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       # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: 1.119 tote Zivilisten in Ukraine
       
       > Die UN zählen 99 im Ukrainekrieg getötete Kinder. Mehrere Bundesländer
       > gehen gegen das russische „Z“-Symbol vor. Die Ukraine kauft
       > Panzerabwehrwaffen.
       
   IMG Bild: Rettungskräfte an einem zerstörten Einkaufszentrum in Kiew
       
       ## UN zählen 1.119 tote Zivilisten seit Kriegsbeginn
       
       Die Vereinten Nationen (UN) beziffern die Zahl der [1][im Ukrainekrieg
       umgekommenen Zivilisten] auf mindestens 1.119. Vom Beginn des russischen
       Angriffs am 24. Februar an bis zum 26. März seien außerdem 1.790 Zivilisten
       verletzt worden. Unter den Toten seien 32 Jungen, 15 Mädchen und 52 weitere
       Kinder, deren Geschlecht nicht festgestellt worden sei. Aufgrund der
       schwierigen Erfassung seien die tatsächlichen Opferzahlen wahrscheinlich
       beträchtlich höher. Zu Tode gekommen seien die meisten durch Explosivwaffen
       mit weiträumiger Wirkung wie Artilleriebeschuss sowie Raketen- und anderen
       Luftangriffen. (rtr)
       
       ## Ukraine kauft 5.100 Panzerabwehrwaffen in Deutschland
       
       Die ukrainische Regierung hat bei einem deutschen Waffenhersteller 5.100
       Panzerabwehrwaffen gekauft. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus
       ukrainischen Regierungskreisen. Zuvor hatten Welt und die Bild über den
       Kauf berichtet. Das für die Waffenexportkontrolle zuständige
       Bundeswirtschaftsministerium wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
       
       Hersteller der schultergestützten Waffen vom Typ RGW90 HH „Matador“ ist das
       Rüstungsunternehmen Dynamit Nobel Defence im nordrhein-westfälischen
       Burbach. Die Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro trägt die ukrainische
       Regierung. 2.650 der Waffen haben die Ukraine bereits am Samstag erreicht,
       die restlichen 2.450 sollen nach ihrer Fertigstellung bis Ende Mai in
       wöchentlichen Tranchen geliefert werden. (dpa)
       
       ## Bundesländer gehen gegen russisches „Z“-Symbol vor
       
       Immer mehr Bundesländer gehen gegen [2][das „Z“-Symbol] vor, das Zeichen
       der Unterstützung der russischen Armee im Ukrainekrieg. Niedersachsen und
       Bayern ordneten an, dass die öffentliche Verwendung des Symbols in
       Deutschland etwa bei Demonstrationen strafbar sei. Möglich sind bis zu drei
       Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Nordrhein-Westfalen kündigte am Sonntag
       an, strafrechtliche Konsequenzen zu prüfen.
       
       In Russland taucht der lateinische Buchstabe „Z“ vielerorts im öffentlichen
       Raum auf. Auch zahlreiche russische Militärfahrzeuge tragen das „Z“. Das
       „Z“ werde etwa auf Gebäuden, an Autos oder an der Kleidung gezeigt, um
       Zustimmung zum Krieg Russlands gegen die Ukraine zu zeigen, teilte das
       Innenministerium in Hannover mit. Auch in Niedersachsen habe es schon
       „entsprechende Beobachtungen“ gegeben.
       
       Das „Z“ ist als Symbol gut zu erkennen, da es dieses im kyrillischen
       Alphabet nicht gibt. Eine Theorie besagt, dass es sich um den
       Anfangsbuchstaben des Wortes „Zapad“ („Westen“) handeln könnte. Gemeint
       sein könnte die Bewegungsrichtung der Truppen oder, dass es sich um Panzer
       aus westlichen Landesteilen handelt. Einige sehen auch eine Anspielung auf
       den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, dessen Familienname in
       vielen Sprachen mit einem „Z“ transkribiert wird.
       
       Grundlage für das Vorgehen der Länder ist Paragraf 140 Nummer zwei des
       Strafgesetzbuches: Demnach wird ein Verhalten unter Strafe gestellt, das
       als öffentlich zur Schau getragene Billigung von Angriffskriegen zu
       verstehen und geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören. Bayerns
       Justizminister Georg Eisenreich nannte auch den Paragrafen 13 des
       Völkerstrafgesetzbuches, in dem es um „Verbrechen der Aggression“ geht.
       „Wir akzeptieren nicht, wenn völkerrechtswidrige Verbrechen gebilligt
       werden“, erklärte der Minister. (AFP)
       
       ## Türkei fordert Gespräche mit Russland
       
       Die Türkei fordert weitere Gespräche mit Russland für eine Beendigung des
       Kriegs in der Ukraine. Die Türkei und andere Staaten müssten weiterhin mit
       Russland reden, sagt der türkische Präsidialamtssprecher Ibrahim Kalin auf
       dem internationalen Doha-Forum in Katar. „Wenn jeder die Brücken zu
       Russland niederbrennt, wer wird dann am Ende des Tages mit ihnen reden?“,
       fragt er. Die Ukraine brauche mehr Hilfe und müsse mit allen Mitteln
       unterstützt werden, damit sie sich selbst verteidigen könne. Aber die
       russische Seite müsse angehört werden, „so oder so“. (rtr)
       
       ## Bundesregierung erwägt Anschaffung von Raketenschutzschild
       
       Die Bundesregierung prüft mit Blick auf den Ukrainekrieg und die Bedrohung
       durch Russland den Kauf eines Raketenschutzschilds. Im Gespräch ist das
       israelische System Arrow 3, wie die Vorsitzende des
       Verteidigungsausschusses im Bundestag, Agnes Strack-Zimmermann (FDP), am
       Sonntag dem Sender Welt sagte. Sie reiste zu Gesprächen über das
       Abwehrsystem nach Israel.
       
       „Angesichts der Bedrohungslage und der unterschiedlichen Waffensysteme, die
       Russland hat“, müsse die Bundesregierung sich auch mit einem
       Raketenabwehrsystem beschäftigen, sagte Strack-Zimmermann dem Sender. Es
       gebe verschiedene Optionen.
       
       „Die Israelis stellen so etwas her, und deswegen macht es Sinn, sich mit
       diesen unterschiedlichen Szenarien nicht nur zu beschäftigen, sondern
       gegebenenfalls auch umgehend zu kaufen“, fuhr die Verteidigungsexpertin
       fort. „Das muss alles sehr schnell gehen, aber auch sehr seriös besprochen
       werden.“ (AFP)
       
       ## Papst verurteilt Krieg als Gotteslästerung
       
       Papst Franziskus hat mit starken Worten ein Ende der Kämpfe in der Ukraine
       gefordert. Der seit mehr als vier Wochen tobende Krieg sei grausam und
       sinnlos und eine Niederlage für alle, sagte der Papst am Sonntag in Rom.
       „Die Mächtigen entscheiden und die Armen sterben“ beklagte er. Eltern
       müssten ihre Kinder begraben. Der Krieg zerstöre nicht nur die gegenwärtige
       Gesellschaft, sondern auch die künftige, sagte Franziskus mit Blick auf
       Berichte, nach denen mehr als die Hälfte der Kinder in der Ukraine wegen
       der Kämpfe fliehen musste.
       
       Der Papst vermied es einmal mehr, Russland als Aggressor zu nennen, sondern
       verurteilte den Krieg allgemein als barbarisch und gotteslästerlich. „Die
       Menschheit muss begreifen, dass es an der Zeit ist, den Krieg abzuschaffen,
       den Krieg aus der Menschheitsgeschichte zu streichen, bevor der Krieg die
       Menschheit aus der Geschichte streicht“, sagte er. (AP)
       
       ## Grünen-Chef will Krisenstab im Kanzleramt zum Umgang mit
       Ukraine-Flüchtlingen
       
       Grünen-Chef Omid Nouripour dringt im Umgang mit den [3][Flüchtlingen aus
       der Ukraine] auf einen Krisenstab im Kanzleramt zur Koordinierung zwischen
       Bund, Ländern, Kommunen und Freiwilligen. Fragen zur Registrierung,
       Unterbringung und Integration der Menschen müssten zügig geklärt werden.
       Bis Sonntag wurden laut Innenministerium 267.000 Ukraine-Flüchtlinge
       registriert – kamen also in eine Erstaufnahmeeinrichtung oder beantragten
       staatliche Hilfen.
       
       Nouripour schlug vor, die Registrierung der Flüchtlinge solle „an
       Knotenpunkten erfolgen, um eine geordnete Verteilung sicherzustellen“. Auch
       die Frage, wie die Unterbringung und Integration der Menschen finanziert
       werden sollen, müsse zügig geklärt werden, sagte er dem Redaktionsnetzwerk
       Deutschland.
       
       Innenministerin Nancy Faeser (SPD) dagegen lehnte die Registrierung aller
       vor dem Krieg in der Ukraine geflüchteten Menschen in Deutschland ab. „Wir
       reden vor allem von Kindern und Frauen, die tagelang auf der Flucht sind,
       die in der Kälte an der polnischen Grenze ausharren mussten. Wir wollen
       nicht, dass sie an der deutschen Grenze aufgehalten werden, weil wir hier
       stationäre Grenzkontrollen einführen“, sagte sie dem Tagesspiegel vom
       Sonntag. Die Menschen hätten das Recht, sich hier frei zu bewegen. (AFP)
       
       ## Separatistenführer fordert Referendum über Anschluss an Russland
       
       Einer der Führer prorussischer Separatisten in der Ukraine hat ein
       Referendum über den Anschluss seiner Region an Russland angekündigt. Eine
       Volksabstimmung könne den Wählerinnen und Wählern in nächster Zukunft die
       Möglichkeit geben, darüber zu entscheiden, ob ihr Gebiet ein Teil Russlands
       werden solle, sagte das Oberhaupt der selbsternannten [4][Volksrepublik]
       Luhansk, Leonid Passetschnik, am Sonntag.
       
       Separatisten hatten 2014 in Luhansk und Donezk Volksrepubliken ausgerufen –
       kurz nachdem Russland die ukrainische Halbinsel Krim besetzt und nach einer
       unter dem Schutz seiner Truppen abgehaltenen Volksabstimmung annektiert
       hatte. Russland unterstützt die Volksrepubliken und hat sie Mitte Februar
       als unabhängige Staaten anerkannt. Diese baten um militärische
       Unterstützung und wenige Tage später befahl Präsident Wladimir Putin einen
       Angriff auf die gesamte Ukraine. In Verhandlungen mit der Ukraine hat
       Russland seither verlangt, dass seine Souveränität über die Krim und die
       Unabhängigkeit der Separatistengebiete anerkannt wird. (AP)
       
       ## Blinken: USA streben keinen Machtwechsel in Russland an
       
       US-Außenminister Antony Blinken hat am Sonntag betont, die Vereinigten
       Staaten strebten keinen Machtwechsel in Russland an. Bei einer
       Pressekonferenz mit seinem israelischen Amtskollegen Jair Lapid sagte
       Blinken in Jerusalem, es gehe vielmehr darum, dass Kremlchef Wladimir Putin
       „nicht dazu ermächtigt werden kann, Krieg gegen die Ukraine oder jedes
       andere Land zu führen“.
       
       US-Präsident Joe Biden hatte am Samstag wegen des Ukrainekriegs die
       [5][Herrschaft Putins offen in Frage gestellt.] „Um Gottes willen, dieser
       Mann kann nicht an der Macht bleiben“, sagte Biden in einer Rede in Polen.
       Der Kreml reagierte empört: Wer in Russland regiert, entscheide nicht der
       US-Präsident, sondern das russische Volk, hieß es. Das Weiße Haus versuchte
       später klarzustellen, dass Biden nicht direkt zum Sturz Putins aufgerufen
       habe. Stattdessen habe der US-Präsident gemeint, Putin dürfe keine Macht
       über seine Nachbarn oder die Region ausüben.
       
       Blinken bekräftigte in Jerusalem: „Wir verfolgen keine Strategie eines
       Regimewechsels in Russland oder irgendwo anders.“
       
       Blinken hält sich zu einer mehrtägigen Reise in der Nahost-Region auf. Er
       wollte am Sonntag noch die Palästinenserführung in Ramallah treffen. Abends
       beginnt ein historisches Gipfeltreffen mit Repräsentanten aus vier
       arabischen Staaten im israelischen Wüstenort Sde Boker, an dem der
       US-Außenminister ebenfalls teilnimmt. (dpa)
       
       ## Kriegsflüchtlinge: Deutschland und Polen dringen auf mehr EU-Hilfe
       
       Angesichts der riesigen [6][Fluchtbewegung aus der Ukraine] haben sich
       Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und ihr polnischer Kollege mit einem
       dringenden Hilfsappell an die EU-Kommission gewandt. Darin dringen die
       beiden auf mehr Unterstützung bei der Verteilung der Flüchtlinge auf die
       anderen EU-Staaten sowie auf finanzielle Hilfe.
       
       So werden etwa ein Pauschalbetrag von 1.000 Euro aus EU-Mitteln für jeden
       Aufgenommenen ins Spiel gebracht und mehr Koordinierung bei der
       Flüchtlingsverteilung gefordert. An diesem Montag wollen die Innenminister
       der EU-Staaten in Brüssel über den Umgang mit den Flüchtlingen beraten.
       
       Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben nach Angaben des
       UN-Flüchtlingshilfswerks bereits mehr als 3,8 Millionen Menschen das Land
       verlassen. Mehr als 2 Millionen sind allein in Polen angekommen, in
       Deutschland wurden dem Innenministerium zufolge rund 267.000 Flüchtlinge
       registriert. „Man kann mit Sicherheit sagen, dass unsere Länder nun den
       Großteil der Anstrengungen unternehmen, um Menschen aus der Ukraine
       aufzunehmen und ihnen Schutz zu bieten“, schreiben Faeser und Mariusz
       Kaminski. Faeser hatte bereits zuvor gesagt, Ziel müsse eine Verteilung der
       Flüchtlinge in Europa nach festen Quoten sein.
       
       Beide fordern nun, die Flüchtlinge in jene EU-Länder zu bringen, die bereit
       seien, sie aufzunehmen. Die von der EU-Kommission aufgesetzte
       Solidaritätsplattform solle bei der Organisation helfen. Flüchtlinge ohne
       spezifisches Ziel müssten über Länder mit freien Kapazitäten informiert
       werden. Dabei fordern Faeser und Kamniski alle EU-Staaten zur Aufnahme der
       Menschen auf.
       
       Mit Blick auf die Kosten zur Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge
       heißt es in dem Brief: „Unser Finanzbedarf beläuft sich bereits auf mehrere
       Milliarden Euro und zusätzliche Unterstützung ist sofort erforderlich.“ Die
       EU-Kommission müsse an einfachen und flexiblen Finanzierungsmöglichkeiten
       arbeiten, die zumindest einen Teil der Kosten decken. Die Kosten für den
       polnischen Staat beliefen sich Schätzungen zufolge für diesen Zeitraum auf
       mindestens 2,2 Milliarden Euro. (dpa)
       
       ## Ukraine bietet Speicher für europäische Gasreserve an
       
       Die Ukraine bietet ihre Erdgasspeicher zur Einlagerung einer strategischen
       europäischen Energiereserve an. Sein Land habe die größten unterirdischen
       Speicheranlagen in Europa, schrieb der ukrainische Energieminister Herman
       Haluschtschenko am Samstag auf Facebook. „Trotz der umfassenden
       militärischen Aggression Russlands ist die Ukraine weiterhin ein starker
       und zuverlässiger Partner Europas in Sachen Energiesicherheit.“
       
       Er begrüße, dass die Europäische Union sich von russischen Gaslieferungen
       lösen und gemeinsam bei anderen Anbietern kaufen wolle, schrieb
       Haluschtschenko. Die Ukraine könne mit ihren Speichern zu diesem
       Solidaritäts- und Ausgleichsmechanismus beitragen.
       
       Auf den gemeinsamen Einkauf im Kampf [7][gegen hohe Energiepreise] hatte
       sich ein EU-Gipfeltreffen am Donnerstag geeinigt. Die USA und andere
       Staaten wollen mehr Flüssiggas (LNG) liefern. Der ukrainische Präsident
       Wolodimir Selenski lobte Katar und andere Staaten am Persischen Golf als
       „zuverlässige und solide Lieferanten von Energieträgern“. Sie könnten damit
       einen Beitrag zur Stabilisierung der Lage in Europa leisten, sagte er in
       einer Videoansprache für ein Wirtschaftsforum in Doha, der Hauptstadt von
       Katar. Selenski forderte energieproduzierende Länder aber auch dazu auf,
       ihre Fördermengen zu steigern. So könne kein Land Energie als Waffe nutzen,
       um die Welt zu erpressen, sagte er weiter.
       
       Wegen des russischen Angriffskriegs drängt die Ukraine die europäischen
       Staaten dazu, Energielieferungen aus Russland sofort zu boykottieren.
       Gleichzeitig strömt aber weiter russisches Gas durch das ukrainische
       Pipeline-Netz Richtung Westen. Es ist auch nicht bekannt, dass Moskau die
       Zahlungen für diesen Transit eingestellt hat. Für die Ukraine war und ist
       der Gastransit eine wichtige Einnahmequelle. Für den Eigenbedarf an Gas
       wird die Ukraine seit einiger Zeit von der EU aus beliefert. (dpa)
       
       ## Bundespräsident: „Es kommen auch auf uns härtere Tage zu“
       
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland auf
       wirtschaftliche Einbußen als Folgen des Kriegs in der Ukraine vorbereitet.
       Die scharfen Sanktionen gegen Russland würden unvermeidlich auch
       Unsicherheiten und Einbußen für die Deutschen bringen, sagte der an Corona
       erkrankte Steinmeier am Sonntag in einer Videobotschaft, die vor dem
       Konzert „Für Freiheit und Frieden“ der Berliner Philharmoniker in Schloss
       Bellevue ausgestrahlt wurde.
       
       „Ja, es kommen auch auf uns in Deutschland härtere Tage zu“, sagte
       Steinmeier. Die Deutschen müssten aber die Unsicherheiten und Einbußen
       tragen, wenn die Solidarität mit der Ukraine ernst genommen werden solle.
       „Und die ganze Wahrheit ist: Viele Härten liegen erst noch vor uns“, sagte
       der Bundespräsident. „Unsere Solidarität und unsere Unterstützung, unsere
       Standhaftigkeit, auch unsere Bereitschaft zu Einschränkungen werden noch
       auf lange Zeit gefordert sein.“ Gleichzeitig appellierte Steinmeier, nun
       nicht auf die Angst zu setzen, sondern auf die Stärke der Freiheit und der
       Demokratie.
       
       Bei dem Solidaritätskonzert mit der Ukraine spielten die beteiligten
       Musiker und Musikerinnen – aus der Ukraine, aus Russland, Belarus und
       Deutschland – gemeinsam Stücke ukrainischer, russischer und polnischer
       Komponisten. (AFP)
       
       ## Händler: Ukraine beginnt mit Getreide-Exporten per Zug nach Europa
       
       Die Ukraine hat Händlern zufolge wegen der Blockade seiner Schwarzmeerhäfen
       durch Russland mit den ersten Getreidelieferungen per Zug nach Europa
       begonnen. „Die ersten Mengen von mehreren tausend Tonnen Getreide wurden
       bereits über die westliche Landgrenze der Ukraine exportiert“, heißt es in
       einem am Sonntag veröffentlichten Bericht des Agrarberatungsunternehmens
       APK-Inform. Die Ukraine ist ein weltweit bedeutender Getreideerzeuger und
       -exporteur. Fast alle Ausfuhren werden gewöhnlich von den Schwarzmeerhäfen
       aus verschifft. Vor dem Krieg beliefen sich die monatlichen Getreideexporte
       auf mehr als fünf Millionen Tonnen. „Die logistischen Schwierigkeiten
       bleiben bestehen“, so APK. Noch übertreffe das Angebot die Nachfrage.
       
       Die ukrainischen Verkehrsbehörden hatten erklärt, dass monatlich bis zu
       600.000 Tonnen Getreide per Zug aus der Ukraine nach Europa exportiert
       werden könnten. Nach Prognose von APK-Inform dürften sich die
       Getreideexporte der Ukraine in der Saison 2021/22 von Juli bis Juni auf
       insgesamt 44 Millionen Tonnen belaufen. Aufgrund von Logistikproblemen
       angesichts der russischen Invasion wird jedoch erwartet, dass von März bis
       Juni nur eine Million Tonnen Getreide das Land verlassen werden.
       
       Durch die russische Blockade der ukrainischen Häfen könnten dem Land nach
       eigenen Angaben sechs Milliarden Dollar an Einnahmen aus dem Getreidehandel
       entgehen. Es warteten noch etwa 20 Millionen Tonnen Weizen und Mais aus der
       Saison 2021/2022 auf die Ausfuhr, sagte kürzlich der Vorsitzende des
       ukrainischen Getreide-Verbandes, Mykola Horbatschjow, der
       Nachrichtenagentur Reuters. Diese Menge könne unmöglich per Zug exportiert
       werden. Vor dem Krieg exportierte die Ukraine 98 Prozent ihres Getreides
       über die Häfen. (rtr)
       
       ## Nuklearforschungsanlage in Charkiw angegriffen
       
       In Charkiw ist eine Atomforschungsanlage nach ukrainischen Angaben erneut
       unter russischen Beschuss geraten. Die am Samstag entstandenen Schäden im
       physikalisch-technischen Institut könnten wegen der Kämpfe derzeit nicht
       untersucht werden, teilte die staatliche Atominspektion mit.
       
       In dem Institut steht den Angaben zufolge eine Versuchsanlage mit einer
       Neutronenquelle für Forschungszwecke und zur Herstellung von Radioisotopen
       für Industrie und Medizin. Sie war nach ukrainischen Angaben bereits zuvor
       beschossen worden. Die Internationale Atomenergiebehörde hat erklärt, in
       der Anlage befänden sich nur geringe Mengen radioaktiven Materials, das
       nicht hoch angereichert sei. Das reduziere die Gefahr, dass bei Schäden
       Strahlung freigesetzt wird. (ap)
       
       ## Spionageverdächtiger in Lwiw festgenommen
       
       Nach [8][russischen Raketenangriffen auf die westukrainische Metropole
       Lwiw] ist ein Mann unter Spionageverdacht festgenommen worden. Der
       Verdächtige habe gefilmt, wie eine Rakete auf ihr Ziel zuflog und
       einschlug, sagte der Gouverneur der Region, Maxym Kosytskyj. Außerdem habe
       die Polizei bei ihm Handyfotos von Kontrollpunkten entdeckt, die an zwei
       russische Telefonnummern geschickt worden seien.
       
       Russland hatte nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau am
       Samstag militärische Ziele in der westukrainischen Stadt Lwiw mit
       Marschflugkörpern angegriffen. Diese seien eingesetzt worden, um eine
       Anlage in der Stadt zu treffen, in der Flugabwehrsysteme, Radarstationen
       und Zielgeräte für Panzer repariert würden, hieß es in einer am Sonntag
       verbreiteten Erklärung. Zudem sei am Samstag ein von ukrainischen
       Streitkräften genutztes Tanklager mit Langstreckenraketen attackiert und
       zerstört worden. „Die Streitkräfte der Russischen Föderation setzen die
       Offensivaktionen im Rahmen der speziellen Militäroperation fort“, so das
       Ministerium unter Verweise auf die offizielle russische Bezeichnung der
       Invasion.
       
       Russland habe seegestützte Langstreckenraketen eingesetzt, um ein Arsenal
       von S-300-Raketen und BUK-Flugabwehr-Raketensystemen in der Nähe von Kiew
       zu zerstören, hieß es weiter. Russische Streitkräfte hätten zudem eine
       Reihe von Drohnen zerstört. (ap/rtr)
       
       ## Selenski fordert erneut Kampfflugzeuge
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die internationale
       Gemeinschaft erneut zur [9][Lieferung schwerer Waffen] aufgerufen. Sowohl
       in einer Videokonferenz mit dem polnischen Staatschef Andrzej Duda am
       Samstag als auch in einer in der Nacht zum Sonntag ausgestrahlten
       Videobotschaft forderte er Kampfflugzeuge und Panzer für die ukrainischen
       Streitkräfte. Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko berichtete
       unterdessen vom „heroischen Kampf“ gegen die russischen Angreifer, die
       seine Stadt ausradieren wollten.
       
       „Die Ukraine kann russische Raketen nicht mit Schrotflinten und
       Maschinengewehren abschießen“, unterstrich Selenski die Forderung nach
       schweren Waffen. Er warnte, dass ansonsten das russische Militär eine
       spätere Bedrohung für die Nato-Nachbarstaaten darstellen könnte.
       
       Polen hatte vor einiger Zeit eine mögliche indirekte Übergabe seiner
       Kampfflugzeuge [10][des sowjetischen Typs MiG-29] an die ukrainischen
       Streitkräfte angedeutet. Um die Jets nicht direkt an die Ukraine zu
       übergeben, sollten die Flugzeuge zuerst an die US-Streitkräfte überstellt
       werden. Dieser Vorstoß wurde von den USA abgelehnt. Eine solche Maßnahme
       könnte zu einer direkten Konfrontation zwischen Nato-Kräften und russischem
       Militär führen, was eine Eskalation des Krieges nach sich ziehen könnte,
       hieß es zur Begründung.
       
       „Um im Luftraum auf Augenhöhe mit den Kräften des Gegners zu kämpfen,
       braucht es sowohl mengenmäßig als auch technologisch Aufrüstung“,
       untermauerte die ukrainische Luftwaffenführung die Forderung nach
       Kampfjets. „Wir sperren den Luftraum selber, gebt uns nur ein paar Waffen.“
       (dpa)
       
       ## Mariupols Bürgermeister: Russen wollen die Stadt ausradieren
       
       Die Verteidiger der [11][ukrainischen Hafenstadt Mariupol] leisten den
       russischen Angreifern nach den Worten von Bürgermeister Bojtschenko
       „heroischen Widerstand“. In einem Gespräch mit der Agentur Unian berichtete
       er in der Nacht zum Sonntag von extrem schweren Kämpfen.
       
       Er warf den russischen Militärs vor, rücksichtslos gegen alle Bewohner der
       inzwischen schwer zerstörten Stadt vorzugehen, auch gegen die ethnischen
       Russen. „Sie hatten nicht den Auftrag, irgendjemanden zu schützen“, sagte
       Bojtschenko. „Ihre Aufgabe ist einfach, die Stadt von der Erdoberfläche
       auszuradieren, samt Bewohnern.“ Dies sei schlicht Völkermord, „eine andere
       Bezeichnung kann es dafür nicht geben“. Über Mariupol wehe aber weiterhin
       die ukrainische Flagge, es bleibe weiterhin eine ukrainische Stadt.
       
       Über die Zukunft der Stadt oder gar deren Befreiung durch ukrainische
       Truppen von außerhalb wollte sich Bojtschenko nicht äußern. „Selbst der
       Generalstab der ukrainischen Armee hat darauf sicher keine Antwort“, meinte
       Bojtschenko. „Ich denke, wir müssen Geduld und Kraft haben, die Zeit wird
       es zeigen.“ (dpa)
       
       ## Britische Außenministerin will Putin mit Druck zum Verhandeln bringen
       
       Die britische Außenministerin Liz Truss will mehr Druck auf Russland und
       Präsident Wladimir Putin ausüben, um das Land in seinem Angriffskrieg gegen
       die Ukraine an den Verhandlungstisch zu bringen. „Wir müssen unsere
       Sanktionen verstärken. Wir müssen der Ukraine verstärkt Waffen senden“,
       sagte Truss in einem Interview der Zeitung Sunday Telegraph. Wenn dann die
       Zeit für Verhandlungen gekommen sei, solle das Vereinigte Königreich eine
       entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Ukraine spielen. „Putin muss
       noch mehr unter Druck gesetzt werden“, sagte sie. (dpa)
       
       ## London: Russland verlässt sich in Ukraine weiter auf Abstandsmunition
       
       Russische Luft- und Raketenstreitkräfte beschießen nach britischen Angaben
       weiterhin Ziele in der gesamten Ukraine, darunter auch in dicht besiedelten
       Gebieten. Dabei verlasse sich Russland weiterhin auf sogenannte
       Abstandsmunition, die aus dem russischen Luftraum abgefeuert werde, um die
       eigenen Flugzeuge nicht der ukrainischen Luftabwehr auszusetzen, heißt es
       in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf
       Geheimdienstinformationen, das in der Nacht zum Sonntag veröffentlicht
       wurde. (dpa)
       
       ## Bereits zwölf Journalisten in der Ukraine getötet
       
       In der Ukraine sind seit Kriegsausbruch vor einem Monat bereits zwölf
       Journalisten ums Leben gekommen. Weitere zehn Reporter seien im Verlauf der
       Kämpfe teils schwer verletzt worden, teilte Generalstaatsanwältin Iryna
       Wenediktowa auf ihrer Facebook-Seite mit. „Der Welt die Wahrheit über
       Putins Aggression zu berichten, ist tödlich – im Krieg sind schon zwölf
       Journalisten gestorben“, schrieb sie. Nach ihrer Lesart wurden die Reporter
       von russischen Militärs getötet. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig
       überprüfen. Insgesamt seien nach den bisherigen Ermittlungen mindestens 56
       Medienvertreter angegriffen worden, darunter 15 Ausländer. (dpa)
       
       ## Kreml: Biden entscheidet nicht über Führung in Russland
       
       US-Präsident Joe Biden entscheidet nach den Worten von Kremlsprecher Dmitri
       Peskow nicht über die Führung in Russland. „Das entscheidet nicht Biden,
       der Präsident Russlands wird vom russischen Volk gewählt“, entgegnete
       Peskow am Samstagabend nach Angaben der Agentur Ria Nowosti auf eine Rede
       Bidens, in der dieser den Machtverbleib von Kremlchef Wladimir Putin in
       Frage gestellt hatte.
       
       „Um Gottes willen, [12][dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“],
       hatte Biden am Samstagabend in einer Rede vor historischer Kulisse im
       Innenhof des Warschauer Königsschlosses gesagt. Bidens Auftritt in der
       polnischen Hauptstadt markierte den Abschluss seiner Europa-Reise. Russland
       habe die Demokratie „erwürgt“ und versuche dies auch anderswo zu tun, so
       Biden. „Ein Diktator, der ein Imperium wieder aufbauen will, wird die
       Freiheitsliebe eines Volkes niemals auslöschen.“ (dpa)
       
       27 Mar 2022
       
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