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       # taz.de -- Landtagswahl im Saarland: Die Kleinen bleiben klein
       
       > Die Grünen scheitern offenbar knapp, die AfD ist gerade so drin. Die FDP
       > bleibt draußen und für die Linkspartei ist die Wahl ein Desaster.
       
   IMG Bild: Die Linke ist raus aus dem Landtag: Vorsitzende Barbara Spaniol
       
       Berlin taz | Im Saarland sind die Volksparteien noch Volksparteien: Über 70
       Prozent der Stimmen [1][entfielen auf CDU und SPD] – so viel wie bei keiner
       Bundes- oder Landtagswahl der letzten Jahre. Die Linke fliegt dagegen aus
       dem Landtag, FDP und Grüne scheitern knapp, die AfD ist nur gerade so drin.
       Die Schwäche der kleineren Parteien hat im Saarland Tradition, sie haben in
       den letzten Monaten aber auch Wähler*innen durch interne Konflikte
       vergrault.
       
       Die Grünen, schon im letzten Landtag nicht vertreten, hatten sich vor der
       Bundestagswahl zerlegt. Lange war der Landesverband von Hubert Ulrich
       dominiert worden, einem Meister der Intrigen. Mit ihm als Spitzenkandidaten
       waren die Grünen 2017 aus dem Landtag geflogen, trotzdem wollte er 2021 die
       Landesliste zur Bundestagswahl anführen. Der Comeback-Versuch endete im
       Desaster: Nach Satzungsstreitigkeiten stand der Landesverband ohne
       rechtsgültige Liste da.
       
       Den Neustart versuchte die Partei jetzt ohne Ulrich, dafür mit der
       31-jährigen Lisa Becker als Spitzenkandidatin. An Vertrauen in die Grünen
       fehlt es aber weiterhin: [2][Laut Infratest Dimap glauben zwei Drittel der
       Wähler], die Grünen seien noch zu zerstritten, „um ernsthaft Politik
       mitgestalten zu können“. Das hat sich im vorläufigen Endergebnis
       niedergeschlagen: Mit 4,99502 Prozent sind die Grünen wohl nicht im neuen
       Parlament. Sie können jetzt nur noch auf die Nachzählung hoffen.Für eine
       Partei, die im Bund perspektivisch noch immer das Kanzleramt anstrebt, ist
       das eine Enttäuschung – auch wenn sich die Grünen angesichts der Umstände
       schon über einen knappen Einzug gefreut hätten. Nach den ersten Prognosen
       mit Werten über 5 Prozent hatte Parteichef Omid Nouripour im ZDF noch vom
       möglicherweise „besten Ergebnis, das wir dort jemals hatten“ geschwärmt.
       Dafür hätten 6 Prozent ausgereicht.
       
       Immerhin: Die Grünen liegen deutlich vor der Linken, die mit 2,6 Prozent
       aus dem Landtag fliegt. Einst holte die Partei im Saarland über 20 Prozent.
       Ex-Ministerpräsident Oskar Lafontaine führte sie 2009 mit diesem
       Traumergebnis ins Parlament. Maßgeblich mitverantwortlich ist er nun auch
       für das Aus: Zehn Tage vor der Wahl gab er seinen Austritt aus der
       Linkspartei bekannt – der Endpunkt eines langen, äußerst erbittert
       geführten machtpolitischen Grabenkampfs Lafontaines mit dem Landeschef
       Thomas Lutze. Im Landtag saß die Partei bisher mit zwei Fraktionen, jetzt
       mit keiner mehr.
       
       „Es ist, wie es ist: Man wählt keine zerstrittenen Parteien“, sagte
       Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow am Sonntagabend. Die Krise und die
       Konflikte in der Bundespartei dürften sich nach dem Ergebnis im Saarland
       weiter verschärfen. Auf Twitter starteten bereits die Schuldzuweisungen.
       „Jene, die Oskar aus der Partei vertrieben haben, sich selbst aber für so
       wichtig halten, inhaltlich und persönlich, merkt ihr jetzt was?“, schrieb
       dort beispielsweise der Bundestagsabgeordnete Klaus Ernst.
       
       Auch in der AfD gab es vor der Wahl, [3][na klar, erbitterte Machtkämpfe].
       Die Querelen im Landesverband führten zu Parteiausschlussverfahren und zur
       Einsetzung eines Notvorstands. Dazu kam die Entscheidung des
       Verwaltungsgerichts Köln, dem Verfassungsschutz die Beobachtung der AfD zu
       erlauben. Zu Beginn des Wahlkampfs lag die Partei in Umfragen noch zwischen
       8 und 9 Prozent, jetzt kam sie nur auf 5,7 Prozent. Immerhin: Im Landtag
       ist sie als wohl einzige der kleinen Parteien wieder vertreten.
       Negativschlagzeilen schrecken das Stammklientel der AfD wie gewohnt nicht
       ab.
       
       Geradezu diszipliniert wirkte im Vergleich zu den anderen Parteien der
       Wahlkampf der FDP. Die Liberalen waren aber aus einer undankbaren Position
       angetreten: Zehn Jahre lang waren sie zuletzt nicht im Landtag vertreten.
       2012, nachdem die Union die bis dahin regierende Jamaika-Koalition platzen
       ließ, flog die FDP aus dem Parlament. Anlass waren damals Personalquerelen
       bei den Liberalen.
       
       Langsam haben sie sich jetzt wieder vorangekämpft. Für den Wiedereinzug in
       den Landtag hat es trotzdem nicht gereicht. Mit 4,8 Prozent der Stimmen ist
       die FDP wie die Grünen knapp gescheitert. Nach zehn Jahren
       außerparlamentarischer Opposition habe man es eben schwer, sagte
       Spitzenkandidatin Angelika Hießerich-Peter.
       
       Letzte Aktualisierung: 22:01 Uhr
       
       27 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Landtagswahl-im-Saarland/!5844256
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2022-03-27-LT-DE-SL/umfrage-ukrainekrieg.shtml
   DIR [3] /Saarlaendischer-AfD-Spitzenpolitiker/!5843825
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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