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       # taz.de -- Neues Abtreibungsgesetz in Oklahoma: Offen verfassungswidrig
       
       > Bis zu zehn Jahre Haft stehen in Oklahoma bald auf
       > Schwangerschaftsabbrüche. Auch auf Bundesebene könnten die Gesetze
       > verschärft werden.
       
   IMG Bild: Kevin Stitt, Gouverneur von Oklahoma, nach der Unterzeichnung des Gesetzes
       
       Oklahomas Gouverneur Kevin Stitt hatte es versprochen: Jede
       Antiabtreibungsgesetzgebung, die auf seinen Schreibtisch kommt, wollte er
       unterschreiben. Wie sich nun zeigt, gilt das auch für verfassungswidrige
       Ungeheuerlichkeiten. Der Republikaner unterzeichnete [1][ein Gesetz], mit
       dessen Inkrafttreten medizinischem Personal bei Abtreibung bis zu 10 Jahre
       Haft und eine Geldstrafe von 100.000 Dollar droht. Einzige Ausnahme: Wenn
       die Schwangerschaft das Leben der Frau gefährdet.
       
       Das drakonische Gesetz ist ein alarmierendes Zeichen: Viele republikanisch
       regierte Bundesstaaten sind sich offenbar sicher, dass die
       Abtreibungsfreiheit in den USA bald fällt. Grundsätzlich sind dort
       Schwangerschaftsabbrüche seit dem Grundsatzurteil Roe v. Wade aus dem Jahr
       1973 erlaubt, bis der Fötus außerhalb des Körpers der Mutter lebensfähig
       wäre, also ungefähr ab der 22. bis 24. Woche.
       
       Der Supreme Court überprüft jedoch derzeit ein Gesetz aus Mississippi, das
       fast alle Abtreibungen nach der 15. Woche verbieten würde – und der
       Südstaat hat das Oberste Gericht explizit dazu aufgefordert, Roe v. Wade zu
       kippen.
       
       Eine Entscheidung des Gerichts wird für Juni erwartet. Sollte Roe v. Wade
       weiterhin gelten, hätten Oklahoma & Co schon [2][Antiabtreibungsgesetze im
       Köcher], und auch eine ganze Reihe anderer Staaten haben für diesen Ausgang
       [3][„Trigger Laws“]. Es ist kaum zu erwarten, dass
       Abtreibungsgegner*innen Halt machen bei Gesetzen wie dem aus
       Mississippi mit 15-Wochen-Frist. Die Gefahr besteht, dass dem Druck
       Radikaler so lange nachgegeben wird, bis ungewollt Schwangeren jegliche
       Selbstbestimmungsrechte genommen sind – so wie in Oklahoma.
       
       Dort kommt tragischerweise hinzu, dass der Staat zuletzt ein Zufluchtsort
       war [4][für Schwangere aus Texas]. Gegängelt vom dortigen
       „Herzschlaggesetz“ konnten sie die Abbrüche im Nachbarstaat vornehmen
       lassen. Das würde dann nicht mehr möglich sein und besonders Frauen mit
       niedrigem Einkommen den Weg zur Abtreibung zusätzlich erschweren.
       
       13 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://webserver1.lsb.state.ok.us/cf_pdf/2021-22%20ENGR/SB/SB612%20ENGR.PDF
   DIR [2] https://states.guttmacher.org/
   DIR [3] https://www.guttmacher.org/article/2021/10/26-states-are-certain-or-likely-ban-abortion-without-roe-heres-which-ones-and-why
   DIR [4] https://www.plannedparenthood.org/about-us/newsroom/press-releases/new-planned-parenthood-data-highlight-the-far-reaching-impact-of-texas-abortion-ban
       
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