# taz.de -- Israel-Palästina-Konflikt: Steigende Spannungen
> Nach den Anschlägen eskaliert die Lage weiter. Palästinenser verwüsten
> das Josefsgrab, das israelische Militär tötet vier
> Palästinenser*innen.
IMG Bild: Palästinensische Demonstranten nähern sich der jüdischen Siedlung Beit El bei Ramallah
Berlin taz | Nach den vier auf israelischem Boden verübten Anschlägen der
letzten Wochen verschärft Israel seine Präsenz und sein militärisches
Vorgehen im Westjordanland: Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden vier
Palästinenser*innen von israelischen Sicherheitskräften getötet,
teilweise nachdem diese sie zuvor angegriffen hatten.
Montagfrüh erschoss das Militär nach eigenen Angaben einen Palästinenser
nahe der im Westjordanland gelegenen Stadt Bethlehem, nachdem dieser eine
Brandbombe in Richtung eines israelischen Fahrzeugs schleuderte. Am Sonntag
wurde eine Palästinenserin getötet, als sie einen Soldaten an einem
Grenzposten nahe der Stadt Hebron angriff. Eine weitere Palästinenserin
starb, nachdem sie sich israelischen Soldat*innen genähert und nach
Warnschüssen nicht stehengeblieben war. [1][Nach Angaben der israelischen
Zeitung Ha’are]tz war die verwitwete Mutter von sechs Kindern unbewaffnet.
Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurde außerdem
ein 17-Jähriger bei einer Razzia in Jenin getötet. Aus der Stadt stammte
auch der Angreifer, [2][der im Zentrum von Tel Aviv um sich schoss.] Der
Mann, der kürzlich fünf Menschen im orthodox geprägten Bnei Brak tötete,
kam ebenfalls aus der Nähe von Jenin. Laut Wafa wurden am Montag bei
verschiedenen Militärrazzien mindestens 23 Palästinenser*innen
festgenommen, darunter zwei Minderjährige.
Der israelische Verteidigungsminister [3][Benny Gantz schrieb am Freitag
auf Twitter], man habe bereits etwa 200 Menschen verhaftet, „wenn nötig“
werde man auch Tausende festnehmen. „Wir haben mit eiserner operativer Hand
und israelischer eiserner Faust immer gewonnen“, so Gantz weiter.
## Angriff auf zwei Israelis am Josefsgrab
Die Einsätze im Westjordanland folgen nicht nur auf die Anschläge, sondern
auch auf Übergriffe am sogenannten Josefsgrab: Am Montagmorgen wurden
[4][nach Angaben von Ha’are]tz zwei jüdische Israelis von Palästinensern
angeschossen, als sie das Grab besuchen wollten. Zwei Tage zuvor hatten
militante Palästinenser die Stätte teilweise verwüstet und in Brand
gesteckt.
Im Josefsgrab soll nach jüdischem Glauben der auch in der Bibel wichtige
Stammesvater Josef mit seinen Söhnen Ephraim und Manasse bestattet worden
sein. Das Grab ist auch für Muslime ein spiritueller Ort und war seit der
Eroberung durch Israel im Jahr 1967 immer wieder Gegenstand von
Auseinandersetzungen. Das Gebiet um das Grab gehört heute zum
Westjordanland, die Stätte ist eine israelische Enklave.
Israel will nun auch die Sperranlage zum Westjordanland erneuern und
ausbauen. Seit rund zwanzig Jahren steht dort ein Grenzzaun, der Israel und
israelische Siedlungen im Westjordanland von den Gebieten der
Palästinenser trennt. Teilweise verläuft er auch durch diese hindurch.
Teile des Zauns sollen nun durch eine etwa 40 Kilometer lange Mauer ersetzt
werden. Sie soll bis zu neun Meter hoch werden, laut
Verteidigungsministerium „aus Beton, Sicherheitsausrüstung und zusätzlichen
technischen Komponenten“ bestehen und umgerechnet rund 102 Millionen Euro
kosten.
11 Apr 2022
## LINKS
DIR [1] https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-palestinian-shot-dead-after-stabbing-israeli-officer-in-hebron-police-says-1.10733121
DIR [2] /Anschlag-in-Tel-Aviv/!5848230
DIR [3] https://twitter.com/gantzbe/status/1512366517538762756?s=20&t=xlSsbiYGGgTrn3YJ1VrozA
DIR [4] https://www.haaretz.com/middle-east-news/west-bank-escalation-two-israelis-injured-in-nablus-palestinian-shot-dead-in-jenin-1.10733953?lts=1649665749130
## AUTOREN
DIR Lisa Schneider
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