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       # taz.de -- Ukrainekrieg entzweit Partei: Hamburger Linke will Nato eindämmen
       
       > Der Landesverband der Linken Hamburg findet keine gemeinsame Position zu
       > Kriegsursachen. Er recycelt einen Beschluss zu Kriegsvorbereitungen der
       > Nato.
       
   IMG Bild: Linke-Mitglieder bei Friedendemo vorm russischen Konsulat. Teile der Partei sehen Schuld anderswo
       
       Bremen taz | Die Linke Hamburg zeigt sich bei ihrem Parteitag am
       Freitagabend beim Thema Ukrainekrieg tief gespalten. Die Positionen
       innerhalb der zwei Lager variieren; grundsätzlich geht es aber um die
       Frage: Wer ist für die Eskalation verantwortlich?
       
       Spätestens als der sogenannte „Minimalkonsens“ auf die Tagesordnung kommt,
       wird es kurios auf dem Parteitag: Um 21:30 Uhr wird darüber abgestimmt, ob
       im nächsten Schritt darüber abgestimmt werden darf, ob über einen etwas
       spät eingebrachten Dringlichkeitsantrag noch abgestimmt werden darf.
       
       Der Antrag, um den es geht, führt zusammen, wo die Ersteller sich mit allen
       anderen einig zu sein hoffen: „Wir fordern den bedingungslosen Rückzug der
       russischen Truppen aus der Ukraine“, heißt es dort. Und: „Keine politische
       Entwicklung der letzten Jahre kann diesen menschenverachtenden
       Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigen.“ Als er tatsächlich noch
       abgestimmt werden darf, zeigt sich: Der versprochene Minimalkonsens ist
       keiner. 44 Stimmen gibt es dafür, 46 dagegen, und 8 Enthaltungen.
       
       In der Diskussion zuvor sind viele Stimmen zu hören, die Selbstkritik üben,
       oft nicht nur an der Partei, sondern ganz individuell an den eigenen
       Glaubenssätzen rund um Putins Ambitionen. Exponierteste Vertreterin dieser
       Sicht ist Christiane Schneider: Die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete
       lehnt in ihrer Rede Waffenlieferungen nicht generell ab, sondern fordert
       nur, das Hauptaugenmerk „auf den Verzicht zum Ersteinsatz von Atomwaffen zu
       richten“.
       
       ## Etwa die Hälfte neigt zum Relativieren
       
       Die Mehrheit des „selbstkritischen Lagers“ ist anders und deutlicher
       antimilitaristisch drauf: Sie lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine und
       [1][eine Aufrüstung in Deutschland strikt ab]. Bei der Frage, wer
       sanktioniert werden darf, ob die Yacht eines Oligarchen Schutz verdient,
       ist man sich schon eher uneins. Die friedenspolitische Aufgabe der Linken
       wird von allen betont, ins Spiel gebracht werden Ansätze wie der
       gewaltfreie Widerstand oder der Verzicht auf eine Nato-Osterweiterung.
       
       In gleicher Stärke zeigen sich aber jene Teile der Partei, die bei der
       Ursachenforschung den [2][Angriffskrieg in erster Linie relativieren].
       Gleich die zweite Rednerin stellt die Frage „Ist der Krieg zu verurteilen?“
       und gibt sich selbst die Antwort „Absolut. Aber der Weg, den Deutschland
       einschlägt, ist genau so schlecht.“
       
       Ihr Nachredner folgt mit einem kurzen Verweis auf das autoritäre Regime in
       Russland und einer umso längeren Analyse der Sünden der Nato. Nicht die
       Linke, sondern der Westen habe Putin falsch eingeschätzt, meint ein anderer
       Genosse: „Wenn man sich jemanden so zum Feind macht, dann ist es so, dass
       jemand irgendwann so reagiert. Dann kann man sich hinterher nicht
       beschweren“, sagt Jürgen Olschok von der Bezirksfraktion Mitte.
       
       Am Ende kann man sich doch [3][noch auf einen Antrag einigen]: Ein Genosse
       hat die Friedensposition vom Parteitag 2021 herausgekramt, um sich als
       Partei „dessen selbst zu vergewissern.“ In Punkt 1.1 heißt es dort: Die
       Linke „tritt offensiv den Kriegsvorbereitungen von USA und Nato gegen China
       und Russland entgegen“. „Komische Gewichtung“, merkt ein Genosse noch an.
       Der Antrag geht mit deutlicher Mehrheit durch.
       
       28 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Unterschriften-gegen-Aufruestungsplaene/!5841133
   DIR [2] /Linke-und-der-Ukrainekrieg/!5834130
   DIR [3] https://www.die-linke-hamburg.de/partei/landesparteitag/7-landesparteitag/zweite-tagung-des-siebenten-parteitages/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lotta Drügemöller
       
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