# taz.de -- Zukunft der Linkspartei: Es geht ums Überleben
> Wenn es die Linkspartei nicht schafft, einen Ausweg aus ihren multiplen
> Krisen zu finden, ist sie endgültig Geschichte. Und das wäre ein Verlust.
IMG Bild: Grund verschnupft zu sein: die Linke
Wird das noch etwas mit der [1][Linkspartei]? Ihr die Totenglocken zu
läuten scheint mittlerweile geradezu zum guten Ton zu gehören. Und das ist
ja auch nachvollziehbar. Ihre Krise ist weit existenzbedrohender als jene
der PDS, nachdem sie 2002 aus dem Bundestag flog. Denn die PDS war damals
immerhin noch im Osten eine Volkspartei. Das ist die Linkspartei – mit
Ausnahme Thüringens – heute nicht mehr.
Es sind zu viele Krisen, mit denen die Linkspartei zu kämpfen hat. Der
Streit um Flucht und Migration, um das Klima, über Corona, über den
Ukraine-Krieg – in allen zentralen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen
der jüngsten Zeit ist es der Linkspartei nicht mehr gelungen, zu
vermitteln, wofür sie eigentlich steht.
Maßgeblich verantwortlich dafür ist der bis heute ungelöste Konflikt um die
frühere Bundestagsfraktionsvorsitzende [2][Sahra Wagenknecht] und ihren
Anhang, die die eigene Partei öffentlichkeitswirksam wie fälschlich als
Ansammlung von „Lifestyle-Linken“ diffamieren, die sich nicht mehr für die
„einfachen Leute“, für Arbeiter:innen und Rentner:innen, interessiere.
Dass sich die Bundestagsfraktion mit Dietmar Bartsch und Amira Mohamed Ali
an der Spitze in einem desolaten Zustand befindet, ist dabei auch nicht
gerade hilfreich. Und jetzt kommt auch noch #MeToo hinzu.
Wenn es die Linkspartei nicht schnell schafft, einen Ausweg aus ihren
diversen Krisen zu finden, ist sie endgültig verloren. Nein, dieser
Niedergang ist kein Grund zur Freude. Es braucht eine starke linke
Opposition gerade jetzt, eine „moderne sozialistische
Gerechtigkeitspartei“, wie es der Thüringer Linken-Vordenker Benjamin Hoff
formuliert hat. Das ist die Linkspartei derzeit nicht. Doch die Hoffnung,
aus ihren Ruinen werde schon etwas Neues entstehen, ist ein Trugschluss.
Gibt es diese Linkspartei nicht mehr, wird es auf absehbare Zeit nichts
mehr links von SPD und Grünen im Bundestag geben.
Auf dem Weg zum Abgrund kann eine Panne lebensrettend sein, hat einmal der
Literaturwissenschaftler Walter Jens formuliert. In diesem Sinne ist der
Rücktritt der unglücklichen [3][Susanne Hennig-Wellsow] nicht nur die
nächste Hiobsbotschaft für die Linkspartei, sondern vielleicht eine Chance.
Denn er ist ein Weckruf, endlich mit der überfälligen Erneuerung zu
beginnen. Jetzt müsste er nur noch gehört werden. Auf den verschiedenen
Flügeln gibt es immer noch etliche kluge und fähige Köpfe, ob unter den
ostdeutschen Reformer:innen oder den westdeutschen Bewegungslinken. Sie
müssen begreifen, dass es nun darauf ankommt, gemeinsam ums Überleben zu
kämpfen.
21 Apr 2022
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## AUTOREN
DIR Pascal Beucker
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