die Jusos mit einer Rassismus-Debatte die feel-good-Atmosphäre.
       
   DIR Linksparteitag in Nordrhein-Westfalen: Linke übt Bewegung
       
       Im größten Bundesland NRW träumt die Linkspartei vom Wiedereinzug in den
       Landtag. Sie hofft dabei auf die Unterstützung sozialer Bewegungen.