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       # taz.de -- Enteignungs-Debatte in Berlin: Initiative droht mit Boykott
       
       > Deutsche Wohnen enteignen kritisiert die vom Senat zusammengestellte
       > Kommission. Diese würde „im Interesse der Immobilienkonzerne“ handeln.
       
   IMG Bild: Im Roten Rathaus hält man bekanntlich wenig von der Enteignungs-Initiative
       
       Berlin taz | Der Unmut über den rot-grün-roten Senat bei der [1][Initiative
       Deutsche Wohnen und Co. enteignen] ist immens – und wie die Zusammenarbeit
       mit der Koalition aussehen kann ist offener denn je: Am Dienstagabend
       vertagte die Initiative auf ihrem Treffen die Entscheidung, wen
       beziehungsweise ob sie überhaupt Mitglieder in die vom Senat eingerichtete
       Vergesellschaftstungskommission entsenden will. „Wir haben große Zweifel
       daran, ob diese Kommission konstruktiv und im Sinne der Vergesellschaftung
       arbeiten kann“, schreibt DW enteignen in einer Mitteilung vom Mittwoch.
       
       Vor allem der SPD wirft die Initiative vor, mit der Kommission bereits eine
       Entscheidung gegen ein Enteignungsgesetz getroffen zu haben. „Die SPD hat
       die Dreistigkeit, Juristen in die Kommission zu entsenden, die klar dagegen
       sind“, heißt es weiter. Beim von der Initiative vorangetrieben
       Volksentscheid hatten im September 57,6 Prozent der Berliner*innen für
       die Enteignung großer Immobilienkonzerne gestimmt.
       
       Am Dienstag hatte der Senat [2][neun der vorgesehenen zwölf Mitglieder der
       Kommission sowie deren Vorsitzende benannt]. Offiziell ist es eine
       gemeinsame Liste von SPD, Grünen und Linken überwiegend mit habilitierten
       Jurist*innen. Nach taz-Informationen ist aber klar, welche Partei welche
       drei Mitglieder ausgesucht hat. Drei weitere Mitglieder kann die Initiative
       benennen.
       
       Den Vorsitz der Kommission wird die ehemalige SPD-Bundesjustizministerin
       Herta Däubler-Gmelin übernehmen. Die Kommission soll ein Jahr lang die
       Umsetzung des erfolgreichen Volksentscheids Deutsche Wohnen & Co enteignen
       prüfen und laut Senatsbeschluss „zunächst die Verfassungskonformität“ des
       Vorhabens prüfen.
       
       ## Plenum am 12. April
       
       Für die Initiative ist die Kommission, ihre Besetzung und wie diese verlief
       ein Affront. Deren Arbeitsweise sei völlig unklar, öffentliche Sitzungen
       seien nicht sicher. DW enteignen vermutet dahinter ein Motiv: „Es soll
       vertuscht werden, dass die Kommission im Interesse der Immobilienkonzerne
       handelt.“ Die Schlussfolgerung: „Unter diesen schwierigen Umständen müssen
       wir abwägen, was der beste Umgang mit dieser Kommission ist.“ Dafür hat
       sich die Gruppe zwei Wochen Zeit genommen bis zum nächsten Plenum am 12.
       April.
       
       Von den drei Regierungsparteien unterstützt vor allem die Linke das
       Volksbegehren. Im Entwurf des Leitantrags für den am Samstag anstehenden
       Parteitag heißt es: „Wir werden mit dem erfolgreichen Volksentscheid
       ‚Deutsche Wohnen und Co. enteignen‘ im Rücken alle denkbaren Wege und
       Möglichkeiten in das politische Handeln der Koalition tragen, Mieten zu
       begrenzen, Verdrängung zu verhindern und Menschen Sicherheit zu geben,
       damit ihre Wohnung weiterhin ihr Zuhause ist.“ Man werde die Arbeit der
       Kommission öffentlich begleiten und „die Debatte über die Sozialisierung
       von wichtigen Lebensgrundlagen“ fortführen.
       
       30 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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