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       # taz.de -- Die Wahrheit: Sperma für den Präsidenten
       
       > Alte Geheimakten des irischen Staates enthalten, wenn sie der
       > Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, einige brisante und kuriose
       > Geschichten.
       
       Die Veröffentlichung geheimer irischer Staatspapiere ist bisweilen recht
       unterhaltsam. Aber man muss Jahrzehnte darauf warten. So hat man erst jetzt
       erfahren, dass Prinzessin Christa von Preußen, Enkelin des letzten
       deutschen Kaisers Wilhelm II., 1978 den irischen Präsidenten Patrick
       Hillery gebeten hat, ihren Familienschmuck wiederzubeschaffen.
       
       Die Prinzessin war in Dublin zu Besuch bei einer aus Bayern stammenden
       Freundin, die in Irland reich geheiratet hatte. Beim Dinner drangen
       bewaffnete Maskierte, wohl Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee
       (IRA), in die Villa ein und beraubten die Speisenden. Hillery erfuhr, dass
       die Prinzessin ihr gesamtes Vermögen in den beiden Weltkriegen verloren
       habe und lediglich ein paar Juwelen besaß. Diese Erbstücke waren nun auch
       futsch. Laut Liste für die Versicherung handelte es sich um 30
       außergewöhnliche Kleinode im heutigen Wert von knapp 80.000 Euro – was man
       eben so einpackt, bevor man zu einem Kurzurlaub aufbricht.
       
       „Die Prinzessin in ihrer bescheidenen aristokratischen Art“ habe über die
       „unschöne Sache“ nicht öffentlich gesprochen, weil sie der irischen
       Tourismusindustrie nicht schaden wollte, heißt es in den Staatspapieren.
       Dem Präsidenten gelang es nicht, den Schmuck aufzutreiben.
       
       ## Manchen sind Staatspapiere peinlich
       
       Preußens Christa war zwar zu einem Pferderennen nach Dublin gekommen, aber
       vielleicht hätte Hillery sie mit einem Elefanten trösten können. Das Tier
       war ihm nämlich 1979 beim Staatsbesuch in Tansania geschenkt worden. Ein
       Jahr später fragten die Afrikaner nach, wann die Dubliner Regierung die
       Transportkosten für Mimi, den Elefanten, zu bezahlen gedenke. Der
       zuständige irische Regierungsbeamte antwortete, er habe den Elefanten
       völlig vergessen, aber weder das Außenministerium noch der Präsident hätten
       Geld dafür übrig.
       
       Mimi wohnte zu der Zeit längst im Dubliner Zoo. 1982 schickte man das
       unerwünschte Geschenk nach Southampton. Der dortige Zoo schloss jedoch drei
       Jahre später, und danach verliert sich von Mimi jede Spur.
       
       Mit einem anderen Geschenk konnte Hillery sich aber anfreunden. Der
       Engländer Robert Sangster, der Hunderte von Rennpferden auf der ganzen Welt
       besaß, ließ dem Präsidenten das Sperma seines besten Hengstes zukommen.
       Hillery reichte es an eine Stute im staatlichen Gestüt weiter.
       
       Für manchen sind Staatspapiere jedoch peinlich. So erwog die irische
       Regierung 1987, den steuersparsamen Sänger Bob Geldof, der früher bei den
       Boomtown Rats musiziert hat, für sein Projekt „Band Aid“ gegen den Hunger
       in Äthiopien für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Ein
       Regierungsbeamter schrieb jedoch in einem vernichtenden Gutachten, das
       Projekt illustriere die Gabe dieses „ziemlich abgehalfterten Popstars, die
       Narzissten der Popwelt so zu manipulieren“, dass sie seine Aktion
       unterstützten. Soviel Musikgeschmack hätte man einem Beamten im Auswärtigen
       Amt gar nicht zugetraut.
       
       11 Apr 2022
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
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