URI: 
       # taz.de -- Corona-Maßnahmen in Deutschland: Ende der harten Coronaregeln
       
       > In den meisten Bundesländern treten am 3. April die Basisregeln des
       > Infektionsschutzes in Kraft. Nur zwei behalten die Maskenpflicht.
       
   IMG Bild: In den meisten Bundesländern ist eine Maske in Schulen keine Pflicht mehr
       
       Die bisher bundeseinheitlichen Coronaschutzmaßnahmen laufen am kommenden
       Sonntag größtenteils aus. In den meisten Bundesländern ist eine Maske beim
       Einkaufen oder in Schulen dann keine Pflicht mehr. Zwar könnten die
       Landesparlamente ihre Bundesländer zu sogenannten Hotspots erklären und die
       bisherigen Coronaregeln verlängern, aber bisher setzen das nur Hamburg und
       Mecklenburg-Vorpommern um.
       
       Der Bundestag hatte am 18. März die neue Fassung des
       Infektionsschutzgesetzes beschlossen, alte Rechtsverordnungen bleiben nur
       bis 2. April im Kraft. Da etwa 76 Prozent der Bevölkerung in Deutschland
       als grundimmunisiert gelten und die Infektionen mit der
       [1][Omikron-Variante] milder verlaufen, hat sich das Infektionsgeschehen in
       Deutschland entsprechend verändert. Es droht derzeit keine flächendeckende
       Überlastung des Gesundheitssytems. Das soll das neue Gesetz
       berücksichtigen.
       
       Allerdings kritisieren selbst Mitglieder der Regierungskoalition, vor allem
       [2][von den Grünen], bei den neuen Regeln fehle die Maskenpflicht in
       öffentlichen Innenräumen. Mehrere Bundesländer beantragten am vergangenen
       Montag bei der Gesundheitsministerkonferenz, die Übergangszeit bis Ende
       April zu verlängern, scheiterten aber damit.
       
       Auch die Vorsitzende der Lehrer*innen-Gewerkschaft Erziehung und
       Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, mahnte bei der Deutschen Presse-Agentur,
       das Ende der Maskenpflicht bedeute, „den einfachsten Gesundheitsschutz für
       Beschäftigte, Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zu beenden.“
       
       ## Landesregierung Thüringen kann sich nicht durchsetzen
       
       Das Infektionsschutzgesetz sieht nun in Deutschland einen Basisschutz vor,
       welcher eine Maskenpflicht nur im öffentlichen Personennahverkehr und in
       Einrichtungen für vulnerable Gruppen vorschreibt. Abweichend vom
       Basisschutz können die Landesparlamente beschließen, wie Orte, Stadtteile
       oder Bundesländer als Hotspots gelten. Ein Hotspot setzt allerdings voraus,
       dass beispielsweise die Notfallversorgung gefährdet ist oder eine neue
       gefährlichere Variante grassiert.
       
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte die Landesparlamente
       mehrfach aufgefordert, sie sollten die Hotspot-Regeln für ihre Bundesländer
       umsetzen. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) warnte jedoch davor,
       Länder zu früh zu Hotspots zu erklären. In der ARD sagte er am
       Freitagmorgen, dass sonst bei Klagen Gerichte dagegen „ein Stoppschild
       aufstellen würden“.
       
       Viele [3][Bundesländer] wollen offenbar keine Klagen riskieren und wenden
       die Hotspot-Regeln nicht an. In ihnen gelten ab Sonntag die Basisregeln.
       Nur [4][Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern] haben sich für die
       Hotspot-Regeln entschieden. Auch die Landesregierung in Thüringen hatte das
       beantragt, doch bei der Abstimmung im Landesparlament am Donnerstag konnte
       sie sich nicht durchsetzen.
       
       Die Regierungskoalition der Linken, SPD und Grünen hat im Landtag keine
       Mehrheit. Vier Stimmen aus der Opposition fehlten ihr – die bekamen sie
       aber nicht. Die Koalition stimmte für die Maßnahmen, der Rest des
       Parlaments stimmte dagegen: das Gesetz wurde abgelehnt. Auch in Thüringen
       gelten daher ab Sonntag lediglich die Basisregeln.
       
       Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte das kommen sehen.
       Vor zwei Wochen sagte er im Bundesrat: „Ich habe den Eindruck, dass uns bei
       der Pandemieabwehr die Bundesregierung den Stuhl vor die Tür gestellt hat.“
       Selbst eine Mehrheit hätte die Maßnahmen nicht in trockene Tücher gebracht.
       FDP und AfD hatten vor der Abstimmung Klagen dagegen angekündigt.
       
       Auch der Landesvorsitzende der FDP in Hamburg kündigte eine Klage gegen die
       Hotspot-Regeln an. Allerdings: Wie die [5][Hamburger Morgenpost]
       berichtete, gibt es dagegen Widerstand vom eigenen Landesverband.
       
       1 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Coronalage-in-Deutschland/!5838308
   DIR [2] /Neue-Coronaregeln-beschlossen/!5842546
   DIR [3] /Umstrittene-Hotspot-Regelung/!5841822
   DIR [4] /Corona-Pandemie-im-Norden/!5841851
   DIR [5] https://www.mopo.de/hamburg/politik/hotspot-klage-gegenwind-fuer-fdp-chef-aus-eigener-partei/?reduced=true
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Pandemie
   DIR Gesundheitspolitik
   DIR Karl Lauterbach
   DIR Maskenpflicht
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Maskenpflicht
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ende der Corona-Quarantäne: Das Doppelleben des Karl Lauterbach
       
       Es gibt zwei Gesundheitsminister: der „alte“ warnte vor Leichtsinnigkeit,
       der „neue“ verkündet FDP-Politik.
       
   DIR Wegfall der Maskenpflicht: FFP2 in Bayern, OP-Maske in BaWü
       
       In Schulen entfällt die Maskenpflicht, im ÖPNV bleibt sie bestehen. Welche
       Maskenart wo getragen werden soll, entscheiden Bundesländer selbst.
       
   DIR Die juristische Corona-Bilanz: Demokratie in der Pandemie
       
       Die Bekämpfung der Pandemie folgte nicht nur den Inzidenzwerten. Immer
       wieder stellte die Politik gezielt die Weichen.
       
   DIR Nachrichten in der Coronapandemie: Lockerungen in der Kritik
       
       In Deutschland fallen die Coronamaßnahmen. Scharfe Kritik kommt von
       Gewerkschaften und Mediziner:innen. Für Muslime beginnt der 3. Ramadan
       in der Pandemie.
       
   DIR Nachrichten in der Coronapandemie: „Gipfel der Welle erreicht“
       
       Laut RKI-Chef ist der Höhepunkt der aktuellen Welle mittlerweile
       überschritten. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt weiter. Die Schweiz
       streicht alle Maßnahmen.
       
   DIR Nachrichten in der Coronakrise: Weiter Streit um Hotspot-Regel
       
       Bald sollen viele Coronaregeln nur noch in Hotspots gelten. Union und
       Kommunen sehen keine Rechtsgrundlage dafür. Die SPD geht bei der
       Impfpflicht auf CDU und CSU zu.
       
   DIR Coronalage in Deutschland: Gute Zahlen, schlechte Zahlen
       
       Trotz Infektionsrekord sollen bundesweite Coronaregeln am Sonntag
       auslaufen. Die Sterberate ist niedrig. Doch erste Länder verlängern die
       Maßnahmen.