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       # taz.de -- Familie Zidane gegen Rechtsextremisten: Keinen Fußballplatz für Nazis
       
       > Der französische Rechtsextremist Eric Zemmour will sich auf der
       > Fußballanlage von Familie Zidane als Wahlkämpfer inszenieren – und wird
       > rausgeworfen.
       
   IMG Bild: Familie Zidane bei der Erföffnung ihrer Anlage: Farid, Noureddine und Zinedine Zidane (v.l.)
       
       Was macht eigentlich Zinédine Zidane derzeit? Und was Eric Zemmour?
       Ersterer scheiterte vergangenes Jahr als Cheftrainer bei Real Madrid und
       ist nun immer mal wieder im Gespräch, wie halt Trainernamen immer mal
       wieder im Gespräch sind. Letzterer scheiterte vergangene Woche beim
       Versuch, Frankreichs Staatspräsident zu werden – und zwar einer, der noch
       rechtsextremer ist als Marine Le Pen.
       
       Eine Woche, bevor Zemmour bei den Wahlen abschmierte, kam er bei Zidane
       vorbei. Nicht beim Fußballstar persönlich, [1][aber immerhin dessen Bruder
       Noureddine Zidane war anwesend]. Zemmour erschien nämlich inmitten seines
       hässlichen Wahlkampfgetöses in Aix-en-Provence, wo die Zidanes eine
       Fußballanlage betreiben: Z5 heißt sie, Futsal wird hier gespielt, Plätze
       können gemietet werden, aber auch Nachwuchs wird hier ausgebildet. Ein
       sympathisches Projekt, zumindest nichts, wogegen man allzu viel haben
       könnte.
       
       Ausgerechnet hier hatte sich Zemmours Faschistentruppe für zwei Stunden zum
       Kicken eingemietet – mit einbestellten Fotografen und Kamerateams, und Eric
       Zemmour erschien auch in sauberem neuen Trikot auf dem Platz und wollte
       sich als kämpferischer Sportkamerad inszenieren. Zum Glück war Noureddine
       Zidane anwesend, der die passenden Worte sprach: „Schafft sie hier raus.
       Alle.“ Die Mitarbeiter von Z5 schoben Faschisten und Reporter gleichermaßen
       sanft vom Gelände, und damit war eigentlich zweierlei klargemacht: Zum
       einen, dass Nazis auf stets unangenehme Weise den Fußball nutzen, um sich
       zu inszenieren. Und zum anderen, dass der Fußball es schafft, sich mit der
       ihm eigenen politischen Kraft dagegen zu wehren.
       
       Nun haben Nazis neben vielen anderen auch diese unangenehme Eigenschaft,
       überhaupt nichts zu kapieren. Vor allen Dingen nicht, wann Schluss für sie
       ist. „Ich weiß nicht, was los ist, wir spielen gut“, erklärte Eric Zemmour.
       „Wir haben nicht das Recht, hier zu spielen? Das sagt doch alles“, blökte
       er seine sich vorher überlegten Sätze in Richtung mitgebrachter Presse. Der
       Vorfall habe gezeigt, dass es „in Frankreich nicht nur No-Go-Areas, sondern
       auch No-Football-Areas“ gebe.
       
       ## Abschiebungsbefürworter fühlt sich ausgeschlossen
       
       Das beklagt der Mann, [2][dessen politisches Programm] doch gerade darin
       besteht, eine Million Menschen, die er „Ausländer“ nennt, abschieben zu
       wollen. Der also für alle, deren Familie eine Einwanderungsgeschichte hat,
       ein No-Go- und No-Fußball-Land errichten möchte. Dann würden künftig nicht
       mehr Fußballer vom sportlichen Format eines Zinédine Zidane (geboren in
       Marseille), Kylian Mbappé (geboren in Paris) oder Paul Pogba (geboren in
       Lagny-sur-Marne) für Frankreich antreten, sondern kernige Kameraden à la
       Eric „Wir spielen gut“ Zemmour.
       
       Der Fußball, diesmal in Gestalt der Zidane-Familie, hat sich schnell und
       wirkungsvoll gegen die rechtsextreme Provokation gewehrt. Noureddine Zidane
       sagte noch, dass Zemmours Mitarbeiter, der den Platz gemietet hatte, seine
       angezahlten 160 Euro zurückbekommt und vor allem, dass das Z5 nichts mit
       Rechtsextremisten zu tun haben möchte.
       
       Nun schloss sich eine bizarre Diskussion an, ob nicht die Zidanes der
       Provokation auf den Leim gegangen seien, ob es nicht besser gewesen wäre,
       sie einfach die gebuchte Zeit pöhlen zu lassen, damit sie sich nicht als
       Opfer hätten gerieren können und, und, und. Aber was wäre eigentlich gut
       daran, zwei Stunden lang Nazis den Platz zu überlassen? Was ist eigentlich
       vertretbar daran, dass ein Fußballzentrum, das sich auch um die Förderung
       jugendlicher Talente aus benachteiligten Sozialgruppen kümmert, denen
       ausgemachte Rechtsextremisten vor die Nase setzt?
       
       13 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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