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       # taz.de -- Russland pocht auf Zahlungen in Rubel: Wirtschaftskrieg um Gas
       
       > Russland will für den Rohstoff nur noch Rubel als Zahlungsmittel
       > akzeptieren. Der Westen sollte das hinnehmen – alles andere hätte fatale
       > Folgen.
       
   IMG Bild: Wladimir Putin in seiner Residenz Nowo-Ogarjowo außerhalb von Moskau am 31. März
       
       Die nächste Eskalationsstufe ist erreicht. Der russische Präsident
       [1][Putin] hat verfügt, dass der Westen seine Gasimporte in Rubel zu zahlen
       hat. Und zwar sofort, ab dem 1. April. Diese Ankündigung klingt nach
       totalem Wirtschaftskrieg, allerdings ist etwas unklar, was genau gemeint
       ist. In Berlin glaubt man nämlich, dass der Westen weiterhin in Euro zahlen
       darf. Das kann stimmen, muss aber nicht.
       
       Inmitten dieses Wirrwarrs wird jedenfalls deutlich, dass es ein
       strategischer Fehler war, dass sich die G7-Staaten kürzlich darauf
       festgelegt haben, dass sie nur in Dollar oder Euro zahlen wollen. Dieses
       Ultimatum sollte wie ein Zeichen der Stärke wirken, aber diese Stärke gibt
       es nicht. Europa braucht die russische Energie; in Deutschland macht sie 50
       Prozent der Importe aus. Umgekehrt benötigt Putin die westlichen Devisen
       nicht, um seinen Krieg zu führen, denn bei Nahrungsmitteln, Energie und
       Waffen ist Russland autark.
       
       Es wäre daher besser gewesen, sich [2][flexibel zu zeigen] und im Zweifel
       auch in Rubel zu zahlen, solange Putin keine Fantasiepreise für seine
       Währung verlangt. Es wäre zwar ein Propagandaerfolg für den russischen
       Präsidenten, wenn Rubel aus dem Westen rollen – aber im realen Krieg würde
       ihm das nicht weiterhelfen.
       
       Seine Armee ist weiterhin zu schwach, um die ganze Ukraine zu besetzen.
       Außerdem bleibt die Offensive so astronomisch teuer, dass die Inflation in
       [3][Russland außer Kontrolle] gerät. Daran ändert sich nichts, wenn der
       Westen in Rubel zahlt.
       
       Sollte Putin auf Rubel bestehen, wäre es katastrophal, wenn der Westen auf
       stur schaltet und bald kein Gas mehr fließt. Teile der deutschen Industrie
       könnten nicht mehr produzieren, die Arbeitslosigkeit würde stark steigen.
       Zugleich würde Energie viel teurer, sodass die Inflation auf über 10
       Prozent springen dürfte.
       
       Zudem darf man nicht nur im Tunnelblick auf Deutschland starren. Schwächere
       EU-Staaten wie Italien wären noch viel härter getroffen, weil sie höhere
       Energiekosten nicht stemmen können. Gleiches gilt für den globalen Süden:
       Wenn kein Gas mehr fließt, werden auch die Ölpreise steigen, weil Europa
       versuchen wird, wenigstens zum Teil auf andere Energiequellen umzusteigen.
       Arme Länder wie Kenia oder Libanon können sich dann die Ölimporte nicht
       mehr leisten, von denen sie aber abhängen.
       
       Es wäre zwar peinlich, aber man kann nur hoffen, dass der Westen einknickt,
       falls dies nötig wird. Um es zu wiederholen: Putin finanziert seinen Krieg
       nicht mit westlichen Devisen. Die Offensive in der Ukraine wird aus dem
       armen Russland ein noch ärmeres machen.
       
       31 Mar 2022
       
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