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       # taz.de -- Zahl der Kirchenmitglieder nimmt ab: Wandel oder Untergang
       
       > Halt geben in Zeiten der Krise, das war mal Aufgabe der Kirche. Heute
       > verliert sie an gesellschaftlicher Bedeutung, weil sie den Wandel
       > verweigert.
       
   IMG Bild: Die Bedeutung der katholischen Kirche nimmt in Deutschland weiter ab
       
       In Zeiten wie diesen bin ich ganz besonders auf der Suche nach Orten des
       Friedens. Eine Unterbrechung der Ängste, Besinnung auf das Wesentliche und
       Momente des Kraftschöpfens. Orte des Glaubens.
       
       Auch als Gesellschaft brauchen wir solche Orte, moralische Wegmarker, die
       zwischen all den Krisen stabilisierend wirken. Früher hatten die Kirchen
       diese Aufgabe, heute haben sie ihre gesellschaftliche Bedeutung weitgehend
       verloren. Und vielleicht ist das auch gut so. Denn eine [1][Kirche], die
       sich nicht wandelt und nicht dazulernt, schafft sich selber ab.
       
       Seit Jahrhunderten ist zum ersten Mal mehr als die Hälfte der deutschen
       Bevölkerung weder römisch-katholisch noch evangelisch und über vierzig
       Prozent sind konfessionslos. Ein Trend, der sich seit Längerem abzeichnet,
       in den letzten Jahren aber deutlicher sichtbar wurde.
       
       Skandale und die schlechte Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der
       katholischen Kirche führen zu hohen Austrittszahlen. Viele Menschen können
       ihre Wertevorstellungen nicht mehr mit einer Kirche vereinbaren, die
       offensichtlich nicht bereit ist, die strukturellen Gründe für
       Machtmissbrauch und [2][sexualisierte Gewalt] zu beseitigen. Die Gläubigen
       dulden diese Diskriminierungen nicht mehr. Doch die [3][Kirche] sollte sich
       nicht ändern, um Menschen zu halten, sondern weil es richtig ist und
       Gerechtigkeit und Gleichberechtigung keine Maximalforderungen sind.
       
       Wie wichtig könnte in der heutigen Zeit die Stimme einer Kirche sein, die
       sich glaubhaft über staatliche Interessen hinweg für Frieden und
       Gerechtigkeit einsetzt. Wie leise wird jedoch diese Stimme, wenn ihr durch
       ein enges, realitätsfernes und menschenfeindliches Wertekorsett die Luft
       abgeschnürt wird.
       
       Die Menschen haben ihren Glauben nicht verloren, er findet nur keine Heimat
       mehr in einer Kirche, die sich immer weiter von den Menschen entfernt. Wir
       brauchen daher eine Kirche, die dazulernt. Sie könnte, in all den Krisen,
       die einen schon mal den Glauben verlieren lassen, Heimat und Stütze sein.
       Wenn sie es denn wirklich wollte.
       
       13 Apr 2022
       
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   DIR Daniela Ordowski
       
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