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       # taz.de -- Umstrittene Gazprom-Stiftung: Manuela Schwesig unter Druck
       
       > Rücktrittsforderungen gegenüber Mecklenburg-Vorpommerns
       > Ministerpräsidentin werden lauter. Hat sich ihr Kabinett
       > instrumentalisieren lassen?
       
   IMG Bild: Manuela Schwesig: 2020 noch strahlend für Nord Stream 2
       
       Berlin taz | Nachdem Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) [1][am
       Montag ihr Amt zur Verfügung gestellt hatte], keimt eine zweite
       Rücktrittsdebatte in Deutschland auf – die sich, wie es der Zufall will, um
       eine von Spiegels Vorgänger:innen dreht. Manuela Schwesig (SPD),
       mittlerweile Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin in zweiter
       Amtszeit, steht erneut wegen der [2][Anfang 2021 gegründeten Landesstiftung
       Klima- und Umweltschutz MV] unter Druck.
       
       Interne Unterlagen aus ihrer Staatskanzlei, über die Die Welt berichtete,
       zeigen: Die Landesregierung handelte in sehr enger Abstimmung mit dem
       russischen Staatskonzern Gazprom, der so die Fertigstellung der
       Gas-Pipeline Nord Stream 2 sicherstellen wollte, und richtete
       Stiftungszweck sowie öffentliche Kommunikation genau nach dessen Wünschen
       aus.
       
       „Nach den jüngsten Enthüllungen bin ich einfach der Meinung, dass sie die
       politische Verantwortung übernehmen und zurücktreten sollte“, sagte Moritz
       Harrer, Vizechef der FDP in Mecklenburg-Vorpommern, der taz. Das sei zwar
       noch keine offizielle Parteiposition, der Eindruck habe sich aber auch noch
       bei einigen anderen Funktionsträgern erhärtet, fuhr er fort. „Es wurde so
       viel Vertrauen zerstört, das fällt auch auf das ganze Bundesland zurück.“
       
       Mit Theresia Crone sieht das auch eine der lautesten Stimmen für
       Klimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern so. Die Fridays-for-Future-Aktivistin
       aus Schwerin, die zeitweise Vorsitzende des mecklenburgischen Klima- und
       Nachhaltigkeitsrats war, kritisiert die Stiftung schon lange. „Bereits im
       Januar 2021 war klar, dass die Klimastiftung eine Mogelpackung ist“,
       [3][schrieb] sie auf Twitter. „Mittlerweile wissen wir auch, was in der
       Packung eigentlich war: Die Landesregierung hat sich an den russischen
       Staatskonzern Gazprom verkauft. Die verantwortlichen Personen müssen
       zurücktreten.“
       
       ## Untersuchungsausschuss schon beschlossen
       
       Indes arbeitet Mario Czaja, Generalsekretär der CDU, bereits an einem Spin,
       der seine Partei aus dem Scheinwerferlicht zieht. Die regierte schließlich
       zur Zeit der Stiftungsgründung gemeinsam mit Schwesigs SPD in
       Mecklenburg-Vorpommern. Czaja sieht das Ganze nicht als Problem der
       Landesregierung, sondern der SPD. Er forderte Bundeskanzler Olaf Scholz
       (ebenfalls SPD) [4][in der Welt] zur Aufklärung des Falls auf. „Eine
       Ministerpräsidentin kann nicht gleichzeitig Putin-Lobbyistin sein“, sagte
       er.
       
       Etwas vorsichtiger drückt sich Sascha Müller-Kraenner aus, Chef der
       Deutschen Umwelthilfe. „Frau Schwesig muss natürlich selber wissen, ob sie
       diese Vorwürfe aufklären kann und ob das mit ihrem Amtsverständnis
       vereinbar ist“, sagte er der taz. „Es gibt eine ganz, ganz ungünstige
       Verquickung zwischen russischen Geschäftsinteressen und der Politik in
       Mecklenburg-Vorpommern“, findet er. „Das gehört sich in der Demokratie
       eigentlich nicht.“
       
       Auch die Umwelthilfe gehört zu denen, die schon von Anfang an von einer
       „Fake-Stiftung“ sprechen, die russische Wirtschaftsinteressen unter dem
       Deckmantel des Klimaschutzes forciere. Im Mai 2021 hatten die
       Umweltschützer:innen sogar Klage beim Verwaltungsgericht Schwerin
       eingereicht. Für sie liegt ein Missbrauch des Stiftungsrechts vor. Die
       Landesregierung hatte daraufhin einen Antrag gestellt, um die Klage der DUH
       abweisen zu lassen. Das Verfahren ist noch offen.
       
       Die aktuellen Enthüllungen beschleunigen eine Debatte, die wohl auch sonst
       nicht mehr lange ausgeblieben wäre. Längst war bekannt, dass die
       Gazprom-Tochter Nord Stream 2 das millionenschwere Gründungsvolumen für die
       Stiftung gestellt hat. Außerdem ist die Fertigstellung der zweiten
       Ostsee-Pipeline sogar offiziell einer der Stiftungszwecke.
       
       Am vergangenen Freitag beschloss die Opposition aus CDU, FDP und Grünen im
       mecklenburgischen Landtag die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses,
       der noch mehr Licht ins schon nicht mehr so ganz Dunkle bringen soll.
       
       12 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Umgang-mit-der-Flutkatastrophe/!5848505
   DIR [2] /Streit-um-Ostsee-Pipeline/!5738339
   DIR [3] https://twitter.com/TheresiaCrone/status/1513446055790141442
   DIR [4] https://www.welt.de/politik/deutschland/article238117557/Schwesigs-Stiftungsaffaere-CDU-Generalsekretaer-fordert-Aufklaerung.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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