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       # taz.de -- Jens Wawrczeck über Doris Day: „Bei ihr lohnt der zweite Blick“
       
       > Jens Wawrczeck hat den „Doris Day Day“ im Hamburger Metropolis-Kino
       > kuratiert. Gratuliert wird einer großen Komödiantin zum 100. Geburtstag.
       
   IMG Bild: Topstars ihrer Zeit: Doris Day und Rock Hudson 1959 in einer Szene des Films „Bettgeflüster“
       
       taz: Herr Wawrczeck, mir fällt zu Doris Day immer der Spruch des Komikers
       Groucho Marx ein, er habe „Doris Day schon gekannt, als sie noch keine
       Jungfrau war“ 
       
       Jens Wawrczeck: [1][Doris Day] fand den Spruch ja selber auch witzig …
       
       War sie denn nicht die Sauberfrau der frühen 1960er? 
       
       Aus dieser Schublade ist sie schwer herauszukriegen. Tatsächlich ist das
       aber eine sehr eingeschränkte Wahrnehmung. Zwischen 1948 und 1968 war sie
       ein Topstar, der sehr vielseitig gearbeitet hat. In dieser Zeit hat sie oft
       berufstätige Frauen gespielt. Das haben andere Megastars wie Marilyn Monroe
       oder Elizabeth Taylor nicht gemacht.
       
       Es geht mehr um das Image, mit dem Hollywood sie verkauft hat. Und dass es
       da oft sehr verklemmt um Sex geht, machen ja Titel wie „Bettgeflüster“,
       „Ein Pyjama für Zwei“ oder „Spion in Spitzenhöschen“ klar. 
       
       Das Verbrechen der deutschen Verleihtitelgeber ist enorm. Ich will nicht
       sagen, dass die 39 Filme, die Doris Day gemacht hat, alles Meisterwerke
       sind. Aber sie war immer eine hochprofessionelle Frau und es ist
       bewundernswert, wie sie sich oft mit einem Augenzwinkern durch diese nicht
       immer großartig geschriebenen Drehbücher gespielt hat. Doris Day wird immer
       nach ihren Rollen bewertet und nicht danach, was sie konnte. Dabei war sie
       eine brillante Komödiantin, die genau wusste, wie man Pointen setzt. Bei
       Doris Day lohnt der zweite Blick.
       
       Seltsamerweise ist sie dann zu einer queeren Ikone geworden. In dem Film
       „Calamity Jane“, in dem sie den Song „Secret Love“ singt, werden lesbische
       Subtexte hineingelesen.
       
       Ich weiß nicht, ob sie das damals mitgekriegt hat. Aber wichtiger war wohl,
       dass sie eng mit [2][Rock Hudson] befreundet war, und neben Elizabeth
       Taylor als eine der wenigen auch dann noch zu ihm gestanden hat, als er an
       Aids erkrankt war.
       
       Wie bewerten Sie als Sänger die Musik von Doris Day? 
       
       Ich finde ihre Stimme unglaublich sexy. Scheinbar so nebenbei hat sie immer
       wieder großartige Jazzalben eingespielt, zum Beispiel mit André Previn.
       
       Wie haben Sie die drei Filme ausgewählt, die am Samstag im Metropolis
       gezeigt werden? 
       
       In so einem Programm muss man einfach die Komödie „Bettgeflüster“ mit Rock
       Hudson zeigen, durch die sie eine Stilikone wurde. Dann wollte ich einen
       Film zeigen, in dem sie dramatisch spielte, und das ist nun „Love or Leave
       Me“ geworden. „Caprice“ von Frank Tashlin war schließlich einer ihrer
       letzten Filme. Das ist eine James-Bond-Persiflage, in der sie so taff ist,
       dass man von der süßen Sauberfrau überhaupt nichts mehr findet.
       
       14 Apr 2022
       
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